FB-aktuell_Journal_4_2014

Polymedikation im Alter

Tabelle 8: Selektive-Monoamin-Reuptake-Inhibitoren.

die Schlafqualität ebenso wie ein festes Ritual vor dem Zubettgehen. Auch sollte das Bett nur zum Schlafen und nicht als Platz vor dem Fernseher benutzt werden. Kritisch muss der Alkoholkonsum am Abend betrachtet werden. Während „ein Gläschen in Ehren“ die Nachtruhe positiv beeinflusst, lassen größere Mengen den Patienten zwar schnell einschlafen, stören aber das Durchschlafen erheblich und un- terdrücken den REM-Schlaf. Gerade ältere Männer konsumieren abends oft zu viel Alkohol, wobei Langeweile als Ursache ei- ne große Rolle spielt, wie auch ein zu aus- gedehnter Mittagsschlaf oder das „Zwi- schendurcheinnicken“. Trotzdem sollte bei Beschwerdeäußerung immer zusätz- lich die Medikation daraufhin überprüft werden, ob das Problem auch arzneimit- telinduziert sein könnte. 7 Diuretika erhöhen die Miktionsfrequenz ebenso wie α –Blocker, die wegen einer Prostatahyperplasie gegeben werden und stören dadurch die Nachtruhe. Die Ein- nahme sollte deshalb nicht zu spät erfol- gen. Gegebenenfalls muss die Medikation umgestellt werden.

Selektive-Monoamin-Reuptake-Inhibitoren Beispiele Selektive-Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI)

Citalopram, Sertralin, Paroxetin, Fluoxetin

Selektive-Serotonin-Noradrenalin-Re­ uptake-Inhibitoren (SSNRI) Selektive-Noradrenalin-Reuptake-Inhibi- toren (SNRI)

Venlafaxin, Duloxetin

Reboxetin

B-Hemmer Selegilin wird bei oraler Gabe in der Leber zu einem Amphetaminderi- vat verstoffwechselt, welches den Schlaf beeinträchtigen kann. Hier kann dem Pa- tienten geraten werden, die Substanz als Schmelztablette/Xilopar ® buccal anzu- wenden, da so die Bildung von Amphe- tamin in der Leber im Rahmen des First- pass-Effektes verhindert wird. Eine wei- tere Alternative ist das Rasagilin, das nicht zu Amphetaminen abgebaut wird. 13 Bei Beschwerdeäußerung ist ebenfalls zu bedenken, dass Erkrankungen als Auslö- ser in Frage kommen können (Tabelle 7). Bei Vorliegen einer Depression klagen al- le Patienten über Schlafstörungen. Hier kann die kurzfristige Verordnung von Benzodiazepinen schnell Linderung ver- schaffen. Der Anwendungszeitraum ist je- doch strikt auf maximal vier Wochen zu beschränken. Außerdem wird die Sturz- gefahr erhöht. Für eine längerfristige Ein- nahme eignen sich eher Nichtselektive- Monoamin-Reuptake-Inhibitoren wie Amitriptylin, Doxepin, Opipramol oder niedrig-potente Neurolpetika wie Melpe- ron und Dipiperon. Die altersspezifischen Kontraindikationen sind jedoch zu beach- ten. Der Parkinsonpatient schläft auch noch aus anderen Gründen schlecht. Häufig ist dafür eine Bewegungsunfähigkeit in der MERKE: Schlafstörungen im Alter können auch arzneimittelbedingt sein.

Theophyllin wirkt als Xanthinderivat wie Coffein belebend. Der Patient verspürt vor allem zu Beginn der Therapie eine Unruhe und schläft schlechter. Im Laufe der Zeit gewöhnt sich der Organismus da- ran und die Schlafstörungen bessern sich. Aufgrund seiner engen therapeutischen Breite sollte der Einsatz beim betagten Patienten kritisch hinterfragt werden. mol und Fenoterol rufen vor allem bei zu häufiger Anwendung Unruhe hervor, die sich auf den Schlaf auswirkt. Mit Hilfe ei- ner Reichweitenanalyse ist zu überprüfen, ob der Patient die angegebene Tages- höchstdosis an Sprühstößen überschrei- tet und ob bei eventueller Exazerbation der Erkrankung die derzeitige Behand- lung noch ausreichend ist. Die bei einer Depression eingesetzten Selektiven-Mo- noamin-Reuptake-Inhibitoren zeichnen sich neben der depressionslösenden Wir- kung auch durch eine antriebssteigernde Wirkung aus, die die Schlafqualität beein- trächtigen kann. Die abendliche Gabe ist bei Beschwerden zu vermeiden. Tabelle 8 listet betroffene Arzneistoffe auf. Bei Duloxetin ist wichtig zu wissen, dass die Substanz nicht nur bei Depression eingesetzt wird, sondern auch bei Bela- stungsinkontinenz. Der bei Parkinson und bei extrapyramidalen Störungen einge- setzte NMDA-Rezeptorantagonist Aman- tadin sollte wegen Schlafstörungen nicht nach 16 Uhr eingenommen werden. Der ebenfalls bei Parkinson verwendete MAO- Auch inhalativ bei Asthma verwen- dete β 2 -Sympathomimetika wie Salbuta-

Tabelle 7: Arzneistoffe und Erkrankungen als Auslöser von Schlafstörungen.

Arzneistoff Diuretika α -Blocker bei BPH Theophyllin β 2 -Sympathomimetika SSRI, SSNRI, SNRI Amantadin Selegilin Erkrankungen Depression Parkinson Restless-Legs Asthma Schlaf-Apnoe-Syndrom

12 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

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