Mitteilungsblatt 2/2024, 23. Februar 2024
STIFTUNGSPROFESSUR
Björn Burckhardt denkt nicht in Sektorengrenzen „ Mein Ziel ist es, ein patientenorientiertes und interprofessionelles Lehrkonzept zu verankern “ Der Inhaber der ersten Stiftungsprofessur der AKWL an der Universität Münster im Porträt
> Paragraph : Jeder macht seins. Exakt dieses Denken, in den Grenzen abgeschotteter Sektoren des Gesund heitswesens ist Professor Björn Burckhardt fremd. Seit gut einem Jahr ist er Inhaber der neu geschaffenen Stiftungsprofessur für individualisierte Pharmakothe rapie am PharmaCampus der Universität Münster und macht deutlich, wie er sich die heilberufliche Zukunft vorstellt: „Mein Ziel ist es, ein patientenorientiertes und interprofessionelles Lehrkonzept zu verankern.“ Getreu der Devise „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nim mermehr“, soll die universitäre Ausbildung von Apotheker*innen und Ärzt*innen in Münster von Beginn an im fachlichen Mitein ander erfolgen. Das schaffe die Grundlage dafür, dass auch in der Therapie Sektorengrenzen keine Rolle mehr spielen und die große Herausforderung des heilberuflichen Miteinanders angegangen werde. Bei der individualisierten Pharmakotherapie geht es unter anderemum die an einzelne Patient*innen angepasste Dosierung von Arzneimitteln. „Es ist eine ureigene Aufgabe des Apothekers, dafür Sorge zu tragen, dass Arzneimittel richtig dosiert werden“, sagte Dekan Joachim Jose bereits, als die Stiftungsprofessur vor drei Jahren im Schulterschluss von Rektorat, Dekanat und AKWL auf den Weg gebracht wurde. Die patientenorientierte Anpas sung sei eine zukünftige Aufgabe der heutigen Studierenden. Schon jetzt spiele die individualisierte Pharmakotherapie eine große Rolle in der Immun- und zunehmend auch in der Tumor Therapie. Forschungsschwerpunkt Kallikrein-Kinin-System Erkenntnisse zur individuellen Wirksamkeit von Medikamenten erhoffen sich alle Beteiligten von Björn Burckhardts Tätigkeit am PharmaCampus. Am . Oktober wurde er zum Professor er nannt, und um die Jahreswende / nahm er seine Tätig keit an der Corrensstraße auf, mit einem inzwischen siebenköp figen Team. Dazu zählen die Postdoktorandin Dr. Tanja Gangnus , die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Marcel Hohlmann, Ale na Moritz, Petra Wisniewski, Linus Liebeton und Thomas Walter sowie der Technische Assistent Finn Dressler. Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit von Björn Burckhardt und seinemTeam liegt auf demKallikrein-Kinin-System. Es ist eng mit dem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, dem Komple mentsystem und Neurokininen (bspw. Substanz P) verknüpft, je doch in seinem komplexen Zusammenspiel bisher unzureichend beschrieben ist. Das Kallikrein-Kinin-System spielt unter anderem bei großen Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes melli tus und Krebs, seltenen Erkrankungen wie dem hereditären An
In Münster angekommen: Am . Oktober wurde Björn Burckhardt zum Professor für individualisierte Pharmakotherapie ernannt. Der -jährige ist da mit Inhaber der bundesweit ersten Stiftungsprofessur einer Apothekerkammer.
gioödem und auch bei entzündlichen Erkrankungen wie der Sep sis, oder Malaria etc. eine bedeutsame Rolle. Die Arbeitsansätze seiner Forschungsgruppe tragen nicht nur zu einem besseren Grundlagenverständnis der physiologi schen und pathophysiologischen Regulation im Organismus bei, sondern bergen das Potential, neue vielversprechende Wirkstoff targets für unterschiedliche Krankheiten zu identifizieren. Diese Potenziale zeigte Professor Björn Burckhardt am . Januar bei seiner Antrittsvorlesung am PharmaCampus eindrucksvoll auf: „Hierauf aufbauend führen wir präklinische und klinische Studi en in Kooperation durch, bei denen unsere Arbeitsgruppe neue Leitstrukturen für identifizierte Wirkstofftargets pharmakokine tisch, pharmakodynamisch und auch pharmakometabolomisch umfassend beleuchtet.“ Zehn zusätzliche Studienplätze in Münster Für diese bioanalytische Forschung fußen die massenspektro metrischen Analysen der Arbeitsgruppe auf biologischen Flüssig keiten sowie Einblicken in Abläufe der Kaskaden in biologischem Gewebe. Die Ausrichtung der Arbeitsgruppe verfolgt dabei pers pektivischdas Ziel, eine individualisierte Pharmakotherapie voran zubringen. Und damit sind wir wieder genau am Ausgangspunkt: Um die Versorgung zu verbessern, braucht es mehr Approbierte. Die Stiftungsprofessur ermöglicht die Ausbildung von jährlich zehn zusätzlichen Pharmazie-Absolventen in Münster. „Neben der weiteren Stärkung der klinischen Pharmazie begegnen wir auf diesem Wege dem hohen Bedarf an Apothekerinnen und
10 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2024
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