Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2015 (November 2015)

Dr. Helga Blasius

lich 5,3 % aller Studierenden bekannten sich dazu. Mehr als ein Drittel (35 %) da- von greift zu „Medikamenten verschie- denster Art“ (Schmerzmittel, Schlafmit- tel, Antidepressiva). An zweiter Stelle steht Cannabis (23 %), gefolgt von Me- thylphenidat (18 %). 5,2 % der Studieren- den wurden den Soft-Enhancenden zu- gerechnet. Bei den Motiven für die nicht- bestimmungsgemäße Einnahme wur- de als häufigstes Motiv die Bekämpfung von Nervosität angegeben (48 %). 7 Nach den Ergebnissen einer Wiederholungs- Online-Befragung des HISBUS-Panels von rund 6.700 Studierenden im Jahr 2014 ist der Anteil der der Neuroenhancer in den letzten Jahren leicht angestiegen ist, und zwar auf 6 % und im Bereich Soft-Enhan- cement auf 8 %. 8 ImRahmen einer aktuellen Befragung von 1.026 Studierenden der Ruhr-Universi- tät Bochum, der Universität Duisburg-Es- sen und der Technischen Universität Dort- mund gaben nur 14 Studierende an, dass sie bereits Amphetamine, wie beispiels- weise Ritalin ® , zur geistigen Leistungsstei- gerung eingenommen hätten. Immerhin 39 nutzten Cannabis zu diesem Zweck. Spitzenreiter unter den Substanzen zur geistigen Leistungssteigerung waren die Soft-Enhancer Kaffee (574 Studierende), Energy drinks (419), Nikotin (147) und Koffeintabletten (125). 9 Erheblich höhere Prävalenzen ermittelten Forscher vom Institut für Arbeitsmedizin an der Berliner Charité zwischen Oktober 2010 und Mai 2011 in Online-Erhebungen unter 1.053 deutschen Studenten. Dort hatten 1-13 % angegeben, mindestens einmal in ihrem Leben verschreibungs- pflichtige Stimulantien (z. B. Modafinil) und/oder illegale Drogen (z. B. Cannabis) • Daten aus dem Ruhrgebiet • Untersuchung der Berliner Charité

zur Leistungssteigerung oder Entspan- nung genommen zu haben. 10

die Hälfte konsumiert regelmäßig Koffe- in, und knapp 50 % trinken koffeinhal- tige Energy Drinks. 12

• Gezielt fragen bringt höhere Zahlen

Pharmakologie des Neuroenhancements

Eine neuere Untersuchung von Dietz nutzte zum ersten Mal eine spezielle Be- fragungstechnik. Die randomized-Re- sponse-Technik (RRT) soll bei sensiblen Fragestellungen bestimmte Verfälschun- gen von Interviewantworten verringern und hat sich im Bereich des körperlichen Dopings als erfolgreich erwiesen. In der Erhebung lag die 12-Monats-Prävalenz der Nutzung von Neuroenhancern unter rund 2.500 Studierenden noch deutlich höher, nämlich bei 20 %, (Männer 23,7 %, Frauen 17,0 %). 11 Wissenschaftler von der Klinik für Psychi- atrie und Psychotherapie der Universi- tätsmedizin Mainz befragten in einer Pi- lotstudie in 2009/2010 1.035 volljährige Schüler und Schülerinnen von Gymnasien und Berufsschulen und 512 Studierende der Universität Mainz aus drei verschie- denen Fakultäten (Wirtschaftswissen- schaft, Pharmazie und Medizin) zu ihrem Konsumverhalten potenziell leistungs- steigernder Substanzen. Rund 4 % der Teilnehmer hatten bislang mindestens einmal solche Substanzen genommen, und zwar häufiger illegal zu erwerbende Psychostimulantien (Amphetamine, Ko- kain, Ecstasy) als rezeptpflichtige. Über • Auch Pharmazie-Studierende befragt

Die meisten zum pharmakologischen Neuroenhancement eingesetzten Sub- stanzen (Tab. 2) sind als „normale“ Phar- maka schon lange bekannt. Das macht sie aber für diesen nicht bestimmungsge- mäßen Einsatz noch lange nicht wirksam und sicher. Aus pharmakologischer Sicht spielt es nämlich durchaus eine Rolle, ob mit einem Eingriff ein gestörtes System korrigiert oder aber ein normal funktio- nierendes optimiert werden soll. Schließ- lich sind die Wirkstoffe im Wesentlichen zur Vorbeugung oder Behandlung von Krankheiten an Patienten klinisch unter- sucht worden und nicht an Gesunden. In seiner Dissertation aus dem Jahr 2011 hat Dimitros Repantis die Datenlage mit dem Fokus auf synthetischen Psycho- pharmaka in einem Review evaluiert. In der Gesamtschau spricht einiges dafür, dass die bisher verfügbaren pharmako- logischen Substanzen, wenn überhaupt, dann lediglich in den Fällen leistungs- relevante Effekte hatten, in denen sich die Probanden in einer defizitären Aus- gangssituation befanden. So wirkten sämtliche psychostimulierenden Substan- zen nur dann aktivierend, wenn entwe- Klinische Datenlage widersprüchlich

Tabelle 2: Zum pharmakologischen Neuroenhancement eingesetzte Substanzen 1,3

Gruppe

Substanzen

(Psycho-) Sti- mulantien Amphetamine (Adderell ® , in Deutschland nicht zugelassen) Methylphenidat (Ritalin ® , Concerta ® , Equasym ® , Medikinet ® ) Modafinil (Vigil ® ) Antidementiva Acetylcholinesterase-Inhibitoren: Donepezil (Aricept ® ), Rivastigmin (Exelon ® ), Galantamin (Reminyl ® ), Tacrin (Cognex ® ) NMDA-Rezeptor-Antagonisten: Memantin (Axura ® , Ebixa ® ) Antidepressiva Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): Fluoxetin, Fluvoxamin, Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin Betablocker z. B. Metoprolol

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