AKWL MB 1-2013 - 13.02.2013

01/2013

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Fortbildung

Große Fortbildungstagung zum Thema „Schmerzen“ Über 300 Kammermitglieden verfolgten drei hochkarätige Fachvorträge Mehr als 300 Kammermitglieder nahmen am 18. November an der kostenfreien Fortbildungtagung der Kammer zum Thema „Schmerzen“ in Münster teil. Drei hochkarätige Vorträge begeisterten am Sonntagmorgen die Zuhörer.

„Schmerzen und die zur Heilung die- ser eingesetzten Analgetika sind für uns Apothekerinnen und Apotheker ein hochrelevantes Thema. Sowohl die nicht-steroidalen Analgetika als auch die Opiate werden als sogenannte Hochrisiko-Arzneimittel eingestuft“, leitete Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening den Fortbil- dungsvormittag ein. Erstes Thema war das Projekt „Aktions- bündnis Schmerzfreie Stadt Münster“. Pflegewissenschaftler Professor Jürgen Osterbrink (Universität Salzburg) stell- te das Projekt vor, bei dem sämtliche Kräfte einer Stadt gebündelt werden, um eine möglichst optimale Therapie von Schmerz-Patienten zu gewährlei- sten. Osterbrink verwies zunächst auf grundsätzliche Defizite in der Versor- gung von Schmerz-Patienten wie Wis- sensdefizite der Gesundheitsfachkräf- te, eine mangelnde Systematik, eine zu spät eingeleitete leitliniengerechte Therapie oder eine optimierungsbe- dürftige Kommunikation und Koo- peration der an der Schmerztherapie beteiligten Akteuren. Hier versucht das Aktionsbündnis mit einem Dreisäulenansatz vorzugehen: Dazu zählen Versorgungsforschung zur Etablierung der sogenannten Pain Nurses als qualitätssichernde Instanz, zudem die Fortbildung der Gesund- heitsberufe zum Thema Schmerzen, und darüber hinaus die Aufklärung der Bevölkerung – z. B. durch regelmä- ßige Info-Flyer und Telefonaktionen. Ansatzpunkte für Apothekerinnen und Apotheker sieht Professor Oster-

Die drei Referenten der Großveranstaltung – Prof. Thilo Bertsche (Leipzig), Prof. Jürgen Oster- brink (Salzburg) und Prof. Gerd Mikus (Heidelberg) – mit Präsidentin Gabriele Regina Overwie- ning und Dr. Oliver Schwalbe (Abteilungsleiter Fortbildung, v. li.). Foto: Monika Schlusemann

brink in der Analyse des kompletten Medikamentenregimes und der Auf- klärung und Beratung über Neben- und Wechselwirkungen. Anschließend referierte der Klinische Pharmakologe Professor Gerd Mikus über die leitliniengerechte Thera- pie von Schmerzen. Auf prägnante Art und Weise stellte er die klinisch- pharmakologischen Eigenschaften der verschiedenen Opioid-Analgetika dar. Beim Morphin betonte er, dass die renale Funktion die Kumulation des aktiven Metaboliten bestimmt. Dies kann gerade bei älteren Patienten mit reduzierter Nierenfunktion zu Pro- blemen führen. Codein wird über das Enzym CYP2D6 in Morphin umgewan- delt. Wenn Patienten beispielsweise über kein CYP2D6 verfügen, kommt es weder zur Analgesie noch zum anti- tussiven Effekt. Bei Fentanyl-Pflastern beträgt das Dosisintervall 72 Stunden. Dennoch unterscheiden sich die auf dem Markt verfügbaren transderma- len therapeutischen Systeme sehr: 30 bis 90 Prozent des Wirkstoffs werden

aus der Darreichungsform innerhalb des Dosierungsintervalls abgegeben.

Professor Thilo Bertsche ging im Ab- schlussvortrag auf arzneimittelbezo- gene Probleme in der Schmerzthe- rapie ein. Zwei Patientenfälle, ein Patient mit Prostata-Karzinom und eine Migräne-Patientin, illustrierten den Zuhörern häufig vorkommende arzneimittelbezogene Probleme. Für eine gute Haftung auf der Haut sollte ein Schmerz-Pflaster mindestens 30 Sekunden angedrückt werden. Die Hautstelle sollte unbehaart sein. Gera- de die Erstapplikation sollte möglichst unter Anleitung erfolgen. Im Zusam- menhang mit der Migräne-Patientin widmete Bertsche sich sodann den apothekenpflichtigen Triptanen Na- ratriptan und Almotriptan. Bei Nara- triptan sollte die Einnahme der ersten Tablette (aus der 2er-Packung) so früh wie möglich nach Einsetzen des Mi- gräne-Kopfschmerzes stattfinden. Die zweite Tablette sollte bei Bedarf frü- hestens vier Stunden nach der ersten Tablette eingenommen werden.

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