Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2015 (November 2015)

Verhütungs-Update

Tabelle 1: Wirkungen von Östrogen und Gestagen

Zyklus‘. Als Desquamation wird die Loslö- sung von Zellen beschrieben, also in die- sem Fall die Ausstoßung von Schleimhaut- fetzen der Gebärmutter, die mit Blut ver- mengt sind. Die Regenerationsphase am Ende meint die beginnende Erholung von Epithel und Bindegewebe sowie das Schließen der Wunde. Von Tag 5 bis 14 folgt die Proliferations- phase und damit der Wiederaufbau der Uterusschleimhaut. Durch die anstei- gende Östrogenkonzentration (Östro- genwirkungen s. Tab. 1) kommt es zur vollständigen Regeneration der wäh- rend der Menstruation abgestoßenen Gebärmutterschleimhautzellen sowie zur Sprossung neuer Gefäße im Endo- metrium und damit einer Auflockerung des Gewebes. Nach einem Östrogenma- ximum fällt die Konzentration zwischen dem 12. und 14. Tag wieder ab, während FSH-(Follikelstimulierendes Hormon) und LH-(Luteinisierendes Hormon) Spiegel stark ansteigen, so dass es zum Eisprung kommt. Findet innerhalb von 24 Stunden keine Befruchtung statt, stirbt die Eizelle ab. Spermien sind in der Regel fünf Tage befruchtungsfähig, woraus sich in Kombi- nation mit dem Zeitpunkt des Eisprungs und der Überlebensfähigkeit der Eizelle das sogenannte „fertile Fenster“ ergibt. Wann genau dieses „fertile Fenster“ bei einer Frau während eines Zyklus‘ „auf“ und wieder „zu“ geht, kann nicht mit ab- schließender Sicherheit gesagt werden. In der Sekretionsphase von Tag 15 bis 24 kommt es durch Ansteigen des Progeste- ronspiegels zur Umwandlung der Uterus- schleimhaut und somit zu einem sekre- tionsfähigen, für die Einbettung des Keims geeigneten Epithels. Aus der ehe- maligen Hülle der Eizelle entsteht das Corpus luteum (Gelbkörper), welcher für den Progesteronanstieg (Gestagenwir- kungen s. Tab. 1) verantwortlich ist. Die Gebärmutterschleimhaut verdickt sich

Östrogenwirkungen

Gestagenwirkungen

durch wachsende Drüsen (starke Durch- blutung und Einlagerung von Glykogen) weiter. Ab dem 25. Tag beginnt die Ischämische Phase, die durch die Rückbildung des Gelbkörpers gekennzeichnet ist. Dies führt zu einem Mangel an Progesteron und einer Rückbildung der Gebärmutter- schleimhaut. Die vermehrte Prostaglan- dinbildung am 26. und 27. Zyklustag be- wirkt eine Kontraktion der spiralig ver- laufenden Arterien in der Gebärmutter- schleimhaut. Diese Verengung der Ge- fäße führt zu einer mangelhaften Durch- blutung und damit einer ischämischen Schädigung. Strömt nun wieder reichlich Blut in die Schleimhaut ein, so kommt es im Bereich der Arterien zu Blutaustritten. Die Schädigung der Schleimhaut führt zur Ausstoßung von Blut, vermengt mit Schleimhautfetzen – der Menstruation. Die Ischämische Phase kann auch als Teil der Sekretionsphase gesehen werden. Fall 1 – Patientin: „Ich möchte meine Blu- tung verschieben. Können Sie mir sagen, wie dies möglich ist?“ Der Wunsch, die Blutung zu verschieben, oder gar einen „Langzyklus“ zu gene- rieren, ist weit verbreitet. Auf diese Art und Weise können beispielsweise Urlaub, Sport oder auch berufliche Ereignisse „blutungsfrei“ erlebt werden. Quälende • Wachstum weiblicher Geschlechts- organe Ç • subcutane Fettdepots Ç • Zahl der Progesteronrezeptoren Ç • zyklische Veränderung der Uterus- schleimhaut; des Zervixschleims • Beeinflussung der Stoffwechselvor- gänge in Leber, Darm und Knochen • Talgproduktion È • peripherer Gefäßwiderstand È • Retention von Wasser und NaCl Ç • Bildung von Serotoninrezeptoren Ç • stimmungsaufhellend

• Zahl der Östrogenrezeptoren È • Viskosität des Zervixschleims Ç • Proliferation der Uterusschleim- haut È • LH-Ausschüttung È • Drüsenbildung in Brüsten Ç • Ruhetemperatur steigt um ca 0,5 °C • Östrogenwirkung auf Skelett Ç • Aufrechterhaltung einer Schwan- gerschaft

und störende menstruelle Begleiterschei- nungen bleiben somit aus und führen zu mehr Lebensqualität. Um der Kundin diese Frage beantworten zu können, müssen jedoch Rückfragen zur aktuellen Verhütungsmethode gestellt werden, da sich zahlreiche hormonel- le Verhütungsmethoden auf dem Markt befinden. In Bezug auf die verfügbaren Pillen unterscheidet man in Einphasen-, Zweiphasen- und Sequenzpräparate, so- wie Drei- und Vierphasen-Präparate; zu- sätzlich finden sich reine Gestagenpillen. Eine fixe Östrogen-Gestagen-Kombina- tion ist für die Einphasenpräparate cha- rakteristisch. Als Östrogen ist in fast al- len Präparaten Ethinylestradiol zu finden, während als Gestagenkomponente eines der zahlreichen synthetischen Gestage- ne enthalten ist. Eine möglichst niedrige Östrogendosis wird mit möglichst ge- ringen unerwünschten Arzneimittelwir- kungen (UAW) verbunden. Die Gestage- ne unterscheiden sich hinsichtlich ihres Wirkungsspektrums und ihrer Wirkungs- stärke, so dass ihre Tagesdosen stark vari- ieren und nicht untereinander vergleich- bar sind. Kombinierte orale Kontrazepti- va (KOK) werden 21 Tage lang eingenom- men, gefolgt von einem siebentägigen Kombinierte orale Kontrazeptiva – Einphasenpräparate

6 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe de Apothek kammer Westfalen-Lippe

Made with