Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2015 (November 2015)

Dr. Henrik Müller

[%]

vativ ist die Tatsache, dass erstmalig un- ter bestimmten Voraussetzungen auf die Anwendung von Interferonen verzich- tet werden kann. Eine Tablette des Fer- tigarzneimittels Sovaldi ® kostet derzeit 714 €. Damit belaufen sich die Gesamt- therapiekosten über zwölf Wochen auf ca. 60.000 €. Der G-BA bescheinigt dem Hersteller im Rahmen der frühen Nutzen- bewertung einen beträchtlichen Zusatz- nutzen für therapienaive Patienten, die den Genotyp 2 aufweisen. Ein geringer Zusatznutzen wurde u.a. für therapienai- ve Patienten mit Genotyp 1 und therapie- erfahrene Patienten mit Genotyp 2 sowie für die Interferon-freie Therapie bei Pati- enten mit Genotyp 3 attestiert. 2,3 • Unerwünschte Arzneimittelwirkun- gen wie Blutbildveränderung, GI-Stö- rungen oder Schlaflosigkeit treten im Vergleich zur alleinigen Anwen- dung von Ribaverin und Peginter- feron nicht häufiger oder schwerer auf. BERATUNGSRELEVANTE HINWEISE ZU SOFOSBUVIR (SOVALDI ® ) • Über 12-24 Wochen erfolgt die Ein- nahme von 1x täglich 1 Tablette zu 400 mg zusammen mit Ribaverin oder Ribaverin + Peginterferon. • Die Einnahme soll zusammen mit ei- ner Mahlzeit erfolgen, da eine fett- reiche Nahrung die Resorption ver- zögert und verbessert. • Die Induktion von P-glykoprotein (P- gp) im Darm kann zu einer signifi- kant verringerten Plasmakonzentra- tion und somit zu einem Wirkver- lust von Sofosbuvir führen. Aus die- sem Grund ist der Einsatz von P-gp- Induktoren wie Rifampicin, Johannis- kraut, Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Rifabutin, Rifapentin und Tipranavir/Ritonavir im gleichen Einnahmezeitraum pro- blematisch.

94-96 %

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

89 %

72-80 %

67-75 %

42-50 %

28-36 %

7-11 %

2 %

Dauerhafte Viruselimination

IFN Į 24W

IFN Į 48W

IFN Į / RBV 48W

PEG-IFN Į / RBV 48W

PEG-IFN Į / RBV in Dreierkombi- nation 24-48W

PEG-IFN Į / RBV in Dreierkombi- nation 24-48W

PEG-IFN Į / RBV/SOF 12W

DAA- Kombination 8-12W

vor 1998

1998 2001 2011 2014 2014 2015

Abbildung 2: Steigerung der dauerhaften Viruselimination im Zusammenhang mit der Änderung der Erstlinientherapie; modifiziert nach Cronberg M et al. IFN α =Interferon, RBV=Ribaverin, PEG-IFN α =Peginterferon, SOF=Sofosbuvir, DAA=direct-acting agent

Protease-Hemmer stoppt Polyprotein- Zerlegung

Leberzelle

Protease NS3-4A

Virus- Polyprotein

fertige Virus-Proteine

Virus- RNA

Ribosom

Bildung neuer Viren

Zellkern

Ribavirin wirkt auf unbekannte Weise

Austritt neuer Viren

Hepatitis-C- Virus dringt ein

Cyclophilin

NS5A

Virus- RNA

kopierte Virus-RNA

Polymerase

Polymerase-, NS5A - und Cyclophilin-Hemmer stoppen das Kopieren von Virus-RNA

zugelassener Wirkstoff

Peg- Į -Interferon aktiviert Virenabwehr der Zelle

neuer Wirkstoff in Erprobung

Bestandteil des Virus

Bestandteil der Leberzelle

Abbildung 3: Wirkprinzipien von Hepatitis-C-Medikamenten, mit freundlicher Geneh- migung des vfa, Stand September 2014

lich bei 42-50 % lag, können aktuell dank des Einsatzes von Sofosbuvir und ande- ren innovativen Antituberkulotika An- sprechraten von über 90 % erreicht wer- den (Abb. 2). Sofosbuvir hemmt die RNA-abhängige RNA-Polymerase, die für die Virusreplika- tion essentiell ist. Dabei stellt Sofosbuvir ein Prodrug dar, das nach intrazellulärer Metabolisierung in die Wirkform umge-

wandelt wird. Das wirksame Uridin-Ana- logon-Triphosphat wird in die Virus-RNA eingebaut und bewirkt damit einen Ket- tenabbruch (s. Abb. 3).

Fazit:

Unter Sofosbuvir konnten die Heilungs- aussichten dank der enormen Steigerung der Ansprechrate auf die Therapie ex- trem verbessert werden. Ebenfalls inno-

17 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung ak u ll – Das Journal d r Apothekerkammer Westfalen-Lippe 17

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