Mitteilungsblatt 1/2018, 15. Februar 2018

APOTHEKENBETRIEB

Wissen für die Praxis

Die Harnwegsinfektion (HWI) ist die häufigste bakteriell verursachte Entzündung. Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Jede zweite Frau erkrankt einmal in ihrem Leben an einer Zystitis. Foto: ©leszekglasner - stock.adobe.com

Häufig rezidivierende Zystitis der Frau Mannose und Cranberry in der Selbstmedikation

Aktuellste Studie an 308 Frauen Die Empfehlung basiert auf der aktuells- ten, im Jahre 2014 veröffentlichten dreiar- migen prospektiven, kontrollierten Studie an 308 Frauen zur Prävention von rezidi- vierenden Harnwegsinfektionen über 6 Monate [2]. Verglichen wurde die tägliche Einnahme von 50 mg Nitrofurantoin ge- genüber 2 g D-Mannose in einem Glas Wasser und die dritte Gruppe erhielt kein Scheinmedikament. Nach sechs Monaten war in der D-Mannose-Gruppe bei 14,6 Prozent der Patientinnen erneut ein Harn- wegsinfekt aufgetreten. In der Nitrofu- rantoin-Gruppe war dies bei 20,4 Prozent der Frauen der Fall, im Vergleich zu 61 Pro- zent in der unbehandelten Kontrollgrup- pe. Die Einnahme von D-Mannose war laut dieser Studie einer Langzeitpräventi- on mit Nitrofurantoin gleichwertig und „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prä- vention und Management unkomplizier- ter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“ vom 30. April 2017 kann D- Mannose bei häufig rezidivierender Zysti- tis der Frau zur prophylaktischen Anwen- dung empfohlen werden (Empfehlungs- grad C; Evidenzgrad Ib) [1].

> Von rezidivierenden Harnwegsin- fektionen spricht man, wenn mindestens zwei symptomatische Episoden pro Halbjahr oder mindes- tens drei Ereignisse pro Jahr auftreten. Mit einer Inzidenz von ein bis fünf Prozent bei jungen Frauen ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen stellt die rezidivierende Zystitis eine sehr häufige Erkrankung dar. [1] Mannose- und Cranberry-Produkte sollen die Adhäsion von Bakterien an der Blasen- wand verhindern. Bakterien tragen auf der Zelloberfläche sogenannte Adhäsine, die es ihnen ermöglichen, sich an Zellen oder Strukturen des jeweiligen Wirtes an- zuheften. Wird die Bindungsstelle bei- spielsweise in der Harnblase durch gelöste Mannose besetzt, wird die Adhäsion des Bakteriums an das Epithel der Blase er- schwert bzw. verhindert.

verursachte signifikant weniger Neben- wirkungen. Allerdings zeigt die Studie einige me- thodische Schwächen auf, und die Ergeb- nisse müssen mit Vorsicht interpretiert werden. Zunächst ist die Anzahl der einge- schlossenen Teilnehmer relativ gering, so dass das Ergebnis möglicherweise verzerrt sein könnte. Außerdem handelt es sich nicht um eine doppelblinde, placebokont- rollierte Studie. Sowohl die Ärzte als auch die behandelten Patientinnen wussten, welche Behandlung angewendet wurde, wodurch die Angabe von Nebenwirkun- gen (Nocebo-Effekt) beeinflusst sein könnte. Da nicht gegen Placebo verglichen wurde, kann auch nicht beurteilt werden, ob der beobachtete Effekt allein auf die eingesetzten Wirkstoffe zurückzuführen ist oder darauf beruht, dass eine Behand- lung durchgeführt wurde. Auch die Autoren der Datenbank UpToDa- te bewerten „die veröffentlichten Daten über dieWirksamkeit von D-Mannsose bei der Prävention einer Zystitis als spärlich und nicht überzeugend. Außerdem sei da- rüber hinaus nicht bekannt, welche Urin- Konzentrationen von D-Mannose protek- Wirksamkeit „nicht überzeugend“

Mannose

Bei D-Mannose handelt es sich um einen Einfachzucker, der fast vollständig, unver- stoffwechselt über den Urin ausgeschie- den wird. Nach der aktualisierten Leitlinie

AKWL Mitteilungs blatt 01-2018 / 13

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