Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 4/2019

DÖRTE SCHRÖDER-DUMKE

Ergänzend zur medikamentösen Be- handlung können chemische Peelings, die nur durch geschultes Kosmetikpersonal aufgebracht werden, einen keratolyti- schen Effekt auf der Haut erreichen und die Neubildung anregen. Sie variieren in verschiedenen Konzentrationen, Kombi- nationen und Eindringtiefen. Man ver- wendet Salicylsäure, verschiedene Frucht- säuren und Trichhloressigsäure. Der Pflege der Haut kommt währende der Therapie und in der Erhaltungstherapie große Bedeutung zu. Eine zur Akne neigende Haut sollte gut gereinigt werden, um Hautrückstände, Pflegemittelrückstände, aber auch Bakte- rien zu entfernen. Hierfür eignen sich Syn- dets (die dem physiologischen Haut-pH 5,5 angepasst sind). Die Hautpflege muss so wenig irritierend wie nur möglich sein. Es sind O/W-Emulsionen und Hydrogele geeignet, Milchsäure, Salicylsäure, Glykol- und Fruchtsäuren haben hierbei zusätz- lich einen komedolytischen Effekt. Um die Lebensqualität der Betroffenen zu ver- bessern, können zusätzlich abdeckende Produkte verwendet werden. Wichtig ist es bei der Auswahl bei Kosmetika auf an- tikomedogene Substanzen zu achten (s. o. komedogene Substanzen). Abdeckende Substanzen können zehn Minuten nach dem Auftragen von lokal wirksamen The- rapeutika auf die Haut gebracht werden. Pflege bei Akne

einer Isotretioninbehandlung, Frauen mit Hyperandrogenismus, Acne tarda in Ver- bindung mit Hyperandrogenismus, SAHA- Syndrom (Seborrhoe, Akne, Hirsutismus, androgenetischer Alopezie). Eingesetzt werden Cyproteronacetat (z. B. Diane 35®) und Chlormadinonacetat (z B. Neo Eunor- min®) in Verbindung mit Ethinylestradi- ol. Sie blockieren den Androgenrezeptor und hemmen die Gonadotropinsekretion und Androgensynthese am Ovar und in der Nebennierenrinde. Auch das Gesta- gen Dienogest (z. B. in Maxim®) hat eine den Androgenrezeptor antagonisieren- de Wirkung und wird als antiandrogene Hormonkomponente verwendet. Dro- spirenon (17-Spironolacton-Derivat) und Spironolacton zeigen aldosteronantago- nistische und ebenfalls antiandrogene Wirkung, sie sind jedoch in Deutschland nicht zur Aknebehandlung zugelassen. Die Therapiedauer mit Cyproteron- acetat, Chlormadionacetat, Dienogest, immer in Verbindung mit Ethinylestradiol zur Kontrazeption, sollte möglichst zwölf Monate betragen. Orale Kontrazeptiva mit anderer Gestagenkompente können unter Umständen auch das Beschwerde- bild verbessern. Kontraindikationen für die Ein- nahme sind Leberschäden, Throm- bosen, kardiovaskuläre Erkran- kungen, metabolisches Syndrom, unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind Kopfschmerzen, Gewichtszunahme, gastrointestinale Beschwerden, vermin- derte Libido und Blutungsstörungen.

sollte niemals als Monotherapie bei Akne erfolgen. Eingesetzt werden in der Ak- netherapie oral in folgenden Dosierun- gen Doxycyclin einmal 100 mg täglich, Minocyclin einmal 100 mg täglich, Tet- racyclin zweimal 500 mg täglich. Die Be- handlungsdauer sollte nicht mehr als drei Monate betragen, ein Behandlungserfolg wird nach einem Monat sichtbar. Für die intensive Beratung der Patienten im HV ist ein hoher Sonnenschutz für die Patien- ten von Bedeutung, die gleichzeitige An- wendung von topischen Retinoiden oder auch BPO verstärkt die Lichtempfind- lichkeit. Als mögliche Wechselwirkungen müssen neben der Erhöhung des Hirn- drucks bei gleichzeitiger Verwendung mit Tetracyclinen und Retinoiden während einer Aknebehandlung die Verstärkung der Wirkung von oralen Antidiabetika, Cyclosporin A und Methotrexat beachtet werden. Alle drei eingesetzten Antibiotika sind in der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Die Talgdrüsenaktivität wird hormonell reguliert, Testosteron ist für die Talgbil- dung und Talgzusammensetzung verant- wortlich. Antiandrogen wirksame Hor- mone können somit das Beschwerdebild verbessern, indem sie die Seborrhoe ver- mindern. Antiandrogen wirksame Hormo- ne reduzieren das frei zirkulierende Testo- steron. Eine Therapie mit antiandrogenen Gestagenen sollte nur in Kombinationen mit systemisch wirksamen Antibiotika oder anderen topisch wirksamen Akne- therapeutika bei Frauen mit mittelschwe- ren bis schwerenAkneerkrankungsbildern erfolgen. Weitere Indikationen sind vor allem die sichere Kontrazeption unter Antiandrogen wirksame Hormone

Komplementäre Arzneimittel bei Akne

Erhaltungstherapie

Hier bietet vor allem die Phytotherapie viele Hilfen an. Prominentestes Beispiel ist das Stiefmüttchenkraut (Violae trico- loris herba), was entzündungshemmend

Erhaltungstherapie ist aufgrund des lang- wierigen Verlaufs oft notwendig, aller- dings liegen nur wenige Daten vor.

TABELLE 3: Behandlungsplan für die Akne-Therapie laut europäischer S3-Leitlinie

Empfeh- lungsgrad

Acne comedonica leichte bis moderate Acne papulopustulosa

schwere Acne papulo- pustulosa/moderate noduläre Acne

schwere noduläre Acne /Acne conglo- bata

hoch

– –

– –

– –

– –

mittel gering

Azalainsäure oder topische Retnoide (möglichst Adapalen)

Azalainsäure oder BPO oder topische Retnoide (möglichst Adapalen)

Adapalen + BPO (Fixkombina- tion) oder Azalainsäure oder BPO oder niedrig dosiertes Isotretionin max. 0,3 mg/kg KG) oder topische Retinoide antiandrogene Hormone + topische Therapie (außer Antibiotika)

Adapalen + BPO (Fixkombination) oder Azalainsäure oder BPO oder niedrig dosiertes Isotretionin max. 0,3 mg/kg KG) oder topische Retinoide

Alternative für Frauen

antiandrogene Hormone + topische Therapie (außer Antibiotika)

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal /  15

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