Mitteilungsblatt 2/2020, 14. Mai 2020

EDITORIAL

Editorial

Und täglich grüßt...

Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe E-Mail: praesidium@akwl.de

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn Sie dieses Mitteilungsblatt in Ihren Händen halten, dann hängen Ihnen Begrifflichkeiten wie Covid-19, Corona-Krise und Pandemie vermutlich sprichwörtlich zu den Ohren heraus. Be- reits seit März hält uns die Corona-Pandemie in Atem und stellt uns vor stetig neue Herausforderungen. Und wenn wir dann nach einem Acht-, Zehn-, Zwölf- oder nicht selten auch 14-Stunden-Tag aus der Apotheke heimkehren, warten die Dis- kussionen zum selben Thema im Familien- und Freundeskreis ebenso regelmäßig auf uns wie der nächste ARD-Brennpunkt zur Corona-Krise. Vieles erinnert mich derzeit an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. So wie der von Bill Murray gespielte Wetteransager in einer Zeitschleife festsitzt und ein und dasselbe Geschehen täglich wieder aufs Neue erlebt, sind auch wir in einer völligen Ausnahmesituation gefangen. Wichtig ist es in diesen Tagen und wird es weiterhin sein, dass wir nicht erstarren oder uns lahm- legen lassen, sondern uns sukzessive aus der Krise befreien, mit all unseren apothekerlichen Stärken und Tugenden. Denn dass es möglicherweise einmal zu einer Pandemie kom- men könnte, haben wir alle seit gut 15 Jahren, als wir uns ge- meinsammit einem umfassenden Pandemieplan, vielen kleinen Braunglasfläschchen, Einwegspritzen und Co. auf eine mögliche massenhafte Verbreitung eines mutierten Schweinegrippe-Vi- rus eingestellt haben, gleichsam „auf dem Schirm ˝ gehabt. Und so muss es auch nicht verwundern, wie schnell und wie agil sich viele Apotheken auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt haben: InWindeseile undmitunter über Nacht wurde die Offizin mit Plexiglaswänden ausgestattet, wurden Aufkleber und Hin- weisschilder erstellt, der Botendienst ausgebaut, Schutzmasken organisiert, Desinfektionsmittel hergestellt und mitunter auch Tätigkeiten für die Hausärzte miterledigt (wie das Weitergeben von AU-Bescheinigungen), die vermutlich außerhalb einer Pan- demie zu einem interdisziplinären Erdbeben geführt hätten. Was hat die Krise gezeigt? Wenn es Ernst wird in Deutsch- land, dann brauchen wir den wohlfeilen Rat von externen Ge- sundheits- und Managementberatern ebenso wenig wie an der “

grauen Theorie ausgerichtete bürokratische Hemmnisse. Dann sind vielmehr zupackende Apotheker, Ärzte, Krankenpfleger und Co. gefragt, die ihre Patienten versorgen und begleiten. In dieser Ausgabe unseres Mitteilungsblattes finden Sie auf den Seiten fünf bis neun eine Vielzahl von guten Beispielen dafür, auf welch großartige Weise die Apotheken-Teams in Westfalen-Lippe aktiv geworden sind, als sich viele andere Bereiche des Gesundheits- wesens und der Gesellschaft noch in der Corona-Schockstarre befanden. Und Sie alle haben diese Leistungen dauerhaft er- bracht: Seit Beginn der Corona-Krise sind mehr als 99 Prozent der Apotheken in Westfalen-Lippe am Netz geblieben. Der Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ findet übrigens ein Happy-End, weil es demHauptdarsteller gelingt, aus dem zu- nächst täglich gleichen Tagesablauf zu lernen, seine Umgebung zu beeinflussen und sich so aus der Zeitschleife zu befreien. Ich bin ganz sicher, dass es uns auch gelingen wird, mit der richtigen Mischung aus Geduld und Handlungskraft, diese Pandemie zu besiegen. Wichtig wird es dann aber sein, dass auch wirklich alle Akteure aus Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung die richtigen Lehren aus der Corona-Krise ziehen. In der Zeit nach Corona darf es nicht sein, dass mit Blick auf die Arzneimittelver- sorgung der ebenso ideenlose wie gesundheitsgefährdende Mix aus Spargesetzen, Bürokratisierung und hemmungsloser Libera- lisierung und Ökonomisierung ein Revival erlebt. Eine solche Po- litik in „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Manier hätte nichts aus der Krise gelernt und würde diejenigen dann nun wirklich lähmen, die entscheidenen Anteil daran haben, dass wir, besser als fast jedes Land weltweit, bisher diese Pandemie bewältigt haben. Bleiben Sie also engagiert und kämpferisch und vor allem gesund!

Mit freundlichen, kollegialen Grüßen

AKWL Mitteilungs blatt 02-2020 / 3

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