Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 4/2019

DR. VERENA STAHL

• Mit der den Tests beiliegenden Sicher- heits-Einmallanzette seitlich in die Fingerkuppe des desinfizierten Fin- gers stechen. • Finger unter Aussparung der Einstich- stelle erneut massieren, bis sich ein großer Bluttropfen bildet. Beim autotest VIH® muss zunächst die Testapparatur vorbereitet werden, wel- che sich in einem Folienbeutel befindet. Auf dem Teströhrchen ist eine Kappe aufgesteckt, die eine Verdünnungslösung enthält. Man nimmt die Kappe ab und steckt sie fest in einen Testständer, der später das Teströhrchen während des Tests in senkrechter Position hält. Nun erfolgt die oben beschriebene allgemei- ne Vorbereitung (Hände waschen, Des- infizieren und Stechen). Der Hersteller empfiehlt, den ersten Bluttropfen mit einem sterilen Tupfer abzuwischen und erst den zweiten Bluttropfen für den Test zu verwenden. Dieser wird direkt mit der Kapillarspitze des Teströhrchens aufge- saugt, bis die Spitze vollständig mit Blut gefüllt ist. Dabei muss das Teströhrchen senkrecht mit der Spitze nach unten ge- halten werden, welche den Bluttropfen berühren muss. Anschließend wird es kräftig in den Testständer gedrückt, um die Folie über der Verdünnungslösung zu durchstechen (beim Einrasten sind drei Klickgeräusche spürbar). Der Timer soll- te nun gestartet und ein Pflaster auf die Einstichstelle aufgeklebt werden. Das Teströhrchen muss nun für die nächsten 15 Minuten aufrecht im Testständer ste- hen (Achtung, Fehlerquelle!). Nach circa einer Minute erscheint ein rosafarbener Fleck, welcher dem Anwender anzeigt, ob das Teströhrchen korrekt in der Kappe mit der Verdünnungslösung eingerastet ist. Erscheint der Fleck nicht, muss das Test- röhrchen abermals fest in den Testständer gedrückt werden. Das Ergebnis des Selbst- tests wird nach 15Minuten (spätestens 20 Minuten) durch Abgleich mit Abbildungen in der Gebrauchsanweisung abgelesen. Zeigt sich nur eine Bande (Kontrolllinie), so wurde der Test korrekt durchgeführt und HIV konnte nicht nachgewiesen wer- den. Zeigen sich zwei Banden, wobei eine heller als die andere sein kann, hat der Test reagiert und ein Bestätigungstest ist erforderlich. autotest VIH®

(s. Beispiel 2 im Infokasten).

FOLGENDE BERATUNGSTIPPS BZW. FRAGEN KÖNNEN ANGESPROCHEN WERDEN:

Vorgehen bei reaktivem HIV-Selbsttest

• Verpackung öffnen und Gebrauchs- anweisung gründlich durchlesen, hilfreich sind auch die auf den Her- stellerhomepages beziehungs- weise bei youtube verfügbaren Anwendungsvideos. • Fortfahren, wenn alle Informationen verstanden wurden und man bereit für den Test ist. • Test-Utensilien, Kurzzeitmesser (oder entsprechende Timer-Funktion des Smartphones) auf einem sauberen Tisch oder einer sauberen Arbeitsflä- che bereitlegen. • Hände mit Seife und warmemWasser waschen, anschließend abtrocknen. • Einen Finger wärmen und massieren, um die Blutzufuhr zu optimieren. • Fingerspitze mit einem alkoholischen Tupfer reinigen, Trocknungszeit der Desinfektion abwarten (nicht pusten oder wedeln). • „Bitte überlegen Sie sich vor Durch- führung des Tests, was Sie tun wer- den oder wen Sie kontaktieren möchten, wenn Sie das Ergebnis er- halten.“ • „Handelt es sich um einen Routine- Test oder gibt es einen bestimmten Anlass, warum Sie sich testen lassen möchten?“ • „Vielleicht wissen Sie schon, dass dieser Test erst zwölf Wochen nach dem letzten risikobehafteten Ereig- nis aussagekräftig ist. Können Sie abschätzen, wie lange Ihr Risikokon- takt her ist?“ • „Ein positives Testergebnis bedeutet nicht automatisch, dass man mit HIV infiziert ist. Es könnte sich auch um einen „falschen Alarm“ handeln, da der Test sehr empfindlich ist.“ • „Falls der Test positiv reagiert, behal- ten Sie möglichst Ruhe. Klarheit bringt ein Bestätigungstest beim Arzt, beim Gesundheitsamt oder bei einer Einrichtung der AIDS-Hilfe, den Sie dann durchführen lassen müssen. Bitte wenden Sie daher den Selbsttest nicht spät abends oder am Wochenende an, damit Sie noch je- manden erreichen können.“

Im Allgemeinen sollte man bei Selbsttests nicht von einem positiven, sondern von einem „reaktiven“ Testergebnis sprechen. Der Test hat reagiert, was aber aufgrund seiner Empfindlichkeit auch ein falsch po- sitives Resultat sein kann. Erst wenn der Bestätigungstest zum gleichen Ergebnis kommt, geht man von einem positiven HIV-Test aus. Für die „Diagnose im heimi- schen Badezimmer“ stellt jedoch das ver- meintlich positive Testresultat eine große seelische Belastung dar. Eine unmittelbare Beratung und Unterstützung durch Ärzte oder psychologisch geschulte Fachkräfte ist aufgrund des Durchführungsprinzips eines Selbsttests nicht möglich. Hilfreich könnten in ersten Näherung die telefo- nischen oder online-Beratungsmöglich- keiten der Deutschen AIDS-Hilfe sein (https://www.aidshilfe.de/beratung). Bei einem reaktiven Testergebnis im Selbst- test sollte man möglichst Ruhe bewah- ren und umgehend einen Arzt, eine HIV- Ambulanz, das Gesundheitsamt oder eine Beratungsstelle der AIDS-Hilfe aufsuchen, um einen Bestätigungstest durchführen zu lassen. Es ist daher empfehlenswert, einen Selbsttest nicht spät abends oder am Wochenende durchzuführen, um die Möglichkeit der persönlichen Beratung und Kontrolltestung zu wahren. Wichtig ist, dass während der Zeit der Ungewiss- heit bis zu einem gesicherten Testergeb- nis Kondome beim Geschlechtsverkehr verwendet werden („Safer Sex“). I.v.- Drogenkonsumenten sollen zusätzlich (beziehungsweise generell) „Safer Use“ praktizieren, also Spritzenbesteck nicht gemeinsam verwenden, da hierüber eine hohe Ansteckungsgefahr besteht. Im Folgenden wird die Durchführung der drei in Deutschland gebräuchlichsten Selbsttests beschrieben. Der INSTI® HIV- Selbsttest stellt eine Immunofiltration nach dem sogenannten „Flow-Through- Prinzip“ dar, autotest® VIH und Exacto® HIV-Selbsttest zählen zu den immunchro- matographischen „Lateral Flow-Tests“. Für alle Tests gelten die gleichen Tipps für die Vorbereitungsphase: Durchführung der einzelnen Selbsttests

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal /  9

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