AKWL-MB-6-2014-17-07-2014
9 Kammer iM GESPRÄCH
AKWL MB 06/ 2014
Dem Nachwuchs auf der Spur Zum Dritten Mal: Münsteraner Gesundheitsgespräche im Erbdrostenhof
Zur 3. Auflage der Münsteraner Gesundheitsgespräche hatte die Apothekerkammer Westfalen-Lippe am 13. Mai in den barocken Erbdrostenhof geladen. Der Einladung folgten nicht nur Apotheker/innen, sondern auch Vertreter der Ärzteschaft, von Selbsthilfegruppen, Gesundheitsberater, Medizinrechtler, zahlreiche Fach- und Lokaljournalisten, Hochschullehrer, Vertre- ter der Fachschaft Pharmazie und aus der Erwachsenenbildung und Kommunalpolitik und interessierte Bürger/innen.
Das Ziel der Münsteraner Gesundheits- gespräche war und ist, sich im regel- mäßigen Turnus mit gesundheitlichen und gesundheitspolitischen Fragestel- lungen zu beschäftigen“, so Kammer- präsidentin Gabriele Regina Overwie- ning. Bei der Premiere im April 2010 hatten sich die Teilnehmer/innen mit den Auswirkungen der demographi- schen Entwicklung befasst und dabei vor allem die Patienten in den Blick genommen. Bei der 2. Auflage stand die besondere Rolle der Heilberufle- rinnen und Heilberufler im Fokus, die – so das Ergebnis – ihren Nutzen für die Gesellschaft und die Bürger/innen noch besser verdeutlichen müssen. Am 13. Mai schloss sich der Kreis: Die Diskutanten befassten sich mit denje- nigen, die für eine ältere und buntere Gesellschaft in den Jahren 2030, 2040 und 2050 heilberuflich tätig werden sollen: mit dem Nachwuchs in den Ge- sundheitsberufen. Professor Dr. Andreas Kaapke (Stutt- gart) beschrieb dabei sehr anschau- lich das neue Lebensverständnis der „Generation Y“, wie zuvor auch schon Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens in ihrem Grußwort. Beide stellten der Apothekerkammer Westfalen-Lippe ein gutes Zeugnis aus: „Um den Nachwuchs muss man sich aktiv bemühen, so wie sie es mit ihrer sehr intensiven Präsenz in den Schulen, auf Berufemessen und in den Medien tun“, so Kaapke. Overwiening beschrieb in ihrem Statement den si- gnifikanten Rückgang der Zahl der
GemeinsamdemNachwuchs auf der Spur: Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens, Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening, die münsterische Bürgermeisterin Beate Vilh- jalmsson und Branchenkenner Professor Andreas Kaapke. Foto: Sebastian Sokolowski
Apotheken: „Wenn wir die gleiche Entwicklung wie die Ärzteschaft voll- zogen hätten – knapp 30 Prozent Me- diziner mehr als noch vor 14 Jahren – dann stünden in Westfalen-Lippe jetzt fast 3.000 Apotheken zu Buche. Es sind aber nur gut 2.060. Das sind etwa so viele wie im Jahr 1982, und rund 200 weniger als vor 14 Jahren.“ Darunter finden sich nur noch 1.650 Apotheken- leiterinnen und Apothekenleiter. „Da- mit liegen wir unter dem Stand des Jahres 1975“, so Overwiening. Keine weißen Flecken auf der Karte Auf den ersten Blick klinge es paradox, dass zeitgleich die Gesamtzahl der Ar- beitsplätze in den Apotheken ordent- lich gewachsen sei, nämlich in zehn Jahren um mehr als 1.000 Arbeitsplät- ze, auf aktuell über 15.000 Arbeits- plätze. Dies sei insbesondere auf den
Trend zu mehr Teilzeitbeschäftigungs- verhältnissen zurückzuführen, aber auch auf längere Öffnungszeiten, die die Apotheken in den Großstädten abzudecken hätten. Last but not least konstatierte Overwiening: „Wir be- obachten ungeachtet der Niederlas- sungsfreiheit und des beschriebenen Rückgangs der Apothekenzahl in ganz NRW eine sehr gleichmäßige Vertei- lung der Apotheken. Es gibt keine weißen Flecken auf der Landkarte.“ Daher gelte es auch die Rahmenbedin- gungen anzupassen: Wenn der Land- arzt verschwinde, werde die Apotheke umso wichtiger. Overwiening: „Für diese Fälle, die wir in Zukunft immer öfter erleben werden, fordere ich von der Politik neue, bessere Rahmenbe- dingungen für die Landapotheke. Ich nenne hier nur das Stichwort ‚Rezept- verlängerung durch die Apotheke.“
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