Mitteilungsblatt 2/2023, 28. April 2023
EDITORIAL
Editorial
Auch einmal um die Ecke denken Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe E-Mail: praesidium@akwl.de
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die ersten drei Monate des neuen Jahres haben es gezeigt: Bei der Bewältigung der zentralen Zukunftsaufgaben unseres Be rufsstandes kommt es in erster Linie auf uns selbst an. Von der viel zitierten Apothekenstärkung der Ampel-Koalitionäre, die sich so selbstbewusst bereits vor Amtsantritt als Fortschrittskoalition gelobt haben, ist so gut wie gar nichts zu sehen. Daher heißt es für uns: Wir müssen laut werden. Dies ist unsere Ankündigung und bei dieser bleibt es, allen anderslautendenMel dungen zum Trotze. Zu unseren politischen Forderungen gibt es eine breite Zustimmung des Berufsstandes. Daraus erwächst die Verpflichtung an die ABDA mit allen Kammern und Verbänden, diesen Forderungen der Apothekerschaft in den nächsten Wo chen vehement Nachdruck zu verleihen. Öffentlichkeitswirksam und deutschlandweit. Uns allen muss aber auch klar sein, dass die Honorardebatte eine große Herausforderung darstellt. Des halbmüssen wir für diese einen langen Atemmitbringen. Den ha ben wir. Weil dieser erforderlich sein wird. Auch wenn wir uns alle wünschen, dass es schneller und einfacher gehen könnte. Zugleich sind wir auch gut beraten, wenn wir weiterhin kreativ bleiben, gleichsam um die Ecke denken, wenn wir unsere selbst gesteckten Ziele erreichen wollen. Ich möchte das einmal an ei nem zentralen Ziel, der auskömmlichen Versorgung der Apotheke vor Ort mit Fachpersonal, festmachen. Es steht außer Frage, dass wir deutlich mehr Pharmazie-Studienplätze benötigen und eben so auch eine Erweiterung des aktuellen Angebots an PTA-Ausbil dungsplätzen. Ebenso unverzichtbar ist eine signifikante Dynami sierung der apothekerlichen Vergütung, damit die Löhne in den Apotheken weiter steigen können. Aber, um die Ecke gedacht, bringen uns auch kreative Vorschläge unseren Zielen näher:
Erstens: Bereits vor zwölf Jahren haben wir in Westfalen-Lippe den Nacht- und Notdienst reformiert und steuern ihn digital. Wir sparen seither jedes Jahr 12.000 bis 13.000 Dienste ein. Ohne die Reform wäre jede Apotheken in Westfalen-Lippe heute mit durchschnittlich 24 Diensten belastet. Aktuell sind es jedoch „nur“ 15 Dienste. Dadurch fallen in der Nacht Jahr für Jahr über 200.000 Arbeitsstunden weg, die über Tage deutlich besser ein gesetzt sind. Umgerechnet entspricht das 120 Vollzeitstellen. Zweitens: Die Zahl unserer Mitglieder ist in den vergangenen Jahren über zehn Prozent gewachsen, die der nicht berufstäti gen (Rentner*innen ausgeklammert) aber sogar um über 40 Pro zent. Wir müssen und werden uns daher verstärkt dieser Gruppe widmen, um mit Wiedereinsteiger*innen dem Personalmangel entgegenzuwirken. Drittens: Derzeit sind nur 55 Prozent unserer Mitglieder in Voll zeit tätig. Drei Viertel der Apothekerinnen zieht es in die Offizin, aber nicht einmal jede Sechste in die Selbstständigkeit. Auch hier müssen wir ansetzen, wenn wir die Personalengpässe bekämp fen wollen. Wir brauchen mehr Arbeitszeit im Beruf und mehr Inhaberinnen. Und selbstverständlich, hier schließt sich der Kreis, bedarf es hierfür einer stärkeren Wertschätzung unseres Berufs, nicht zuletzt auch durch deutlichmehr Geld im SystemApotheke.
Mit freundlichen, kollegialen Grüßen
AKWL Mitteilungs blatt 02-2023 / 3
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