Mitteilungsblatt 2/2023, 28. April 2023

KOLUMNENTITEL GESUNDHEITSP ITIK AKTUEL

der BfArM-Liste. Schulz ist selbst Mitglied des Beirates im BfArM, der sich mit den Lieferengpässen befasst: „Die Liste, wenn es sie denn überhaupt gibt, hat mit der Versorgungsrealität nichts zu tun“. Nicht zuletzt kritisierte er, dass die Hersteller Meldungen für die Engpass-Liste freiwillig sind. Schmerzmittel, wie etwa Fiebersäfte für Kinder, seien zudem nicht aufgeführt. Weil die Liste nicht in den Warenwirt schaftssystemen der Apotheken aufruf bar ist, hätten die Apothekenteams vor jedem Austausch auf der Seite des BfArM nachschauen müssen. Die vernichtende Bewertung von Schulz: „Diese Regelung ist nichts anderes als bürokratischer Irr sinn.“ Für das Management von Liefereng pässen seien mindestens sechs Stunden pro Woche pro Apotheke nötig. Bundes weit geht die ABDA von etwa 20 Millionen verordneten, aber nicht verfügbaren Arz neimitteln pro Jahr aus. <

des Ministers kommt nicht infrage!“ Und diese Maßnahme zeigt Wirkung, wie die jüngste Überbeitung des ALBVVG im Ka binett, insbesondere die Streichung der Verbindung mit der BfArM-Liste, zeigt.

Realitäten anzupassen. Die Bundesregie rung muss jetzt handeln, um die Arznei mittelversorgung für Millionen Menschen langfristig sicherzustellen. Ein neuer Ab satz im ALBVVG-Kabinettsentwurf reicht dazu völlig aus. Die Apotheken brauchen auch zukünftig einen flexiblen Entschei dungsspielraum bei der Auswahl von Me dikamenten und einen angemessenen Engpass-Ausgleich als Honorar für den personellen Mehraufwand.“ Dass die Austauschfreiheiten laut Lauterbachs Entwurf voraussichtlich ab August an die sogenannte BfArM-Liste ge knüpft werden sollen, hat die ABDA schon mehrfach zurückgewiesen. „Der Entwurf ist handwerklich schlecht. Er führt weder zu einer Entbürokratisierung noch zu ei ner Versorgungsverbesserung oder einer Flexibilisierung“, kritisierte Overwiening gegenüber den Medienvertreter*innen. Die Apothekerschaft plant politische Protestaktionen, um die Gesundheits politik wachzurütteln. Ein Wegducken

Größtes, hausgemachtes Versorgungschaos abgewendet

Mehrfach benannte die ABDA-Präsiden tin Beispiele aus dem Apothekenalltag. Weil schwer verfügbare Fiebersäfte bei spielsweise nicht auf der BfArM-Liste stehen, hätten die Apotheken nach den neuen, von der Ampel-Koalition geplan ten Regelungen keine Versorgungsmög lichkeiten mehr. Kranke Kinder müssten gemeinsam mit ihren Eltern zurück in die verordnenden Praxen geschickt werden. Overwiening warnte: „Den Patienten und uns droht womöglich das größte Versor gungschaos in der Geschichte der Bun desrepublik.“ Auch ABDA-Geschäftsführer Martin Schulz erneuerte seine Kritik an

Wir machen alles möglich, um Patientinnen und Patienten trotz Lieferengpässen mit lebens notwendigen Medikamenten zu versorgen. Das Mindeste, was wir dafür brauchen, sind einfache Regeln und ein faires Honorar. Hierzu erwarten wir von der Regierung größtmögliche Unterstützung.

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