Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2015 (November 2015)

Die neuen Arzneimittel 2014

BERATUNGSRELEVANTE HINWEISE ZU BEDAQUILIN (SIRTURO ® ) • Über 2 Wochen 1x täglich 400 mg (4 Tabletten zu je 100 mg) zu einer Mahlzeit ein- nehmen; ab der 3. – 24. Woche 3 x 200 mg pro Woche (2 Tabletten zu je 100 mg) mit mind. 48 Stunden Einnahmeabstand. • Bedaquilin soll zum Essen eingenommen werden, da die Einnahme mit einer Mahl- zeit die Bioverfügbarkeit um etwa das Zweifache erhöht. • Die Behandlung erfolgt mit mindestens 3 anderen Antituberkulotika über 24 Wo- chen. • Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen am Herzen und in der Leber ist bei Pati- enten mit erhöhtem Risiko für eine QT-Zeit-Verlängerung und bei schwerer Leber- funktionsstörung Vorsicht geboten. • Die Elimination von Bedaquilin ist noch nicht vollständig geklärt, läuft aber in vitro hauptsächlich über CYP3A4. Daher ist der Einsatz von CYP-Induktoren wie Rifam- picin oder die HIV-Therapeutika Efavirenz, Etravirin im gleichen Einnahmezeit- raum genauso problematisch wie die Einnahme des CYP-Inhibitors Ritonavir.

nen bestimmten Genotyp aufweisen, ist es Dank Sofosbuvir erstmalig möglich, auf die Interferontherapie zu verzichten. Der mögliche Verzicht auf die intramuskuläre Gabe von Peginterferon stellt einen be- deutenden Vorteil dar. Man unterscheidet sechs Genotypen der Hepatitis-C-Virus-In- fektion (HCV). Die drei hauptsächlich vor- kommenden Typen 1 bis 3 sind in Nordeu- ropa wie folgt verteilt: • 70 bis 80 % der Patienten sind mit Genotyp 1 infiziert • 10 bis 25 % der Patienten sind mit Genotyp 2 infiziert • < 10 % der Patienten sind mit Genotyp 3 infiziert Studien haben gezeigt, dass bei Pati- enten, die den Virus mit Genotyp 2 bzw. 3 in sich tragen, die Kombination von So- fosbuvir und Ribaverin schneller und in- tensiver wirkt und sich durch eine bessere Verträglichkeit auszeichnet als die Kombi- nation von Ribaverin mit Peginterferon. HCV-Infektionen betreffen rund 170 Mil- lionen Menschen weltweit. 20% bis 25% der Infizierten können das Virus, ohne zu erkranken, spontan eliminieren. Alle an- deren entwickeln über Jahre eine chro- nische Hepatitis C. In vielen Fällen liegt der Zeitpunkt der Ansteckung bereits mehr als 20 Jahre zurück, bis die Erkran- kung ausbricht. Im Verlauf kommt es zu einer voranschreitenden Leberfibrose, aus der sich bei einem Teil der Infizierten hö- hergradige Leberzirrhosen und Leberkar- zinome entwickeln können. In Deutsch- land leben nach Schätzungen des RKI et- wa 400.000 bis 500.000 Menschen mit ei- ner chronischen HCV-Infektion. Pro Jahr kommen etwa 5.000 neue Infektionsfälle hinzu. Im Laufe der Jahre hat sich die An- sprechrate auf die Therapie durch stetige Weiterentwicklung der Therapieoptionen enorm verbessert. Während Anfang des 21. Jahrhunderts die Ansprechrate unter Ribaverin und Peginterferon alleine ledig-

XDR-Tuberkulose (Tb) teil. Der primäre Endpunkt der Studie ist der Zeitraum bis zur Sputumkonversion, das heißt bis zu dem Zeitpunkt, bei dem keine Tuberkulo- seerreger mehr im Auswurf nachweisbar sind. Bezogen auf bisher 205 Patienten mit ausreichenden Daten kam es in der Bedaquilin-Gruppe im Median nach 57 Ta- gen zur Sputumkonversion. In Woche 24 hatte bei 163 Patienten (79,5 %) eine Spu- tumkonversion stattgefunden. Der Anteil der Patienten mit Sputumkonversion in Woche 24 war bei denjenigen mit MDR- DELAMANID (DELTYBA ® ) – ZWEITER SIEGER NACH BEDAQUILIN • Ebenso wie Bedaquilin hat der Wirk- stoff Delamanid 2014 eine Orphan- Drug-Zulassung zur Behandlung pul- monaler multiresistenter Tuberkulo- se bekommen. • Delamanid blockiert die Synthese von Mykolsäuren für die Zellwände von Mykobakterium tuberculosis (s. Abb. 1). • Die Einnahme von 2x täglich 100 mg (2 Tabletten zu je 50 mg) erfolgt zu- sammen mit einer Mahlzeit über 24 Wochen in Kombination mit ande- ren Antituberkulotika.

TB mit 87,1 % am höchsten, gefolgt von den Patienten mit präXDR- (77,3 %) und den XDR-TB-Patienten (55,6 %).

Fazit:

Bedaquilin stellt das erste seit 50 Jahren neu entwickelte Medikament gegen My- kobakterium tuberculosis dar. Zudem be- inhaltet Bedaquilin ein völlig neues Wirk- prinzip. Die mit 188 Tabletten für eine Behandlungsdauer von 24 Wochen be- stückte Packung Sirturo ® liegt bei knapp 33.000 €. Um Resistenzen zu vermeiden, sollte die Behandlung nur von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Als Orphan Drug muss Sirturo ® das Verfahren der frü- hen Nutzenbewertung nicht durchlau- fen. 1 Zu den teuersten Innovationen des Jahres 2014 zählt der Polymeraseinhibitor Sofos- buvir. Sovaldi ® ist zugelassen zur Behand- lung von Patienten, bei denen eine chro- nische Hepatitis C diagnostiziert ist. Die standardmäßige Behandlung erfolgt in einer Kombinationstherapie mit Ribave- rin (Copegus ® ) und Peginterferon alfa 2a (Pegasys ® ). Für einige Patienten, die ei- Sofosbuvir (Sovaldi ® ) – Verbesserung in der Therapie der Hepatitis-C-Infektionen

16 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

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