Mitteilungsblatt 2/2022, 12. Mai 2022

FORTBI LDUNG AUS-/FORTBI LDUNG UND AMTS

Apo-AMTS wird ab sofort zu ATHINA Zwölf AMTS-aktive Kammern treten zukünftig gemeinsam als ATHINA-Verbund auf Ein Fall aus CIRS-NRW

> Seit beinahe zehn Jahren führen die Landesapothekerkammern mit teils unterschiedlichen Schulungs- konzepten erfolgreich Qualifizie- rungen im Bereich der Arzneimit- teltherapiesicherheit (AMTS) durch. Das Ausbildungsapothekenkon- zept Apo-AMTS und ATHINA sind die federführenden Schulungskon- zepte, die seit 2012 dazu beitragen, die Medikationsanalyse und das Medikationsmanagement in öf- fentlichen Apotheken zu etablie- ren und Apotheker*innen auf ih- remWeg dorthin zu begleiten. ATHINA steht für ArzneimittelTHerapie- sicherheit IN Apotheken. Schon immer bestand eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowohl der ATHINA- Kammern untereinander als auch mit der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), die das Konzept Apo-AMTS um- setzte. „In gemeinsamen Treffen haben wir immer wieder zielorientiert an der Weiterentwicklung der Konzepte gear- beitet“, sagen Dr. Armin Hoffmann, Prä- sident der Apothekerkammer Nordrhein und Gabriele Regina Overwiening, Präsi- dentin der Apothekerkammer Westfalen- Lippe. Mit der Zeit entstand die Überle- gung, die beiden Schulungskonzepte zu > Die Buchstaben „CIRS“ stehen für Critical Incident Reporting-Sys- tem, zu Deutsch „Datenbank für kritische Ereignisse“. Es handelt sich m in int rnetgestütztes, einrichtu gsübergreifendes Be- ichts- und L nsyst m zur anony- men Meldung von kritischen Ereig- nis en in der Patientenversorgung. CIRS-NRW ist eine gemeinsame Initiati- v d r Ärzt kammern Nordrhein (ÄKNO) und Westfale -Lippe (ÄKWL), der Kas- senärztlichen Vereinigu gen Nordrhein (KVNO) u d Westfalen-Lippe (KVWL) und d r Krankenhausgesellsch ft Nordrhein- Westfalen (KGNW) sowie d r Apotheker- kammer Nordrhein (AKNR) und Westfa- len-Lippe (AKWL) in Zusam enarb it mit dem Ärz lichen Zentrum für Qual tät in d r Me izin (ÄZQ). CIRS-NRW soll dazu beitragen, dass über kritische Ereig isse offen gespro- chen und aus ihnen gelernt wird. Somit sollen Wege zur Verm idung von Risiken diskutiert und Lö ungsstrategien erar- beitet werden. Langfristig soll CIRS-NRW dazu b i ragen, die Sicherheitskultur in Nordrhein-Westfalen zu verbesser und d e Patientensic rheit zu fö dern. CIRS- NRWdient somit auch als Instrument des Risiko- und Qualitätsm nag ment . Dieser Fall erichtet von einer Patientin, bei der eine zu lange Medikamentenein- nahme von Prednisolon erfolgt ist. Grund hierfür war die fehlende Angabe bzw. Kommunikation über die zu erfolgende Einnahmedauer der betreffenden Medi- kation nach der zu behandelnden Erkran- kung. Zudem wurde bei dem Ansetzen on neuer Medikation nicht nach der bis- h rigen Dauermedikation gefragt. Somit kam es zu einer Verordnungskaskade. Pr dnisolon wirkt bei allergischen und en zündlichen, nicht-i fektiösen Erkran- kungen antiallergisch und a tiinflam- matorisch. Wird Prednisolon lang ristig angewendet, können weitere Neb nw r- k ngen uftr ten, die im Rahmen des Cushing Syndroms bekannt sind. So k es vermutlich auch bei der Pati ntin zu ei em er öht n Blutd uck, der mi weit - ren Präparaten g senkt werden so lte. vereinheitlichen, um effizienter auftre- ten zu können. Gute Zusammenarbeit stärken „Mit Blick auf die Planungen rund um das Thema ‚Pharmazeutische Dienstleistun- gen‘ und die zukünftigen Herausforde- rungen im Bereich der AMTS galt es, die gute Zusammenarbeit zu stärken, um ge- meinsam als Verbund AMTS-aktiver Kam- mern auf berufspolitischer Bundesebene und auch gegenüber den Leistungser- bringern auftreten und mitgestalten zu

Einnahmedauer bei Prednisolon überschritten Folgendes kritisches Ereignis fiel in einer Apotheke auf:

Fall-Nr.: 231472

Professoren für Klinische Pharmazie der Universitäten Münster (Professor Dr. Ge- org Hempel), Düsseldorf (Professorin Dr. Stephanie Läer) und Bonn (Professor Dr. Ulrich Jaehde) entwickelt. Apo-AMTS: Über 1.900 Teilnehmer*innen Seit September 2012 bietet die AKWL an, den Status „Ausbildungsapotheke“ bzw. „AMTS-qualifizierte Apotheke“ und den Titel „AMTS-Managerin/AMTS-Manager“ zu erlangen. An der Universität Münster nimmt eine von der Kammer finanzierte AMTS-Koordinatorin eine zentrale Rolle im Lehr- und Versorgungsforschungskon- zept ein. Bewusst richtet sich Apo-AMTS nicht nur an die Pharmazeuten im Prak- tikum, sondern bezieht die ausbildenden Apotheken mit ein. Mit bisher gut 1.900 erfolgreichen Teilnehmer*innen ist es bis dato das bundesweit am stärksten ge- nutzte AMTS-Qualifizierungsprogramm. ATHINA wurde im Jahr 2012 Zunächst erfolg d e Prüfung, ob das rich- tige Medikament für den richtige Pati- enten verordnet wurd . D e genaue An- gabe und Dokumentation der verordne- en Do is und des Verabreich ngsz itrau- mes ein s Arzn imittels ist fü Pa ienten ntsp chend ssenziell für die richtige Anwendung des Arzneimittels. < Was war das Ergebnis? Das Prednisolon wird ausschleichend abdosiert (10 Tage 2,5mg dann 10 Tage 1,25mg). Der Blutdruck wird weiterge- hend überwacht. Das Baldrian und das Bisoprolol können somit ggf. wieder abgesetzt werden. Wo sehen Sie Gründe für dieses Ereignis und wie hätte es vermieden werden können? Es wurde nicht mit der Kundin bespro- chen, dass das Prednisolon nur kurz- fristig eingenommen wird und dann abdosiert werden soll.

Was ist passiert? Eine Patientin verspürt seit einiger Zeit innere Unruhe. Hierzu hatte sie auch schon ein Baldrian-Präparat gekauft. Nun waren bei der Routine-Kontrolle in der Arztpraxis der Blutdruck und der Puls zu hoch. Es wurde zunächst Bisop- rolol 1,25mg/d angesetzt. Die Patientin kann sich den erhöhten Blutdruck nicht erklären. Ihr Blutdruck sei immer eher zu niedrig gewesen. Sie hat vor meh- reren Wochen einen starken grippalen Infekt gehabt und deswegen Predniso- lon 5mg verschrieben bekommen, was sie auch immer noch gleichbleibend einnimmt.

Nahezu flächendeckend gibt es mittlerweile im Bundesgebiet AMTS-Schulungsangebote und -konzepte für Apotheker*innen. Blau markiert sind die Kammergebiete des ATHINA-Verbundes, dunkelblau markiert die Region des bundesweiten Modellvorhabens ARMIN. ARMIN geht in Sachsen und Thüringen noch einen Schritt weiter und bindet Ärzteschaft und Krankenkassen in das Projekt ein, das perspektivisch bundes- weit ausgerollt werden soll.

können“, erklären die Präsidentinnen und Präsidenten der zwölf beteiligten Kam- mern. Vor diesem Hintergrund haben

„ In gemeinsamen Treffen haben wir immer wieder ziel- orientiert an der Weiterentwicklung der Konzepte gearbeitet. “ GABRIELE REGINA OVERWIENING UND DR . ARMIN HOFFMANN

die AMTS-aktiven Kammern eine Zusam- menführung der beiden AMTS-Konzepte ATHINA und Apo-AMTS beschlossen. In gemeinsamen Gesprächen wurde her- ausgearbeitet, welche Anpassungen in den Curricula der beiden AMTS-Konzepte hierzu erforderlich sind. Diese haben An- klang in allen beteiligten Kammern ge- funden und wurden durch entsprechen- de Vorstandsbeschlüsse bestätigt. Das Apo-AMTS-Konzept wurde ab 2011 von der Apothekerkammer West- falen-Lippe in Kooperation mit den B i j der Anordnung und Ausführung von Medik tionsgaben muss daher di 6-R- R gel konsequ nt angewendet werden. D 6-R-Regel be n altet folgende Pu kte: 1. Richtiger Patient? 2. Richtiges Medikament? 3. Rich ige Dosi ? 4. Richtiger Zeitpunkt? 5. Richtiger Applika ionsweg? 6. Richtig Dokumentation?

D 6-R-Regel sollt bei jeder Anordnu g und Ausführung von Medikationsgaben angewendet werden. In einem Beratungsgespräch können die einzelnen Punkte abgefragt und geklärt werden.

12 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2022 4

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