Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 4/2019

DÖRTE SCHRÖDER-DUMKE

Aknepatienten in der Apotheke

Akne vulgaris stellt eine der häufigs- ten Hauterkrankungen bei Jugendli- chen und jungen Erwachsenen dar. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 80- 90 Prozent der Bevölkerung mindes- tens einmal im Leben selbst mit Akne konfrontiert werden. Akne betrifft verschiedene Altersstufen, wobei Ju- gendliche während der Pubertät und junge Erwachsene besonders stark betroffen sind. Bei männlichen Ju- gendlichen ist der Krankheitsverlauf oft stärker; bei jungen Mädchen tritt die Erkrankung oft eher auf, verläuft aber milder. Das Altersmaximum liegt bei 14-19 Jahren. Gerade in der sensiblen Phase der Pubertät stellen die Hautveränderungen oft eine star- ke psychische Belastung dar, später können Aknenarben das Selbstbe- wusstsein der Patienten beeinträchti- gen und teilweise bis zur sozialen Iso- lation führen. Akne kann auch außer- halb dieser Lebensphase auftreten. Frauen sind häufiger von Formen der Spätakne (Acne tarda) ab dem 30. Le- bensjahr betroffen. Heute wird das Krankheitsgeschehen bei Akne vulgaris als multifaktorielle Erkran- kung in der Talgdrüse gesehen. Die Er- krankung geht einher mit Seborrhoe (ge- steigerter Talgproduktion), Hyperkeratose (übermäßige Verhornung), mikrobieller Besiedlung und Entzündung in den Talg- drüsen und äußert sich durch Hautefflo- reszenzen wie Komedonen, Papeln, Pus- teln, Knötchen und Knoten. Optisch wirkt die Haut großporig, fet- tig, glänzend. Komedonen, Papeln und Pusteln, treten vor allem an den behaar- ten Stellen, im Gesicht und dem oberen Stammbereich (Schulter und Rücken) auf. Akne vulgaris ist gekennzeichnet durch eine hohe Anzahl an Talgdrüsen und eine gesteigerte Talgproduktion, was durch eine vermehrte Produktion von Andro- genen zu Beginn der Pubertät ausgelöst wird. Die Talgdrüsen vergrößern sich durch den Einfluss von Androgenen. Gleichzeitig wird die Empfindlichkeit der Androgen- rezeptoren der Talgdrüsen gesteigert. Talgdrüsen sind außerdem – bis auf den Genitalbereich und die Wangen – immer an Haare gebunden. Der Haarkanal wird durch Hornzellen ausgekleidet, welche

Dörte Schröder-Dumke (Wedel) ist Apothekerin in der öf- fentlichen Apotheke, Referentin für verschiedene Apothe- kerkammern und hat neun Jahre lang den Qualitätszirkel der Apothekerkammer Hamburg Arzneimittel in Schwan- gerschaft und Stillzeit moderiert.

Dörte Schröder-Dumke

acnes phagozytiert wird, weitere Entzün- dungsmediatoren freigesetzt werden und das Geschehen fortschreitet. Neben den Beeinträchtigungen der Patienten während der Erkrankung durch das großporige, gerötete, entzündliche Hautbild stellen vor allem bleibende Nar- ben nach dem Abklingen der Erkrankung ein Problem dar. Akne vulgaris ist oft mit dem Ende der Pubertät selbstlimitierend, die Narben bleiben im späteren Leben er- halten und sind beeinträchtigend für die Patienten. Aknenarben können generell alle Patienten entwickeln, das Risiko der Narbenbildung nimmt allerdings mit dem Schweregrad der Erkrankung zu.

bei Akne vermehrt abgeschilfert werden und dadurch das Abfließen des Hauttalgs verhindern (follikuläre Verhornungsstö- rung). Es kommt zur Keratinisierung, zu okklusionsartigen Bedingungen in den Talgdrüsenausführungsgängen und da- mit letztlich zur Komedonenbildung. Die Seborrhoe und Hyperkeratose im Follikel führt zur stark vermehrten Besiedlung mit dem grampositiven Bakterium Pro- pionibacterium acnes, welches auf der normalen Hautflora vorkommt sich un- ter diesen Bedingungen im Follikel stark vermehrt. Propionibacterium acnes pro- duziert Lipasen, die freie Fettsäuren aus dem Talg freisetzen und im Follikel ein Entzündungsgeschehen produzieren. Un- terstützt werden Lipasen von Proteasen, Hyaluronidasen und weiteren chemotak- tischen Faktoren. Die chemotaktischen Faktoren reizen neutrophile Granulozyten im Follikel, wodurch Propionibacterium

Formen der Akne vulgaris

Man unterscheidet Akne vulgaris nach dem auftretenden Effloreszenztyp und teilt in drei Schweregrade ein (s. Tab. 1).

ABBILDUNG 1: Akne stellt oft ein starke psychische Belastung für Jugendliche in der Pubertät dar.

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