Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2015 (November 2015)

Arzneimittel als Neuroenhancement

zum Neuroenhancement missbraucht werden, wurde in der Erhebung für den DAK-Gesundheitsreport 2015 am häu- figsten das Rezept (Abb. 1) vom Arzt ge- nannt (knapp 54 %). Ca. 22 % gaben an, das Mittel „ohne Rezept, direkt aus einer Apotheke vor Ort“ bekommen zu haben. Die Analyse von Versichertendaten der DAK-Gesundheit ergab, dass etwas über 10 % der Versicherten ihr Methylpheni- dat-Rezept ohne eine passende Diagno- se erhalten hatten. Nach der vorherigen DAK-Untersuchung aus dem Jahr 2009 gab es sogar bei etwa einem Viertel der Versicherten keine medizinische Begrün- dung für die Verordnung von Psycho- und Neuro-Pharmaka. Für Methylpheni- dat fehlte bei 27,6 % der Personen mit mindestens einer Verordnung der Nach- weis einer entsprechenden Diagnose, für Modafinil bei 24,0 %. 5 Daten zum „Hirndoping“ in der Allge- meinbevölkerung wurden im Jahr 2010 mit einer deutschlandweiten Studie des Robert Koch-Instituts (KOLIBRI) generiert. Hier gaben insgesamt 74 von ca. 6.100 Be- fragten ab 18 Jahren an, in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal Me- dikamente oder illegale Mittel zum Neu- roenhancement verwendet zu haben (12-Monats-Prävalenz bei Erwachsenen: 1,5 %). 6 Und die Allgemeinbevölkerung?

Abbildung 1: Viele Medikamente, die zum Neuroenhancement missbraucht werden, werden vom Arzt auf Rezept verordnet. Foto: Fotolia.com/Alexander Raths

um nicht-rezeptpflichtige Arzneimittel handelte. Nach diesem Ausschlussverfah- ren „dopten“ sich nach der damals groß- zügigsten Schätzung „nur“ rund 5 % der Befragten. 5 Mit dem DAK-Gesundheitsreport 2015 lie- gen aktuellere Daten aus 2014 vor. 1 Hier- nach hat der Anteil derjeinigen, die zuge- ben, wenigstens einmal im Leben phar- makologisches Neuroenhancement be- trieben zu haben, auf 6,7 % zugenom- men. Der Report geht allerdings von ei- ner hohen Dunkelziffer aus. Hiernach könnten statt der erhobenen 6,7 gut 12 % der Erwerbstätigen schon einmal „Doping am Arbeitsplatz“ betrieben ha- ben, das wäre jeder achte Erwerbstätige. Der Anteil regelmäßiger Konsumenten ist zwischen 2008 und 2014 von 2,2 auf 4,2 % angestiegen. Außerdem wissen er- heblich mehr der Befragten, dass Medi- kamente zum Neuroenhancement einge- setzt werden können (69 % versus 45 % im Jahr 2008). Überraschend kam außer- dem heraus, dass nicht Hoch-Qualifizierte oder Führungskräfte am anfälligsten für leistungs- und stimmungsaufhellende

Substanzen sind. Vielmehr findet sich mit 8,5 % der höchste Anteil von Dopern bei Arbeitern und Angestellten mit einfachen Tätigkeiten.

Keine hohe Verbreitung, aber Risiko- gruppen

Unter dem Strich zeigen die neuen Analysen der DAK, dass pharmakolo- gisches Neuroenhancement weiterhin kein verbreitetes Phänomen ist. Der Re- port vermutet einen harten Kern von et- wa 2-3,5 % aktueller und regelmäßiger Konsumenten. Allerdings wird die rela- tive Steigerung von 2008 auf 2014 als sehr hoch bezeichnet. Die überwiegende Mehrheit der Erwerbstätigen (ca. 83 %) lehnt das pharmakologische Neuroen- hancement ab, aber rund 10 % der bis- herigen Nicht-Verwender können sich durchaus vertretbare Gründe hierfür vor- stellen. Sie werden im DAK-Gesundheits- report 2015 als Risikogruppe eingestuft. 1

Neuroenhancement bei Schülern und Studierenden

• HIS-Studien

Nach der ersten repräsentativen Stich- probe von fast 8.000 Studierenden, die das HIS-Institut für Hochschulforschung (HIS-HF) im Dezember 2010 erhob, hatte der Großteil der Befragten (88 %) bisher seit Studienbeginn keine eigenen Erfah- rungen mit Hirndoping gemacht. Ledig-

Zahlreiche Verordnungen unbegründet

Als Bezugsquelle für Medikamente, die

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