AKWL-Geschäftsbericht 2024

Editorial | AKWL Geschäftsbericht 2024

3

Editorial

Sehr geehrte Damen und Herren,

„...unsere Apotheken müssen jetzt gestärkt werden. Denn sonst erreicht das bewährte System zuverlässiger und hochwertiger wohnortnaher Arzneimittelversorgung einen Kipppunkt, von dem es aus für alle Beteiligten nur noch abwärts ginge.“ Mit dieser Forderung haben wir das Editorial des Geschäftsbe richtes für das Jahr 2023 abgeschlossen. Mit Blick auf das Folgejahr 2024 gilt es zu konstatieren, dass wir allen Warnungen zum Trotze diesem Kipppunkt immer näher kommen: Im Berichtsjahr schlossen 65 Apotheken ihre Pforten. Nur acht wurden eröffnet. Damit sank die Zahl der Betriebsstätten von 1.711 auf nur noch 1.654. Die Gründe für Apothekenschließungen sind vielschichtig: Dazu zählen ganz sicher auch individuelle Entwicklungen wie Beispiels weise Umzüge oder Schließungen benachbarter Arztpraxen ebenso wie die verringerte Bereitschaft junger Menschen, sich selbststän dig zu machen. Am Ende sind es aber überwiegend wirtschaftli che Gründe, die dazu führen, dass Apotheken nicht weitergeführt werden. „It’s the economy, stupid!“, um James Carville, den Wahl kampfstrategen des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton zu zi tieren. Frei übersetzt heißt das: „Auf die Wirtschaft kommt es an, Dummkopf!“. Und wenn das apothekerliche Honorar für die Abgabe von Rx-Arzneimitteln gesetzlich festgelegt ist und über viele Jahre ungeachtet steigender Kosten nicht dynamisiert wird, ja sogar als eine der ersten Amtshandlungen vom damaligen Gesundheitsmi nister Karl Lauterbach noch gekürzt wird, sind Apothekenschließun gen die logische Folge. Insofern war es ein großer berufspolitischer Erfolg der ABDA unter der Präsidentschaft von Gabriele Regina Overwiening die von Karl Lauterbach im Berichtsjahr 2024 geplante Apothekenreform zu verhindern, weil sie zum einen die Versorgung der Patient*innen noch weiter gefährdet und verschlechtert hätte und sie zum anderen durch unausgegorene Ansätze wie „Apotheken ohne Apotheker*innen“ das gesamte, bewährte und sorgsam austarierte System der wohnortnahen Arzneimittelversorgung durch inhaber geführte Apotheken destabiliert hätte. Es ist darüber hinaus noch ein zweiter großer berufspolitischer Erfolg zu konstatieren: Unabhängig von der als enorm kritisch zu

Dr. Andreas Walter Hauptgeschäftsführer

Michael Schmitz Stellvertretender Hauptgeschäftsführer

bewertenden Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung und eines offensichtlichen Einsparbedarfs, gibt es inzwischen einen parteienübergreifenden Konsens darüber, dass die Apotheken mög lichst zeitnah mit einem Soforthilfeprogramm stabilisiert werden müssen. In der Politik ist verstanden worden: Eine Apotheke ist kein Geschäft wie jedes andere, sondern ein Ort der Heilberuflichkeit. Apotheken verkaufen nicht in erster Linie, sie versorgen. Apotheken sind zugleich Orte, die jede Bürgerin und jeder Bürger barrierefrei betreten kann: Ohne Ansehen der Person und ohne Termin wird geholfen. Schließt eine Apotheke, bedeutet dies einen Sozialabbau vor Ort. Ohne im Besitz einer Glaskugel zu sein, dürfen wir das Kammer jahr 2024 mit einer zuversichtlichen Erwartungshaltung für die fol genden zwölf Monate abschließen: 2025 (muss und) wird das Jahr sein, in dem die lange angekündigte wirtschaftliche Stärkung der Apotheken vor Ort endlich in die Tat umgesetzt wird. Für viele Apo theken wird das eine Rettung in letzter Minute bedeuten. Nahezu ebenso wichtig ist, und auch hier haben Präsidium, Vorstand und Kammerversammlung in Westfalen-Lippe entscheidend dazu bei getragen, dass wir uns in NRW auch auf einem Weg zu einer deut lichen Entbürokratisierung der Apotheke begeben werden. Darüber gilt es dann im Geschäftsbericht 2025 ausführlich zu berichten.

Dr. Andreas Walter

Michael Schmitz

Made with FlippingBook flipbook maker