FB-aktuell_Journal_4_2014

Dr. Hiltrud von der Gathen

einer Hypothyreose und ca. acht Prozent unter einer Hyperthyreose. 12

die Leistungsfähigkeit einschränken. Zu Beginn aber auch im weiteren Verlauf müssen Blutdruck und Blutzucker vor allem bei Beschwerden überprüft wer- den, um ein zu starkes Absinken der Wer- te zu vermeiden. Bei einer Hypertoniebe- handlung muss bei Männern darauf ge- achtet werden, welche Arzneistoffe im Fall einer gleichzeitig bestehenden Pros- tatahyperplasie zur Anwendung kom- men, gegebenenfalls auch bei Verord- nung durch einen Urologen. Die verwen- deten α -Blocker Doxazosin und Tamsulo- sin senken den Blutdruck möglicherwei- se zusätzlich. Bei den im Alter bei Herzin- suffizienz häufig eingesetzten β -Blockern kann die arzneistoffbedingte Einschrän- kung der Leistungsfähigkeit den Einsatz limitieren. Auch ZNS-wirksame Pharmaka führen zu dieser Nebenwirkung. Dazu gehören Benzodiazepine, Zolpidem, Zopiclon und Trizyklika, die als Hypnotika verwendet werden. Hier muss der Patient eine aus- reichend lange Bettruhe einhalten und darf in der Nacht bei Schlaflosigkeit nicht nachdosieren. Bei den drei Erstgenannten ist von einem Dauergebrauch abzusehen.

MERKE: Die Einschränkung der Leistungsfä- higkeit kann nicht nur alters- son- dern auch arzneimittelbedingt sein.

Bei Klagen über eine Leistungsminderung sollte der Apotheker immer auch an das Vorliegen einer Herzinsuffizienz und ei- ner Depression denken. Beide Erkran- kungen führen bei Behandlung zu einer deutlichen Erhöhung der Lebensquali- tät. Gerade die Altersdepression ist eine in Deutschland oft unterdiagnostizierte Erkrankung. Hier erspart Beratung dem Patienten unnötiges Leid, wenn ihm ein Arztbesuch empfohlen wird. Auch die im Folgenden behandelten Schlafstörungen führen zu einer Einschränkung der Lei- stungsfähigkeit. Das tägliche Wohlbefinden wird entschei- dend durch einen erholsamen Schlaf ge- prägt. Schon Heinrich Heine bezeichnete den Schlaf als „die köstlichste Erfindung“. Und der Philosoph Arthur Schopenhauer bemerkte: „Der Schlaf ist für den Menschen das, was das Aufziehen für die Uhr ist.“ Viele ältere Menschen klagen über einen schlechten Schlaf. Objektiv messen lässt sich die Schlafqualität nur im Schlaflabor. Die Abfolge von drei bis vier REM-Schlaf- phasen (REM: Rapid Eye Movements) mit dazwischen liegenden Tiefschlafphasen garantiert eine gute Schlafqualität. In vielen Fällen ist das Problem auch auf ei- ne falsche Erwartungshaltung zurückzu- führen. Nach einer Untersuchung des Fo- cus (Ausgabe 8 / 2014) benötigen knapp 40 Prozent der Bevölkerung nur bis zu sechs Stunden Schlaf. Da Ältere oft früh schlafen gehen, ist dann das zeitige Auf- wachen normal und nicht behandlungs- bedürftig. Außerdem spielt die Schlaf­ hygiene eine entscheidende Rolle. Eine gute, nicht durchhängende Matratze, ab- solute Dunkelheit und Stille sowie eine eher kühle Zimmertemperatur verbessern Nebenwirkung Schlafstörungen

Bei den als Antidepressiva eingesetz- ten Trizyklika und auch bei Neuroleptika ist ebenfalls mit einer Einschränkung zu rechnen. Auch beeinträchtigen einige Erkran- kungen die Leistungsfähigkeit (Tabelle 6). Eine Exsikkose gehört dazu. Diese kann durch eine unzureichende Flüssigkeits- zufuhr und / oder die Gabe von Diuretika hervorgerufen werden. Hier sollte der Pa- tient nach seinen Trinkgewohnheiten ge- fragt und ihm deutlich gemacht werden, dass im Alter das Durstgefühl nachlässt und er auch dann trinken muss, wenn er keinen Durst verspürt. Das Hochziehen ei- ner Handfalte auf dem Rücken, die sich nicht wieder sofort glättet, ist ein ein- facher Hinweis, ob die Flüssigkeitszufuhr ausreicht. Die Beeinflussung gewisser Blutparame- ter kann ebenfalls zu einer Einschrän- kung führen. Bei Klagen sollte dem Pa- tienten die Untersuchung der Hb- und Eisenwerte angeraten werden. Die regel- mäßige Anwendung von Acetylsalicylsäu- re (ASS) auch zur Thrombozytenaggre- gationshemmung und die häufige Gabe nicht-steroidaler Analgetika (NSA) wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen und In- dometacin bei Schmerzen bergen das Ri- siko gastrointestinaler Mikroblutungen mit einem Blutverlust, der sich in einer Leistungsminderung äußern kann. Außer- dem sollten sowohl die Leber- als auch die Schilddrüsenwerte überprüft werden. Le- bererkrankungen können sich ebenso wie eine Hyper- oder Hypothyreose durch das Symptom Müdigkeit äußern. Bei den über 65-jährigen leiden ca. vier Prozent unter

Tabelle 6: Arzneistoffe und Erkrankungen, die die Leistungsfähigkeit vermindern können.

Arzneistoff Laxantien Diuretika Antihypertonika Antidiabetika ZNS wirksame Pharmaka ASS/NSA bei Daueranwendung Erkrankungen Hyper-/Hypokaliämie Exsikkose Niedrige Hb-/Eisenwerte Herzinsuffizienz Depression Schlafstörungen

Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 11 Fortbildung ktuell – Das Journal

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