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EDITORIAL

AKWL MB 01 / 2015

Gut beraten!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ich schließe daraus, dass einige Redak- teure ihrem journalistischen Auftrag ganz offensichtlich zugunsten popu- listischer Schlagzeilen und schneller medialer Effekte nicht nachkommen. Das ist um so bedauerlicher, als eine öffentlich-rechtliche Rundfunkan- stalt wie der WDR darauf nicht an- gewiesen wäre, wird er doch weitest- gehend von den Rundfunkgebühren seiner Hörer und Zuseher finanziert. Und das waren im Jahr 2014 immer- hin mehr als 1,1 Milliarden Euro (im Vergleich dazu lagen die Werbeein- nahmen unter 30 Millionen Euro). Diese Hörer und Zuschauer haben aus meiner Sicht ein Recht auf eine faire und ausgewogene Berichter- stattung. Wir haben daher am Tage der WDR-Veröffentlichung gemein- sam mit den Kollegen aus Nordrhein darüber informiert, wie sich die Bera- tungsqualität in unserem Bundesland tatsächlich darstellt. Angesichts von fast 15.000 Testkäufen in NRW seit 2005, darunter allein 8.848 in West- falen-Lippe, wissen wir das ziemlich genau: 70 Prozent der Beratungstests sind sehr gut bzw. gut, etwas mehr als ein Viertel verbesserungswürdig. Keine Beratung, auch auf Nachfra- ge, ist die absolute Ausnahme. Es tut gut, dass diese (positive) Mel- dung, auch wenn sie nicht ins Welt- bild der Servicezeit und von Quint- essenz zu passen scheint, wiederum von WDR-Journalisten aufgegrif- fen wurde – u. a. in den Landesstu- dios in Münster und im Ruhrgebiet.

das Jahr 2015 begann für uns Apo- thekerinnen und Apotheker mit einem Déjà-vu: Die Redaktion des Westdeutschen Rundfunk kam auf die nicht sonderlich originelle Idee, die Beratungsqualität der Apotheken in Nordrhein-Westfalen auf den Prüf- stand zu stellen. Das Ergebnis der u. a. über die For- mate „Servicezeit“ im Fernsehen und „Quintessenz“ im Radio verbreiteten Testkäufe klang dann aber mehr nach RTL oder BILD-Zeitung denn nach WDR: „Beratung Glückssache?“, lau- tete die reißerische Schlagzeile. Hinter dieser Schlagzeile steht eine unfassbar große Stichprobe von sage und schreibe zehn Testkäufen in Vor- Ort-Apotheken. Unterwegs waren die Tester vor allem in Nordrhein – in Euskirchen, im Raum Essen, Köln und Mönchengladbach, aber auch in Münster. Das Ergebnis in Gänze: Zwei von zehn Apotheken berieten die Tes- ter von sich aus umfassend und gut. Vier Apotheken schnitten mittel ab, aber vier fielen durch. In Münster wurden zwei Apotheken besucht; eine „klassische Vor-Ort- Apotheke“ und eine „sogenannte Discounter-Apotheke“. Die erstge- nannte Apotheke bestand den Test mit Bravour, die zweitgenannte fiel beim WDR durch. Mit anderen Wor- ten: Auf der Basis von zwei Testkäu- fen in Münster, von denen einer mit Bravour absolviert wurde und einer mangelhaft bewertet wurde, schließt der WDR: Ihrem „Beratungsauftrag kommen viele Apotheken offensicht- lich nicht von sich aus nach“.

Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe E-Mail: praesidium@akwl.de

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Mit kollegialen Grüßen

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