FB-aktuell_Journal_4_2014

Verena Arzbach

Kleines und groSSes Blutbild

bei exponierten Patienten zwar relativ sel- ten, können aber schlimmstenfalls zu Le- berversagen führen. Bei jeder Schädigung der Leber setzen die defekten Leberzel- len Leberenzyme in den Blutkreislauf frei. Die Konzentration der Gamma-Gluta- myltransferase (GGT) und Alanin-Amino- Transferase (ALAT, früher Glutamat-Pyru- vat-Transaminase GPT) im Blut kann dabei Auskunft über die Schwere des Schadens geben. Die Höhe der Konzentration kor- reliert mit der Anzahl betroffener Leber- zellen. Von einer gravierenden Leberschä- digung ist in der Regel auszugehen, wenn der ALAT-Wert über das Zweifache des oberen Normwerts ( ♂ : 50 U/l; ♀ : 35 U/l) ansteigt. 4,5 Lebererkrankungen verlaufen teilwei- se symptomlos oder mit unspezifischen Beschwerden. Ein Leberschaden ist da- her schwer zu diagnostizieren, er wird häufig zufällig anhand der erhöhten Leberenzymwerte im Blut erkannt. Die DEGAM-Leitlinie sieht regelmäßige Be- stimmungen der Leberenzyme unter an- derem bei der Dauertherapie mit dem Antiarrhythmikum Dronedaron (Multaq ® ) vor. Leberfunktionstests sollten monat- lich über einen Zeitraum von sechs Mona- ten und danach einmal pro Quartal wie- derholt werden. Apotheker und Ärzte sollten Patienten darauf hinweisen, bei Symptomen einer möglichen Leberschädi- gung, beispielsweise anhaltenden Ober- bauchbeschwerden, Anorexie, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Unwohlsein, Ermü- dung, Gelbsucht, dunkler Urin oder Juck- reiz, sofort den Arzt zu kontaktieren. Auch ein Rote-Hand-Brief wies Ärzte 2011 nochmals explizit darauf hin, bei einer Dauertherapie mit dem 2010 zuge- lassenen Wirkstoff regelmäßig Lebertests durchzuführen. Bei mit Dronedaron be- handelten Patienten waren schwere Le- berschädigungen aufgetreten, darunter Fälle eines lebensbedrohlichen akuten Le-

Die Behandlung mit vielen Arzneistoffen setzt zu Beginn der Therapie das Erstel- len eines Blutbildes voraus. Der Arzt erhält so einen Überblick über die zellulären Bestandteile des Blutes und kann Störungen der Blutbildung erkennen bezie- hungsweise ausschließen. Beim sogenannten „kleinen“ Blutbild werden die drei Zellarten des Blutes, Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten, ausgezählt. Der Arzt bestimmt außerdem den Gehalt an Hämoglobin, sowie den prozentualen Anteil der Blutzellen am Blutvolumen (Hämatokrit) und die Erythrozytenindices: das mittlere korpuskuläre Volumen (MCV), das mittlere korpuskuläre Hämoglobin (MCH) und die mittlere korpuskuläre Hämoglobin-Konzentration (MCHC). Beim großen Blutbild wird anhand eines Differentialblutbildes zusätzlich zwischen den einzelnen Unterformen der Leukozyten (neutrophile, eosinophile, basophile Gra- nulozyten, Lymphozyten und Monozyten) unterschieden. 4

Kleines Blutbild:

♂ : 4,5 – 5,9 × 10 12 /l , ♀ : 4,1 – 5,1 × 10 12 /l

Erythrozyten

MCV

81–96 fl

MCH

27–34 pg

MCHC

32–36 g/dl

♂ : 40–49 % , ♀ : 33–43 %

Hämatokrit

♂ : 13,6–17,2 g/dl , ♀ : 12,0–15,0 g/dl

Hämoglobin

4–10 × 10 9 /l

Leukozyten

150–400 × 10 9 /l

Thrombozyten

Großes Blutbild: zusätzlich Differenzierung der Leukozyten

Zelltyp

Anteil an Gesamtleukozyten

berversagens, in denen eine Lebertrans- plantation erforderlich war. 6 Dronedaron wird in der Leber durch Cytochrom P450 3A4 metabolisiert. Der Wirkstoff schädigt die Leber möglicherweise über den glei- chen Mechanismus wie Amiodaron. Wis- senschaftler vermuten eine Beeinträch- tigung der mitochondrialen β -Oxidation und Entkopplung der oxidativen Phos- Basophile Granulozyten ≤ 1 % Eosinophile Granulozyten ≤ 7 % Neutrophile Granulozyten: segmentkernige 45–75 % stabkernige 3–5 % Lymphozyten 18–45 % Monozyten 1–12 %

phorylierung, in deren Folge Hepatozyten zerstört werden. 7

Zu Beginn einer Therapie mit Dronedaron sieht die Leitlinie ebenfalls eine Kontrol- le der Nierenfunktion vor. Sehr häufig kommt es bei Gabe von 400 mg Drone- daron zweimal täglich zu einer Zunah- me des Plasmakreatininwertes (siehe un-

17 Fortbildung aktuell – Das J urnal Nr. 1/ d r Apothekerkammer Westfalen-Lip e Fortbildung ktu ll – Das Journ

Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 17

Made with