FB-aktuell_Journal_4_2014

Polymedikation im Alter

geben werden. Wenn die Umstellung der Lebensgewohnheiten nicht ausreicht, sollte ein Laxans empfohlen werden. Bei Omeprazol, bei dem neben Verstopfung auch Durchfall als Nebenwirkung auftre- ten kann, ist ein Wechsel zu Pantoprazol ins Auge zu fassen, welches diese Neben- wirkung seltener zeigen soll. In Tabelle 5 sind Erkrankungen aufgelistet, die Obsti- pation verursachen können. Bei Patienten mit Parkinson, Multiple Sklerose oder di- abetischer Neuropathie sollte aktiv nach der Zufriedenheit mit der Verdauung ge- fragt werden. Bei Verdacht auf Ileus oder chronisch-entzündlicher Darmerkrankung muss ein Arztbesuch angeraten werden. Eine Einschränkung der Leistungsfähig- keit ist häufig im Alter zu beobachten. Es besteht die Gefahr, dass die Ursache dafür vorschnell dem allgemeinen Alte- rungsprozess zugeordnet wird. Deshalb lohnt es sich nachzuforschen, ob das Pro- blem eventuell arzneimittelbedingt sein könnte (Tabelle 6). Arzneimittel können den Kaliumhaushalt beeinflussen und sowohl Ursache für ei- ne Hypo- als auch eine Hyperkaliämie sein. In beiden Fällen fühlt sich der Pati- ent schwach. Seine Leistungsfähigkeit ist vermindert. Der exzessive Gebrauch von Laxantien, von Furosemid, Torasemid und HCT erniedrigen den Kaliumspiegel, die kombinierte Anwendung von Kaliumspa- rern wie ACE-Hemmer, AT 1 -Antagonisten mit Spironolacton erhöhen ihn. Wenn der Patient diese Arzneimittel anwen- det, sollte gefragt werden, ob und wann der Kaliumspiegel überprüft worden ist. Die Normalwerte liegen zwischen 3,5 und 5,2 mmol/l. Nebenwirkung Einschränkung der Leistungsfähigkeit

Natriumpicosulfat verordnen zu lassen, die von der Leitlinie als Mittel der 1. Wahl empfohlen werden. Bei mit Opiaten ver- sorgten Patienten ist die Verordnung pro- blemlos möglich, da Opiatbehandlung zu den anerkannten Ausnahmen der Arznei- mittelrichtlinie zählt. Beim Parkinsonpati- ent kann man sich diese Ausnahmeregeln ebenfalls zunutze machen, da es bei Be- handlung des Parkinsons zu einer neuro- genen Darmlähmung kommen kann, die ebenfalls zu den Ausnahmen der Anlage I zum Abschnitt F der Arzneimittelrichtlinie zählt, bei denen Laxantia verordnet wer- den können. 10 Bei den apothekenpflich- tigen Laxantia ist zu überprüfen, ob sie als Arzneimittel oder Medizinprodukte in den Handel gebracht werden. Hier ist die Lage bei Macrogol außerordentlich verwirrend, da die gleichen Produkte un- terschiedlicher Hersteller sowohl als Arz- neimittel als auch als Medizinprodukt im Handel sind. Bei Verordnung eines Me- dizinproduktes muss überprüft werden, ob es namentlich in Anlage V zum Abschnitt J der Arzneimittelrichtlinie ge- listet und die angegebene Frist nicht ab- gelaufen ist. Eine Überprüfung der Dia- gnose durch den Apotheker und eine Ge- nehmigungspflicht durch die Krankenkas- se sind nicht erforderlich. 11 Die Vorgaben der Rabattverträge und der Wirtschaft- lichkeit der Verordnung sind jedoch zu beachten. Die drei verschreibungspflichtigen Laxan- tia können uneingeschränkt unter Berück- sichtigung der in der Zulassung genann- ten Indikation verordnet werden: Methyl- naltrexoniumbromid wird in der Palliativ- behandlung bei einer Opiattherapie ver- wendet, Linaclotid bei mittelschwerem bis schwerem Reizdarmsyndrom und Pru- caloprid bei Frauen mit chronischer Ob- stipation, wenn andere perorale Laxantia nicht eingesetzt werden können. 11 Eigen- artigerweise ist dieser Arzneistoff nicht für die Behandlung von Männern zuge­

MERKE: Bei Obstipation sind die Empfeh- lungen mehr zu trinken, mehr Bal- laststoffe zu verzehren, sich mehr zu bewegen nicht immer sachge- recht und oft nicht erfolgreich.

lassen. Die notwendigen Studien wurden vorwiegend an Frauen durchgeführt.

Bei Verordnung anticholinerg wirkender Arzneistoffe ist die Verstopfung Teil der anticholinergen Wirkung (Tabelle 5). Wichtig ist zu beachten, dass ältere Pati- enten sensibler auf anticholinerge Neben- wirkungen reagieren als jüngere. 12 Anti- histaminika wie Doxylamin und Diphen- hydramin, z. B. in apothekenpflichtigen Hypnotika, haben eine mittelstarke anti- cholinerge Potenz. Bei anticholinerg verursachter Obstipa- tion können nur allgemeine Ratschläge zur Vermeidung der Beschwerden gege- ben oder der Erwerb eines für den Dauer- gebrauch geeigneten Laxans empfohlen werden. Die bei Diuretika häufig zu beo- bachtende Verstopfung resultiert oft aus einer Einschränkung der Trinkmenge, um vermehrte Toilettenbesuche zu vermei- den. Bei Abgabe von Hydrochlorothiazid (HCT), Furosemid, Torasemid und Triam- teren ist deshalb immer auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr hinzuweisen. Eine Aus- nahme bildet die Indikation Herzinsuffizi- enz, bei der meist eine Flüssigkeitsrestrik- tion angeordnet ist. Deshalb ist bei Abga- be von Spironolacton die Indikation zu er- fragen, bevor geraten wird, mehr zu trin- ken. Eisen färbt den Stuhl nicht nur schwarz, sondern lässt ihn auch sehr fest werden. Wie bei Verapamil und Gabapentin kön- nen nur die allgemeinen Ratschläge ge-

Antihypertonika und Antidiabetika kön- nen vor allem zu Beginn der Therapie

10 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe – l de Apothek kammer Westfalen-Lippe

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