Mitteilungsblatt 3/2018, 7. August 2018
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Ein gutes Beratungsgespräch unter Einbeziehung des Medikationsplans zeigte, dass die 84-jährige Patientin nicht optimal therapiert wird. Foto: ©gpointstudio
Medikationsplan kritisch hinterfragt Beispiel einer 84-jährigen Patientin zeigt Verbesserungspotenzial
• Die Dosierung von Torasemid ist mit 20 mg für die Indikation „arterielle Hyper- tonie“ zu hoch; hier wäre eine Tagesdo- sis von 2,5 bis 5 mg üblich, wohingegen höhere Dosierungen bei Ödemen oder Herzinsuffizienz plausibel wären. Auf Nachfrage gibt die Patientin an, sie nehme die „Wassertabletten“ gegen ihre geschwollenen Knöchel; eine Herz- oder Niereninsuffizienz sei bei ihr je- doch nicht diagnostiziert worden. Öde- me sind eine typische unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) von Amlo- dipin; es besteht die Möglichkeit, dass es sich hier um eine Verordnungskaska- de handelt, die durch den Wechsel zu einem weniger problematischen Anti- hypertensivum unterbrochen werden könnte. Ohnehin sollte die antihyper- tensive Therapie aufgrund des aktuell sehr niedrigen Blutdrucks kritisch hin- terfragt werden. • Zopiclon wird im vorliegenden Fall in ei- ner Dosierung von 7,5 mg/d eingenom- men. Aufgrund des fortgeschrittenen
gleich mehrere Substanzen in Frage. Das zur Behandlung der neuropathi- schen Schmerzen eingesetzte Gaba- pentin kann ebenso zu Schwindel führen wie Morphin und die verschie- denen Antihypertensiva. Vor allem die Kombination mehrerer problemati- scher Substanzen erhöht das Risiko. Be- kannt sind außerdem die sedierenden Effekte vonMorphin. Zwar können Opi- oid-Analgetika neben nicht-steroidalen Antirheumatika und Antidepressiva bei neuropathischen Schmerzen wirk- sam sein, es gibt aber auch Fälle von Opiod-Resistenzen. Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie ist die Therapie bei Non-Respondern konsequent zu beenden. Da das Mor- phin bei der Patientin aber in der Ver- gangenheit gute Wirksamkeit zeigte, scheint es wahrscheinlicher, dass die Dosierung der Dauertherapie zu nie- drig gewählt ist, worauf die bis zu vier- mal tägliche Einnahme von Capros akut 10 mg hindeutet.
> Eine 84-jährige Patientin legt im Rahmen eines Beratungsgesprächs ihren Medikationsplan vor (siehe rechts) und bittet die Apotheke, ihre aktuelle Medikation zu begut- achten. Sie klagt über Tagesmü- digkeit, Schwindel, vor allem beim Aufstehen, und eine unzureichend kontrollierte Schmerzsympto- matik. Neben einer arteriellen Hypertonie leidet die Patientin seit einem Bandscheibenvorfall vor vielen Jahren unter neuropa- thischen Schmerzen. Eine vor Ort durchgeführte Blutdruckmessung ergibt einen Wert von 100/70. Die Medikationsanalyse der Apothekerin ergibt folgende arzneimittelbezogene Pro- bleme: • Das von der Patientin beklagte Schwin- delgefühl sowie die Tagesmüdigkeit sind wahrscheinlich medikamentös bedingt; als Ursache hierfür kommen
12 / AKWL Mitteilungs blatt 03-2018
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