Fortbildung-aktuell-Das-Journal-Nr-2-2015-September-2015
Dr. Gudrun Müller
Arzneimittelinteraktionen in der öffentlichen Apotheke Von der Detektion bis zur Patientenberatung
biert werden kann. H 2 -Antagonisten, Pro tonenpumpeninhibitoren (PPI) und auch Antacida erhöhen den pH-Wert im Ma gen, was zu einer verminderten Absorp tion von Itraconazol führt. Während der Behandlung mit Arzneimitteln, die den pH-Wert im Magen erhöhen, wird emp fohlen, Itraconazol mit möglichst großem Zeitabstand zum Interaktionspartner und zur Mahlzeit zusammen mit einem Glas Cola einzunehmen, um die Bioverfügbar keit zu verbessern. Eine verminderte gastrointestinale Motili tät durch z. B. anticholinerge Effekte be wirkt, dass das Herzglykosid Digoxin bes ser absorbiert wird. Der Dopaminantago nist Metoclopramid beschleunigt hinge gen die Öffnung des Magenpförtners und vermindert so die Absorptionsrate und damit die Wirksamkeit von Digoxin. Polyvalente Kationen wie Calcium, Ma gnesium, Zink, Aluminium oder auch Ei sen besitzen die Eigenschaft, mit einigen Arzneistoffen stabile Chelatkomplexe zu bilden. Die Bildung schwer absorbierbarer Komplexe vermindert die Bioverfügbar keit der Interaktionspartner.
Arzneimittelinteraktionen gehören zu den am häufigsten detektierten arznei- mittelbezogenen Problemen in der Pati- entenberatung deutscher Apotheken. 1 Man unterscheidet zwischen pharmako- kinetischen und pharmakodynamischen Interaktionen. Während bei pharmako- kinetischen Interaktionen die Biover- fügbarkeit von Arzneistoffen verän- dert wird, zeichnen sich pharmakodyna- mische Wechselwirkungen durch eine ad- ditive Wirkverstärkung (z. B. kaliumreti- nierendes Diuretikum und Kalium) oder eine Wirkabschwächung durch antago- nistische Effekte am Wirkort (z. B. Dopa- minantagonist Metoclopramid und Levo- dopa) aus. Pharmakokinetische Interakti- onen können sowohl zum Zeitpunkt der Freisetzung eines Arzneistoffes aus sei- ner Darreichungsform auftreten als auch bei der Absorption, der Verteilung im Kör- per, der Metabolisierung sowie der Elimi- nation. Dabei sind Wechselwirkungen zum Zeitpunkt der Absorption und wäh- rend der Metabolisierung am häufigsten vertreten. In welchem Ausmaß ein Arzneistoff die intestinale Membran überwindet und ins Blut übergeht, ist abhängig von un terschiedlichen Faktoren. Da die intesti nale Membran hautsächlich durch Diffusi on passiert wird, können Arzneistoffe, die in lipophiler, nicht-ionisierter Form vorlie gen besser aufgenommen werden als hy drophile, ionisierte Arzneistoffe. Auch die Größe des Resorptionsfensters, d. h. des Dünndarmabschnittes, in dem die Auf nahme ins Blut erfolgt, beeinflusst die Absorptionsquote. Im Rahmen von Arz neimittelwechselwirkungen kann die Ab sorption u. a. durch eine Änderung des gastrointestinalen pH-Wertes, der gastro intestinalen Motilität oder durch Kom
Dr. Gudrun Müller (Haan) studierte Pharmazie in Münster und wurde 2012 in Bonn promoviert. Seit 2003 arbeitet die Fachapothekerin für Allgemein pharmazie und Fortbildungs-Referentin der Apothekerkammer Westfalen-Lip pe in der Ickerner Markt-Apotheke in Castrop-Rauxel.
plexbildung beeinflusst werden (Tab. 1). 1
Das Azol-Antimykotikum Itraconazol liegt nur im sauren Milieu im nicht-ioni sierten Zustand vor, so dass es die intesti nale Membran überwinden und absor
Durch einen möglichst großen Einnahme
Tabelle 1: Beispiele für Interaktionen während der Absorption
Interaktions- partner A
Interaktions- partner B
Mechanismus der Interaktion
Effekt auf die Bio- verfügbarkeit von Interaktionspartner B
H 2 -Antagonisten PPI Antacida Anticholinergika Opioide Metoclopramid
Itraconazol
Erhöhung des pH-Wertes
Digoxin
Verminderte GI-Motilität Erhöhte GI-Motilität
Digoxin
Polyvalente Kationen
Bisphosphonate Komplexbildung
Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 5
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