Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 4/2019

AKNEPATIENTEN

TABELLE 1: Akneformen Akneform

Begünstigende und auslösende Faktoren für Akne

Erscheinungsbild

Acne comedonica

· · Entwicklung von geschlossenen und offenen Komedonen; geschlosse- ne Komedonen erscheinen weiß, offene Komedonen haben einen dunkelbraunen Pfropf (Mischung Horn/Lipid) in der Öffnung → keine Entzündung · · zusätzlich gerötete Papeln und Pusteln (oft mit Eiter gefüllt) → Entzündung · · Papeln und Pusteln sind großflächig gerötet, entzündlich → keine Eiterbildung · · schwerste Verlaufsform, Bildung von Knoten (Haupteffloreszenz), Zysten und Fisteln · · höchstes Risiko für Narbenbildung und Hyperpigmentierung

Es gilt inzwischen als hinreichend gesi- chert, dass genetische Faktoren einen Ein- fluss auf die Prävalenz der Erkrankung aus- üben, ebenso können Schwangerschaft, hormonelle Schwankungen im Menstrua- tionszyklus und Klimakterium den Verlauf der Erkrankung mitbestimmen. Akne kann sich bei vermehrtem Schwitzen durch hei- ßes, feuchtes Klima verschlechtern, Son- neneinstrahlung kann hingegen das Haut- bild durchaus verbessern. Ein wichtiger Faktor für das Verschlimmern von Akne Effloreszenzen ist Stress. Durch Stress wird Corticotropin-Releasing Hormon (CRH) stärker ausgeschüttet, was eine ver- mehrte Dehydroepiandrosteronbildung (DHEA) zur Folge hat. DHEA wird in Testo- steron umgewandelt, wodurch Seborrhoe verstärkt wird. Es wird inzwischen auch fest davon ausgegangen, dass Rauchen die Erkrankung und das Hautbild maßgeb- lich beeinflusst. Im Zigarettenrauch sind neben Nicotin und Teer auch viele andere proinflammatorische Substanzen wie z. B. Arachidonsäure enthalten. Es kommt zum Zersetzen von Lipiden und die Hautzellen werden oxidativem Stress ausgesetzt. Immer wieder im Gespräch ist die „rich- tige Ernährung“ bei Akne, eine klassische „Aknediät" gibt es nach wie vor nicht, die Rolle von Omega-3-Fettsäuren, von Zink, von Ballaststoffen, Antioxidantien oder Iod als stützende Faktoren einer Akne- behandlung ist genauso ungeklärt wie das Vermeiden von Milchprodukten und Schokolade. Trotzdem kann es hilfreich sein, ein Ernährungstagebuch zu führen. Weiterhin können mechanische Irrita- tionen, z. B. Scheuern von Kleidung ( → Acne mechanica) und Arzneistoffe, Chemikali- en und Bestandteile in kosmetischen Pro- dukten eine Akneerkrankung verschlim- mern oder auslösen. Beispiele hierfür sind Glucocorticoide, Androgene, Azathioprin, Lithiumsalze, B-Vitamine ( → Acne medica- mentosa), halogenierte Verbindungen, Di- oxin, Kakaobutter, Lanolin, Isopropylmy- ristat, Natriumlaurylsulfat, Stearylalkohol oder Stearinsäure ( → Acne venerata).

Acne papulopustulosa

Acne nodosa (noduläre Akne)

Acne conglobata

Andere Akneformen: Akneform

Lebensalter

Symptome, Ursache

Acne neonatorum

Neugeborene sollte nach 3 Monaten abgeheilt sein → sonst Kinderarzt ab 3. Lebensmonat, präpubertär

Erscheinungsbild wie Acne comedonica intrauterine Stimulation der Talgdrüsen durch mütterliche Androgene mütterliche Androgene, gesteigerte Androgenproduktion → vom Arzt abzuklären Symptome wie Akne conglobata, zusätzlich Gelenkbeschwerden, Schmerzen, Fieber, Leukozytose → schwerer Krankheitsverlauf Erscheinungsbild wie acne comedonica und acne papulopustulosa evtl. einhergehend mit PCO-Syndrom entzündliche Knoten, Abzesse, Fisteln in Hautfalten (häufig Achsel oder Genitalregion) chirurgische Sanierung erforderlich

Acne infantum

Akne fulminans

vornehmlich Jungen in der Pubertät

Akne tarda

ab 30. Lebensjahr

Akne inversa

ab Pubertät, Erwachsenen- alter

Acne´excoriée des jeunes filles junge Frauen

Manipulation (z. B. Kratzen mit Fingernägeln) bei milden Akneformen, verschlechtern das Erkrankungsbild

Benzyolperoxid (BPO), Retinoide wie Adapalen, Tretionin und Isotretionin, Aze- lainsäure und topische Antibiotika (Eryth- romycin und Clindamycin). Die topische Therapie wird bei Acne comedonica oder bei leichteren entzündlichen Formen der Acne papulopustulosa oder als Kombina- tion mit systemischen Antibiotika, antian- drogenen Hormonen ergänzend bei den schweren Verläufen eingesetzt. Fixkom- binationen sind oft wirksamer und ver- bessern die Adhärenz. Die Kombinationen von topischen Antibiotika mit Tretionin oder Benzylperoxid kann die Resistenzlage verringern.

Therapiealgorithmus der deutschen S2- Akne-Leitlinie von 2010 verfolgt, die bis 2022 aktualisiert wird. Im Jahr 2017 wurde die europäische S3-Leitlinie veröffentlicht, die den Behandlungsplan laut Tabelle 2 für die Therapie vorsieht: Die medikamentöse Therapie kann und sollte durch eine manuelle Therapie begleitend ergänzt werden, bei der die Haut ausgereinigt und offene sowie ge- schlossene Komedonen durch geschultes Kosmetikpersonal entfernt werden. Auch eine Blaulichtbehandlung (Wel- lenlänge 420-480 nm) für einen definier- ten Zeitraum kann evtl. zusätzlich sinnvoll sein, jedoch ist hier die Datenlage auch wenig aussagekräftig.

Benzoylperoxid (BPO)

Benzoylperoxid ist ein starkes Oxidations- mittel, es wirkt bakteriostatisch, leicht keratolytisch und ist in den Konzentra- tionen drei Prozent, fünf Prozent und zehn Prozent erhältlich. Es konnte gezeigt

Topische Therapie

Therapie der Akne

In der topischen Therapie sind durch StudienfolgendeArzneistoffe abgesichert:

Die Therapie der Akne richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. In der Therapie der Akne wird immer noch der

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