Mitteilungsblatt 3/2019, 18. April 2019
7. WLAT IN MÜNSTER
Mehr als sechs ABP pro Patient detektiert: „Apotheker ermitteln wie Sherlock Holmes“ Professor Dr. Ulrich Jaehde und Tom Ackermann stellen Ergebnisse der 3A-Studie vor
> Wie wichtig die Apotheke als letzte Instanz ist, um mögliche arzneimittelbezogene Probleme zu erkennen und dadurch eine falsche und gefährliche Medikation zu verhindern, zeigte beimWestfälisch-lippischen Apothe- kertag (WLAT) die Vorstellung der 3A-Studie im Rahmen der politischen Eröffnung. 3A – das steht für Apo, AMTS und AOK. Und die Zahlen, die AOK- Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann und Studienleiter Pro- fessor Ulrich Jaehde vom Pharmazentrum der Universität Bonn vor rund 800 Zuhörern beimWLAT präsentierten, sprechen eine deutliche Sprache: „Die Apotheker/-innen stellten im Durch- schnitt 6,6 arzneimittelbezogene Probleme pro Patient fest. Und das waren nur die wirklich relevanten und klinisch bedeutsamen Interaktionen“, so Jaehde. Um das herauszufinden, „gehen die Apotheker vor wie Sherlock Holmes“. Am Ende stand für die Patienten eine „deutliche Reduktion der Last unangemessener Medikation und damit ein tolles Ergebnis“. Auch die Krankenkas- sen wollten sich in den nächsten zwei, drei Jahren intensiver mit dem Thema AMTS (Arzneimitteltherapiesicherheit) befassen, betonte Tom Ackermann. 319 Patienten, 2.100 Maßnahmen Von über 500 Patienten, die an der Studie teilgenommen haben, hat die Uni Bonn aktuell 319 Fälle ausgewertet. „Für diese 319 Patientinnen und Patienten im Durchschnittsalter von 75 Jah- ren wurden insgesamt circa 2.100 Maßnahmen eingeleitet“, be- tonte Professor Jaehde. Diese umfassten ein breites Spektrum: von den Änderungen des Einnahmezeitpunkts bis zur gänzlichen Streichung des Arzneimittels in Absprache mit dem Arzt. Dies
Schrittmacher der 3A-Studie: Tom Ackermann stellte dar, welche Risiken Überverordnungen von Arzneimitteln bei den Patienten produzieren können.
belege, so Jaehde: „Apotheker sind die letzte Instanz, bevor das Arzneimittel den Patienten erreicht und die am Ende Schaden vom Patienten abwenden kann.“ Professor Jaehde stellte klar, dass ein Mehr an AMTS nicht von den Apothekern allein erzielt werden könne: „Die Zusammen- arbeit zwischen Apothekern und Ärzten ist einfach noch nicht professionell ausgeprägt.“ In Richtung der Politik adressierte er: „Es darf nicht dem Zufall überlassen werden, wie gut die beiden Berufsgruppen zusammenarbeiten.“ Dies bekräftigte auch AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff: Er forderte rechtliche und vertragliche Rahmenbedingungen, um Pilotprojekte wie Apo-AMTS in die Fläche zu bringen und eine auskömmliche Honorierung für die zeitintensiven Ana- lysen zu gewährleisten. An Bundesgesundheitsminister Jens Spahn adressierte Dieckerhoff: „Die bisher für pharmazeutische Dienstleistungen in Aussicht gestellten Gelder können ganz si- cher nur eine Anschubfinanzierung sein.“ Zudem bedürfe es ne- ben einer guten Aus- und Fortbildung der Apothekerschaft mehr passende Fortbildungen sowie mehr Raum im Pharmaziestudi- um. Denn: „Apotheker haben das Zeug, Schrittmacher der AMTS zu sein und nicht nur dabei zu sein“, so Frank Dieckerhoff. Medikationsanalyse auf AKWL-Youtube-Kanal Wer sehen möchte, wie AMTS in der Apotheke praktisch umge- setzt wird, findet einen aktuellen Beitrag von AKWL-TV auf dem Youtube-Kanal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe unter http://akwl-tv.de. <
Wir dürfen es nicht dem Zufall überlassen, wie Apotheker und Ärzte zusam- menarbeiten, betonte Professor Ulrich Jaehde.
AKWL Mitteilungs blatt 03-2019 / 7
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