Fortbildung aktuell [Das Journal] 2/2017

ARZNEIMITTEL FÜR KINDER

zu applizieren: Der Kolben sollte langsam und vorsichtig gedrückt werden, die Do- sierspritze sollte nicht ruckartig entleert werden. Eine gute Alternative kann es auch sein, den Saft oder die Lösung erst mit der Dosierpipette abzumessen und dann auf einen Löffel zu geben. Dann kann das Arzneimittel schluckweise ver- abreicht werden. Ähnlich kann man auch bei Vitamin- D-Tabletten für Säuglinge verfahren. Die Tabletten zerfallen leicht, sie können da- her auf einem Löffel in wenig Wasser oder Milch suspendiert werden. Die aufgelöste Tablette kann dann dem Kind direkt, am besten während einer Mahlzeit, in den Mund gegeben werden. Die aufgelöste Ta- blette in die Flasche oder einen Brei zu ge- ben, wird nicht empfohlen, da dann keine ausreichende Zufuhr garantiert werden kann. Auch wie Medikamente in Trop- fenform richtig angewendet werden, ist häufig erklärungsbedürftig. Wich- tig ist hierbei vor allem, zwischen zwei häufig eingesetzten Tropfeinsätzen zu HINWEISE FÜR DIE ELTERN: Arzneimittelgabe bei Säuglingen · Immer Dosierhilfe verwenden: Do- sierpipette oder eine Einmalspritze (falls dem Präparat keine beiliegt, kann die Apotheke als Service eine zur Verfügung stellen) · Eventuell Medikamentenschnuller oder -fläschchen verwenden · Säugling bei der Gabe halb sitzend halten · Achtung, Verschluck-Gefahr: Arznei- mittellösung nicht direkt mit der Pipette oder Einmalspritze in den Rachen des Kindes spritzen, sondern langsam in die Wangentasche träufeln · Lösung langsam und vorsichtig in den Mund geben, Dosierspritze nicht ruckartig entleeren · Tropfen erst auf einem Löffel abzäh- len, dann schluckweise verabreichen · Vitamin-D-Tabletten für Säuglinge auf einem Löffel in wenig Wasser oder Milch suspendieren und zerfal- len lassen, dann dem Kind verabrei- chen; nicht in die Flasche oder den Brei geben

unterscheiden: Randtropfer haben ein Loch in der Mitte und müssen schräg ge- halten werden. Bei Zentraltropfern gibt es neben der Austrittsöffnung noch ein Be- lüftungsrohr, sie sollten besser senkrecht gehalten werden. Manchmal muss man den Flaschenboden auch leicht antippen, damit der erste Tropfen fällt. Auch hier gilt: Die Lösung sollte dem Kind generell nicht direkt über den Tropfer in den Mund appliziert werden, sondern zunächst auf einem Löffel abgezählt und dann verab- reicht werden. Antibiotikasäfte sind bei Kindern eine häufig angewendete Arzneiform. Meist sind die Präparate als Trockensäfte im Handel, aus denen vor der Anwendung eine Lösung oder Suspension hergestellt werden muss. Doch bei Zubereitung und Dosierung passieren viele Fehler: Eine Stu- die zeigt, dass Eltern bei etwa jeder zwei- ten Zubereitung von Antibiotikasäften falsch mischen oder dosieren. In der Folge kann es zu Unter- oder Überdosierungen kommen. Häufige Fehler, die die Eltern in der Untersuchung machten, waren etwa, das Wasser nicht bis zur richtigen Markierung aufzufüllen, den Saft nicht genügend zu schütteln, sodass die Suspension klumpig blieb, und nicht lange genug bis zum Ab- setzen des Schaumes zu warten. 56 Pro- zent der Eltern schafften es außerdem an- schließend nicht, mit dem Dosierlöffel die richtige Menge Saft abzumessen, so dass das Antibiotikum schließlich unterdosiert wurde. Besser gelang das mit einer Do- sierpipette; hier wurde in 10 Prozent der Fälle eine falsche Dosis verabreicht. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass der Apo- theker die Eltern bei der Abgabe eines Tro- ckensaftes die Zubereitung und den rich- tigen Umgang mit der Applikationshilfe genau erklärt und bestenfalls sicherstellt, dass sie das Erklärte auch verstanden ha- ben. Der Apotheker kann auch anbieten, den Saft gleich in der Apotheke selbst oder gemeinsam mit Mutter oder Vater herzustellen (siehe Kasten). Antibiotikasaft

TROCKENSAFT RICHTIG ZUBEREITEN

wenigen Präparaten für Kinder enthalten. Ethanol wird vor allem bei pflanzlichen Säften oder Tropfen als Lösungs- und/ oder Konservierungsmittel eingesetzt. Bei pflanzlichen Mitteln, die einen Trocken- extrakt enthalten (zum Beispiel Prospan®, Umckaloabo® Saft für Kinder), wird Al- kohol lediglich als Lösungsmittel bei der Extraktherstellung verwendet, dann aber wieder verdampft. Das fertige Produkt weist keinen nennenswerten Alkoholge- halt mehr auf. Hersteller müssen ab einer Einzel- dosis von mindestens 0,05 g Alkohol auf der Umverpackung des Arzneimittels auf den Alkoholgehalt hinweisen. Zur Ver- deutlichung: Bei einem Hustensaft mit 5 Prozent Alkohol werden mit einer einzel- nen Kinderdosis von 2,5 ml 0,10 g Alko- hol aufgenommen. Das entspricht etwa der Alkoholmenge in 33 ml Apfelsaft. Die Deutsche Gesellschaft für Phytotherapie Gesellschaftweist darauf hin, dass Alkohol in kleinen Mengen auch in vielen alltägli- chen Lebensmitteln enthalten ist, die auch Kinder zu sich nehmen. 100 g Bananen und 100 g Brot etwa enthalten jeweils bis zu 0,3 g Alkohol. Die Alkoholmengen in pflanzlichen Arzneimitteln liegen demzu- folge in ähnlichen Größenordnungen oder Die wichtigsten Zubereitungsschrit- te: Zunächst das Pulver in der Flasche aufschütteln, dann etwa ein Drittel oder die Hälfte der benötigten Men- ge Wasser (frisches Leitungswasser) zugeben. Kräftig schütteln und war- ten, bis sich der Schaum abgesetzt hat, anschließend die nächste Portion Wasser zugeben, bis die vorgegebe- ne Markierung erreicht ist. Wichtig ist der Hinweis auf die Lagerung des entsprechenden Präparats: Die ge- brauchsfertige Suspension muss in der Regel im Kühlschrank aufbewahrt werden. Vor jeder Anwendung sollte die Flasche gut geschüttelt werden. Der fertig zubereitete Saft ist begrenzt haltbar, das Datum der Zubereitung sollte der Apotheker beziehungsweise die Eltern nach der Herstellung auf der Flasche vermerken.

Alkohol in Kinderarzneimitteln

Generell ist Alkohol in Kinderarzneimit- teln nichts Ungewöhnliches und in nicht

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