Mitteilungsblatt 3/2024, 26. April 2024

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Kann Magnesium Migräneanfällen vorbeugen? Ein Evidenz-Check

> Migräne ist belastend und schränkt den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen meist erheblich ein. Umso verständlicher ist der Wunsch der Betroffenen nach einer wirkungs vollen, aber nebenwirkungsarmen Prophylaxe, um die Häufigkeit der Migräneanfälle deutlich zu reduzieren. Ein Migräneanfall setzt meist plötz lich und mit heftigen Kopfschmerzen ein, oft nur auf einer Kopfseite oder in einem bestimmten Kopfbereich (z. B. Stirn oder Nacken). Die Schmerzen sind deutlich stärker als bei gewöhnlichen Kopfschmerzen und werden meist von weiteren Beschwerden begleitet (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Licht- oder Geräusch empfindlichkeit, Symptome einer Aura). Ein Migräneanfall lässt sich oftmals mit Schmerzmitteln oder Triptanen lindern. Prophylaxe Um die Zahl der Anfälle zu reduzieren, können verschiedene prophylaktische Maßnahmen ergriffen werden. Beispiels weise kann ein Migräne-Tagebuch hel fen, mögliche Migräneauslöser zu finden. Manchen Betroffenen helfen auch nicht medikamentöse Maßnahmen wie z.B. Entspannungsmethoden, Ausdauersport oder eine kognitive Verhaltenstherapie [‹]. Bei einigen Patienten werden bestimmte Arzneistoffe, wie z.B. Betablocker, Anti konvulsiva, Amitriptylin oder Botox® zur Prophylaxe eingesetzt. Manchmal möchten die Betroffenen alternativ oder zusätzlich zu dieser Thera pie noch selbst etwas tun und greifen zu freiverkäuflichen Nahrungsergänzungs mitteln oder Vitamin- und Mineralstoff präparaten. Besonders häufig wird dabei Magnesium eingesetzt. Magnesium: Heterogene Studienlage Die Studienlage zur Wirksamkeit von Ma gnesium zur Migräneprophylaxe ist sehr heterogen und nicht völlig schlüssig. In einigen Studien reduzierte Magnesium die Anfallshäufigkeit. Die Reduktion war allerdings im Vergleich zum Placebo nicht

Die Studienlage zur Wirksamkeit von Magnesium zur Migräneprophylaxe ist sehr heterogen und nicht völlig schlüssig.

Nahrungsergänzungsmitteln wie z. B. Pest wurz oder Mutterkraut, denen ebenfalls eine anfallsreduzierende Wirkung nach gesagt wird, ist die Datenlage bei Mag nesium noch relativ verlässlich. Magne siumpräparate sind im Allgemeinen von guter Qualität und haben einen definier ten Gehalt und das Nebenwirkungsprofil von Magnesium ist überschaubar und gut untersucht. Von Pestwurz ist aufgrund berichteter schwerwiegender Leberschä den in jedem Fall abzuraten. < Quellen: [ ] https://www.gesundheitsinformation.de/ migraene.html, abgerufen am . . [ ] von Luckner A, Riederer F. Magnesium in Migraine Prophylaxis-Is There an Evidence-Based Rationale? A Systematic Review. Headache. Œ Feb;‘Œ( ): ””- ”. doi: . /head. •. [ ] S -Leitlinie Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, AWMF-Registernummer – ‘• https://register.awmf.org/assets/ guidelines/ - ‘•l_S _Therapie-der-Migraeneat tacke-Prophylaxe-der-Migraene_ - .pdf

sehr ausgeprägt. Teilweise war auch die Schmerzintensität der Migräne etwas geringer. In anderen Studien zeigte sich kein Effekt [—]. Eingesetzt wurden in den meisten Studien Magnesiumcitrat oder Magnesiumoxid in Dosierungen von ˜™™ bis š™™ mg pro Tag in ein bis zwei Einzel dosen. Die Akzeptanz und Verträglichkeit der Therapie ist im Allgemeinen recht gut. Als Nebenwirkungen wurden vor allem Durchfall und Magenreizungen berichtet [›]. Trotz nicht eindeutig belegter Wirk samkeit könnte die Einnahme eines hoch dosierten Magnesiumpräparats ein The rapieangebot für diejenigen Patient*innen sein, die eine medikamentöse Prophylaxe mit einem dafür zugelassenen Arzneistoff nicht wünschen [›]. Vorsicht ist geboten bei Patient*innen mit bekannten Störun gen der Erregungsleitung am Herzen, Nie renfunktionsstörungen, Myasthenia gra vis oder Harnsteinleiden. Fazit Zur Wirksamkeit von Magnesium zur Mig räneprophylaxe gibt es mäßige Wirksam keitsbelege aus kleineren Studien. Die Stu dienlage ist heterogen, nur einige wenige Studien konnten eine Reduktion der An fallshäufigkeit zeigen. Trotzdem kann es aus unserer Sicht eine Therapieoption für Patienten sein, die eine „alternative” Pro phylaxe ausprobieren oder ergänzend zu anderen Prophylaxe-Maßnahmen einneh men möchten. Im Gegensatz zu anderen

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lage zur Migräneprophylaxe mit Mag nesiumpräparaten noch eingehender interessiert, schauen Sie gern bei EviNews. Die Kolleg*innen haben dort wertvolle In formationen zum Erkrankungsbild der Mi gräne und zur Anwendung von Magnesium in der Migräneprophylaxe zusammenge tragen. Darüber hinaus finden Sie viele an dere, interessante Informationen im Archiv von EviNews, die zu einer evidenzbasierten Selbstmedikation beitragen können.

12 / AKWL Mitteilungs blatt 03-2024

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