Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 4/2019

AKNEPATIENTEN

sollen möglichst immer mit keratolytisch wirkenden topischen Aknetherapetika kombiniert werden; Beispiele hierfür sind Kombinationen, wie Eryhromycin/Isotre- tionin (z. B. Isotrexin®); Clindamycin/BPO (z. B. Duac®) oder Clindamycin/Tretionin (z. B. Acnatac®). Generell muss bei einer Behandlung mit Antibiotika immer das individuelle Resistenzrisiko mitberücksich- tigt werden. Sie sollten niemals als Mono- therapie eingesetzt werden. Clindamycin wird einmal täglich, ma- ximal zwölf Wochen lang aufgetragen, beim Erythromycin beträgt die Behand- lungsdauer bei zweimal täglicher Applika- tion maximal sechs Wochen. Das speziell in der lokalen Aknetherapie eingesetzte Fluorchinolon Nadifloxacin hat ein breites Wirkspektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien, sowie Anaero- bier. Es wird ebenfalls zweimal täglich aufgetragen. Es wird empfohlen, hierbei Wattestäbchen zu benutzen, die Behand- lungsdauer sollte ebenfalls nur acht Wo- chen, maximal zwölf Wochen betragen. Nadifloxacin erhöht die Lichtempfindlich- keit der behandelten Haut. Chlortetracy- clin wird ebenfalls zweimal täglich auf- getragen, die Behandlungsdauer beträgt aber nur zwei Wochen. Bei Lebererkrankungen sollte Eryth- romycin nicht großflächig aufgetragen werden, es ist das einzige lokal wirkende Antibiotikum, das in der Schwangerschaft eingesetzt werden darf. Andere früher in der Aknetherapie ein- gesetzteWirkstoffe, wie die antimikrobiell und leicht keratolytisch wirkenden Arznei- stoffe Resorcin, Chlorhexitidin, Schwefel, Triclosan oder Zincacetat werden zur Ak- netherapie nicht mehr empfohlen.

oraler Retinoide angeordnet. In diesem Zusammenhang soll für Patienten mit Depressionen u. ä. in der Anamese orales Isotretionin nur unter Vorsicht verordnet werden. Patienten mit Diabetes, Adipositas, Al- koholismus und Fettstoffwechselstörun- gen sollen unter der Anwendung engma- schig auf Blutglukose und Blutfettwerte kontrolliert werden. Die Behandlung mit Isotretionin er- folgt gewichtsadaptiert. Zunächst wer- den 0,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht gegeben, eine Steigerung auf 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht ist anschlie- ßend möglich. Die Kapseln werden zu den Mahlzeiten eingenommen. Oft reicht eine Behandlungsphase von 16 bis 24 Wochen aus, bei Rezidiven kann nach acht Wochen eine weitere Behandlung angeschlossen werden. Als sehr häufige Nebenwirkungen treten vor allem trockene Augen (Augen- reizungen, Konjunktivitis, CAVE Kontakt- insenträger) trockene Haut- und Schleim- häute, Lippenentzündungen auf. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, dem Patienten Lippenpflege, Tränenersatzflüs- sigkeit und eine milde Feuchtigkeitspflege anzuraten. Weitere häufige Nebenwirkun- gen können Muskel – und Gelenkscher- zen, sowie Kopfschmerzen sein. Im Blut- bild werden Anämie und Neutropenie beobachtet. Wichtigste Arzneimittelinteraktion ist die gleichzeitige Gabe von Tetracyclinen, die eine Erhöhung des Hirndrucks zur Fol- ge hat und zum unverzüglichen Absetzen des Isotretionins führen muss. Auch die Gabe von Vitamin A sollte unterlassen werden, weil die Gefahr einer Hypervita- minose besteht. Bei der Arzneimittelabgabe sollten die Patienten darauf aufmerksam gemacht werden, dass das Erkrankungsbild sich zu- nächst verschlimmern kann, dieser Effekt klingt häufig nach sieben bis zehn Tagen ab. Die Patienten sollten sich vor starker Sonneneinstrahlung schützen und auf Peelings und Wachsenthaarung während und bis sechs Monate nach der Therapie verzichten.

conglobata mit der Gefahr der Narben- bildung. Es sollte nur von einem Arzt mit hoher Kenntnis über diese Akneform ver- ordnet werden und ist ab zwölf Jahren zugelassen. Isotretionin beeinflusst die Talgdrü- sengröße und unterdrückt die Talgdrüsen- produktion, zusätzlich hat es einen ent- zündungshemmenden Effekt. Dadurch werden Sebumproduktion reduziert und das mikrobiologische Milieu beeinflusst. Es ist die am stärksten wirkende Substanz gegen Akne auf dem Markt. Gleichzeitig ist Isotretionin nach Thalidomid das Arz- neimittel mit der höchsten bekannten Teratogenität. Aus diesem Grunde müs- sen sich weibliche Patienten während der Behandlung einem umfassenden Schwangerschaftsverhütungsprogramm (eine nutzerunabhängige Methode, z. B. IUP oder zwei nutzerabhängige Metho- den z. B. hormonelles Kontrazeptivum und Präservativ) stellen, das durch Schwan- gerschaftstests vor, während und vier Wochen nach der Behandlung kontrolliert wird. Zusätzlich ist für Frauen die Abgabe auf einen Bedarf von bis zu 30 Tagen be- schränkt und das Rezept darf nur inner- halb von sechs Tagen nach Ausstellungs- datum beliefert werden. Auch männliche Patienten müssen über die teratogenen Effekte aufgeklärt werden, die Menge an Isotretionin in der Samenflüssgkeit reicht jedoch nicht aus, um teratogene Effekte zu erzielen. Ein wichtiger Punkt in der Be- ratung ist der Hinweis, dass das Medika- ment auf gar keinen Fall an andere (Frau- en) weitergegeben werden darf. Unter der Behandlung bis vier Wochen nach Beendi- gung der Behandlung mit Isotretionin dür- fen Patenten nicht blutspenden. Vor Beginn der Behandlung und wäh- rend der Behandlung müssen Leberwer- te und Serumlipide kontrolliert werden (einen Monat nach Beginn, dann alle drei Monate), weil sich Transaminasen und Plasmatriglyceridwerte während der Be- handlung erhöhen können. Nach wie vor sind die Daten zumög- lichen unerwünschten Arzneimittelwir- kungen in Hinblick auf Verstärkung einer Depression widersprüchlich. Im Juli 2018 wurde von Seiten der EMA im Rahmen des Risikobewertungsverfahrens der Warn- hinweis auf mögliche Effekte zur Verstär- kung neuropsychiatrischer Erkrankungen (Depression, Ängste und Stimmungs- schwankungen) unter der Einnahme

Systemische Therapie

Die systemische Therapie basiert vor al- lem auf oralem Isotretioin, systemisch wirksamen Antibiotika und antiandroge- nen Hormonen. Die systemische Therapie kommt bei den schweren, entzündlichen Akneformen zum Tragen.

Orales Isotretionin

Das als Teil des Vitamin-A-Metabolismus vorkommende Isotretionin gilt in oraler Form (z. B. Aknormin®) als Standard für die Therapie der schweren Akneformen von Acne papustulosa nodosa und Acne

Systemische Antibiotika

Eine orale Antibiotikatherapie kann bei starkem Entzündungsgeschehen bei schweren Akneformen indiziert sein. Sie

14  / AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal

Made with FlippingBook flipbook maker