Mitteilungsblatt 4/2023, 27. Oktober 2023

GESUNDHEITSPOL ITIK

Apotheker*innen erteilen Lauterbach-Ideen Absage November wird Protestmonat

> Einen Tag vor Beginn des Deut schen Apothekertages in Düsseldorf ließ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach seine Pläne für das deutsche Apothekensystem durchsickern: u. a. Light-Apotheken ohne anwesende Apotheker*innen, Ausweitung des Mehrbesitzes und Honoraranreize ausschließlich für strukturschwache Standorte. ABDA-Präsidentin Gabriele Regi na Overwiening erteilte diesen Plänen, die der digital zugeschaltete Minister Lauterbach verteidigte, eine klare Absage – genau wie die Delegierten im Saal, die ge meinsam eine Resolution gegen die Pläne verabschiedeten. „Die verantwortungslose Undankbarkeit von Bundesgesundheitsminister Lauter bach gefährdet die sichere Arzneimittel versorgung der Menschen“, sagte Gabriele Regina Overwiening. „Der Minister hat sei ne Pläne für das Apothekensystem der Zu kunft vorab über die Medien gestreut. Die Vorhaben bedeuten in der Konsequenz die Aufhebung des Mehrbesitzverbotes. Das führt langfristig dazu, dass unser heilbe rufliches und unabhängiges Apotheken system den Angriffen von Fremdkapital

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening eröffnete den Deutschen Apothekerinnen- und Apothekertag 2023 in Düsseldorf mit einem umfassenden gesundheitspolitischen Lagebericht.

ausgeliefert wird. Der Minister verfolgt auch tief einschneidende Leistungskürzun gen, konkret sollen Filialapotheken zu blo ßen Arzneimittelabgabestellen herabge würdigt werden. In Filialapotheken, von denen es in Deutschland tausende gibt, sollen keine Rezepturen und keine Nacht- und Notdienste mehr angeboten werden müssen.“ Overwiening skizzierte in ihrer Rede, wie sich diese Pläne auf die Versorgungs praxis auswirken würden. „In erster Linie

werden unsere Patientinnen und Patien ten darunter leiden. Auf dem Land wird das Apothekensterben zunächst unge bremst weitergehen. Noch schlimmer ist aber der Blick in die Zukunft: Für unseren pharmazeutischen Nachwuchs wird es immer uninteressanter, überhaupt eine Apotheke zu eröffnen. Die angehenden Apothekerinnen und Apotheker studieren nicht jahrelang, um nach dem Studium Schmalspur-Pharmazie in einer Abgabe stelle zu betreiben.“

Dr. Wolfgang Graute

Matthias Köhler

Dr. Horst-Otto Heidel

4 / AKWL Mitteilungs blatt 04-2023

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