Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2015 (November 2015)

Dr. Henrik Müller

BERATUNGSRELEVANTE HINWEISE ZU DIMETHYLFUMARAT (TECFI- DERA ® ) • Die Anfangsdosis von Tecfidera ® liegt bei 2x täglich 120 mg (Tag 1–7). Ab Tag 8 er- folgt eine Dosissteigerung auf 2x täglich 240 mg. • Der Inhalt der Kapsel darf nicht zerdrückt, geteilt, gelutscht oder gekaut werden. • DMF kann in der Langzeitanwendung die Lymphozytenzahl (im Mittel um 30 %) verringern. Patienten sind anzuweisen, dem Arzt Infektionssymptome mitzutei- len. Bei einer schwerwiegenden Infektion ist das Absetzen der Behandlung in Er- wägung zu ziehen. Regelmäßige Laboruntersuchungen mit der Bestimmung eines großen Blutbildes sind alle 6-12 Monate vorgeschrieben. • Eine Kombination mit Tumor- und immunsuppressiven Mitteln sollte vermieden werden. • Zu Anfang der Behandlung zeigen sich bei ca. einem Drittel der Patienten Flush- Symptome (u. a. Hitzewallungen, Hitzegefühl, Erythem, Brennen) und bei ca. einem Viertel gastrointestinale Beschwerden (u. a. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Oberbauchbeschwerden) zumeist leichter bis moderater Ausprägung auftreten.

Metformin aufgrund einer Unverträglich- keit als ungeeignet erachtet wird.

Diabetes mellitus Typ 2 nimmt weltweit zu. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Prävalenz mehr als verdoppelt. In Deutschland haben nach den Daten des RKI 7,2 % der erwachsenen Menschen ei- nen Typ-2-Diabetes. Die Nationale Versor- gungsleitlinie sieht neben Diät und Be- wegung die Einnahme oraler Antidiabeti- ka und bei ausbleibendem Erfolg die An- wendung von Insulin vor. Zusammen mit der Substanzklasse der Gliflozine befin- den sich derzeit sieben unterschiedliche Klassen oraler Antidiabetika auf dem Markt (s. Tab. 3). Empagliflozin ist nach Canagliflozin (In- vokana ® ) und Dapagliflozin (Forxiga ® ) der dritte zugelassene Inhibitor des Natrium- Glucose-Cotransporters 2 (SGLT-2-Inhibi- tor). Dieser Transporter reabsorbiert in den proximalen Nierentubuli den Groß- teil der gefilterten Glucose. Damit sen- ken die Gliflozine die Rückresorption von Glucose, steigern deren renale Ausschei- dung und senken die Plasmaglucosekon- zentration. Aufgrund des Wirkmechanismus kann die osmotische Diurese, die die vermehrte Ausscheidung von Glucose über den Urin begleitet, zu einer mäßigen Blutdruck- senkung führen. Somit verbessern die Gli- flozine nicht nur den HbA1c-Wert son- dern weisen ebenfalls einen günstigen Einfluss auf Körpergewicht und Blutdruck auf. Da neben den SGLT-2-Transportern

notherapie oder Add-on-Kombinations- therapie mit anderen Blutzucker-senken- den Arzneimitteln einschließlich Insu- lin. Als Voraussetzung für die Einnahme gilt in beiden Fällen, dass Diät und Be- wegung allein den Blutzucker in der Ver- gangenheit nicht ausreichend kontrollie- ren konnten. Eine Monotherapie mit Em- pagliflozin sollte allerdings nur zum Ein- satz kommen, wenn die Einnahme von MERKE: Im Gegensatz zu Brimonidin (Mirvaso ® ) muss DMF (Tecfidera ® ) die frühe Nut- zenbewertung durchlaufen. Zwar ist DMF ein alt bekannter Wirkstoff, aller- dings handelt es sich bei dem bereits zugelassen Fumaderm ® um ein Kombi- nationspräparat verschiedener Fumar- säureester und nicht, wie bei Tecfide- ra ® , um ein Monopräparat.

Fortschreiten der Behinderung nicht be- einflusst werden konnte.

Fazit:

Obwohl die magensaftresistenten Mikro- tabletten Darmreizungen vorbeugen, zei- gen dennoch ca. ein Viertel der Patienten starke gastrointestinale Beschwerden: ein deutlicher Nachteil, der dem erhofften Compliance-Vorteil durch die orale Ein- nahme gegenübersteht. Tecfidera ® ist zwar im indirekten Ver- gleich der Wirksamkeit von Copaxone ® überlegen, allerdings kann auch das neue Arzneimittel sich nicht positiv auf die Pro- gression der Behinderung auswirken. Im Rahmen der frühen Nutzenbewertung wird vom GB-A bemängelt, dass ein Ver- gleich mit der zweckmäßigen Vergleichs- therapie (IFN ß-1a) fehlt. Der Zusatznut- zen gilt somit als nicht belegt. 6,7

Tabelle 3: Orale Antidiabetika und deren Angriffpunkte in der Übersicht Insulinwirkung wird intensiviert Metformin Insulin-Sensitizer z. B. Rosiglitazon Insulinfreisetzung wird gefördert Sulfonylharnstoffe z. B. Glibenclamid GLP-Agonisten z. B Exenatid DPP4-Inhibitoren z. B. Sitagliptin Glinide z. B Repaglinid Glucoseausscheidung wird erhöht Gliflozine z. B. Empagliflozin

Empagliflozin (Jardiance ® ) – Stellenwert der SGLT-2-Inhibitoren

Jardiance ® ist zugelassen bei Erwachse- nen mit Typ-2-Diabetes mellitus zur Opti- mierung der Blutzuckerkontrolle als Mo-

21 Fortbildung aktuell – Das J urnal Nr. 1/2014 der Ap thekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung ktuell – Das Jou nal

Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 21

Made with