Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2015 (November 2015)

Verhütungs-Update

kluskontrolle gescheitert. Ob das Vierpha- senschema nun tatsächlich eine bessere Anpassung an den Zyklus bedeutet oder eher Anwendungsfehler begünstigt, muss sich in den nächsten Jahren herausstellen. Auch Daten zu Sicherheit und Nebenwir- kungen werden sich erst in einigen Jah- ren im Rahmen der Pharmakovigilanz mit den herkömmlichen kombinierten oralen Kontrazeptiva vergleichen lassen. Die Minipille ist ein niedrig dosiertes reines Gestagenpräparat ohne Östrogen- komponente. Die herkömmliche Minipil- le (Microlut ® , 28 mini ® ) enthält das Ge- stagen Levonorgestrel. Die Wirkung be- ruht auf der Erhöhung der Viskosität des Zervixschleims sowie der Nidationshem- mung. Da weiterhin ein Eisprung stattfin- det, beträgt der Pearl-Index nur 4,1 und liegt somit deutlich höher als bei kombi- nierten oralen Kontrazeptiva. „Neue“ Mi- nipillen (zum Beispiel Cerazette ® ) enthal- ten das Gestagen Desogestrel, welches zusätzlich zur Viskositätserhöhung des Zervixschleims und der Nidationshem- mung eine ovulationshemmende Wir- kung hat. Der Pearl-Index liegt bei 0,4. UAWs der Minipille sind häufig Zwischen- blutungen und das Ausbleiben der Mens- truation. Die Minipille kommt daher vor- wiegend für Frauen in Betracht, bei de- nen östrogenhaltige Präparate kontra- indiziert sind, insbesondere bei Rauche- rinnen, Bluthochdruckpatientinnen, bei bekannter Thromboseneigung und ös- trogenabhängigen Tumoren in der Vor- geschichte. Ein Einsatz in der Stillzeit ist möglich. Zur Verdeutlichung der Einnahme-Modi stellt Abbildung 2 nochmals alle Varian- ten gegenüber. Tabelle 2 bietet darüber hinaus eine Übersicht zur Zusammenset- zung der einzelnen Pillen-Varianten. Minipille

Transdermale Systeme (Hormonpflaster)

werden kann. Die lokale Anwendung er- laubt eine deutlich geringere Hormondo- sis. Der Ring eignet sich unter anderem für Frauen mit Compliance-Problemen bei der Pilleneinnahme. Durch die lokale An- wendung können außerdem chronische Magen-Darm-Probleme im Vergleich zur oralen Hormoneinnahme umgangen wer- den. Die Haltbarkeit beträgt nach Abgabe in der Apotheke vier Monate bei Raum- temperatur. In der Apotheke erfolgt die Lagerung im Kühlschrank. Bei der Abga- be sollte ein Datumsvermerk auf der Ver- packung platziert werden! Der Ring kann bis zu drei Stunden täglich entfernt wer- den, ohne dass die kontrazeptive Sicher- heit gefährdet ist. Nun findet man in verschiedenen Fachin- formationen Hinweise zur Möglichkeit, die Blutung zu verschieben. Beispielswei- se verweist der Text zum Nuvaring ® da- rauf, die ringfreie Zeit auszulassen und di- rekt nach drei Wochen einen neuen Ring einzusetzen. Auch verschiedene Pillen be- schreiben in ihren Packungsbeilagen und Fachinformationen, dass durch Auslassen des pillenfreien Intervalls die Blutung un- terdrückt werden kann. Zusätzlich kann durch ein Verkürzen (niemals Verlängern) des pillenfreien Intervalls die nächste Blu- tung um wenige Tage verschoben wer- den. Im Beratungsgespräch kann man dies den Kundinnen entsprechend mitteilen. Besonders wichtig ist dabei jedoch abzu- klären, ob es sich um ein Einphasenpräpa- rat handelt. Nur bei diesen ist dieses Vor- gehen „einfach“ möglich. Bei Mehrpha- senpräparaten sollte genau in die Fachin- formation geschaut werden, da ggf. die einzelnen Phasen verkürzt werden müs- sen. Außerdem könnte es sich um Pillen handeln, die zusätzlich 7 Placebo-Pillen für eine bessere Compliance beinhalten. Diese müssten dann ausgelassen werden.

Auf dem Markt ist ein ethinylestradi- ol- und norelgestrominhaltiges Pflaster. In Kürze folgt ein weiteres Hormonpfla- ster, das neben Ethinylestradiol Gestoden beinhaltet. Die Wirkstoffe werden dabei über die Haut aufgenommen. Die täg- liche Freisetzungsrate erfolgt konstant (keine Blutspiegelspitzen) und die abge- gebene Hormonmenge entspricht der ei- ner Minipille. Durch Umgehung des First- Pass-Effektes kann die Dosis gesenkt, so- wie die Wirksamkeit bei Magen-Darm-Er- krankungen (auch nach Durchfall oder Er- brechen) aufrecht erhalten werden. Die Wirkweise ist vergleichbar mit der Mikro- pille. Das Pflaster wird drei Wochen lang getragen und dabei einmal wöchentlich erneuert. Anschließend folgt eine Woche Pause ohne Pflaster, in der es in der Re- gel zur Hormonentzugsblutung kommt. Das Hormonpflaster eignet sich unter an- derem für Frauen, die an chronischen Ma- gen-Darm-Problemen leiden. Nachteile können Hautirritationen sein, weswegen sich ein Aufkleben stets an eine andere Hautstelle empfiehlt. Außerdem muss die Anwenderin ein hohes Augenmerk da- rauf verwenden, ob das Pflaster gut klebt oder sich ablöst und damit der Empfäng- nisschutz gefährdet ist. Der mit Ethinylestradiol und Etonogestrel beladene Ring (NuvaRing ® , Circlet ® ) wird bis zum fünften Zyklustag in die Vagina eingeführt, am oberen Ende platziert und dort für 21 Tage belassen. Anschließend folgt eine siebentägige Pause, während der die Hormonentzugsblutung eintritt. Die große, gut durchblutete Epithelober- fläche der Vagina stellt einen gut resorp- tionsfähigen Applikationsort dar, so dass täglich eine konstante Menge an Hor- monen freigesetzt wird, die direkt von der Vaginalschleimhaut aufgenommen Vaginalring

Unserer Kundin, die ein Einphasen-Präpa- rat mit 21 Pillen einnimmt, erklären wir,

8 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

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