AKWL-Geschäftsbericht 2022

6 AKWL Geschäftsbericht 2022 | Honorierte Pharmazeutische Dienstleistungen

„Eine neue pharmazeu tische Dienstleistung, wie die Blutdruckmes sung, dürfen auch PTA vornehmen.“

Dr. Oliver Schwalbe Abteilungsleiter Aus-/Fortbildung und AMTS

Quantensprung für den Berufsstand, Klagegrund für die Krankenkassen Im Jahr 2022 werden honorierte pharmazeutische Dienstleistungen Realität

Für die Apothekerinnen und Apotheker ist es ein Quantensprung, für Teile der Ärzteschaft ein Ärgernis und für den Spitzenverband der Krankenkassen ein Klagegrund: Die Rede ist von den hono rierten Pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL), die im Vor-Ort Apothekenstärkungsgesetz festgeschrieben sind und jetzt in fünf Bereichen die pharmazeutische Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern werden. Dabei handelt es sich um Leistungen, die über die Verpflichtung zur Information und Beratung gemäß § 20 der Apothekenbetriebsordnung hinausgehen und daher zusätz lich vergütet werden: • Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation • Pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten • Pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie • Standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck • Standardisierte Einweisung in die korrekte Arzneimittel anwendung und Üben der Inhalationstechnik Im Rahmen einer von über 400 Kammermitgliedern verfolgten Aus gabe von „AKWL-TV live“ rückte Moderator Matthias Bongard im Juli des Berichtsjahres mit seinen Talkgästen zentrale Kernpunkte der pDL in den Fokus. Gesprächspartner beim pDL-Auftakt waren Kammer- und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, für den Apothekerverband Vorstandsmitglied Jan Harbecke und Dr. Oli ver Schwalbe, der als Abteilungsleiter Fortbildung und Beauftragter für die Pharmazeutischen Dienstleistungen für die fachliche Quali fikation der pharmazeutischen Mitarbeitenden in den westfälisch lippischen Apotheken verantwortlich zeichnet. Im direkten zeitli chen Umfeld bot die Kammer zudem zahlreiche Webinare und auch Präsenzseminare zur grundsätzlichen Orientierung ebenso wie zu

konkreten Umsetzung der pDL an (siehe hierzu auch Seite 17).

pDL: Wer darf was? Für die erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation, die Pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten und für die Pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie bedürfe es neben der Approbation als Apotheker*in der Qualifikation nach dem BAK-Curriculum „Medikationsanalyse und Medikationsma nagement als Prozess“ oder einer gleichwertigen Alternative (ATHI NA, Apo-AMTS oder Fachapotheker Allgemeinpharmazie), erläu terte Dr. Oliver Schwalbe beim Kick-off. „Wer noch den alten Titel als Offizinapotheker hat, muss den bei der Kammer umschreiben lassen, damit er für die Dienstleistung gültig ist“, erklärte Schwalbe. Blutdruckmessungen bei Patient*innen, die regelmäßig Blut drucksenker einnehmen, wie auch die erweiterte Einweisung in ein neues Inhalations-Device dürfen auch PTA durchführen. „Doch auch bei den Dienstleistungen, die eigentlich Apothekerinnen und Apothekern vorbehalten sind, können PTA eine wichtige Funktion wahrnehmen, nämlich die Identifikation der Patient*innen, denen man beispielsweise eine erweiterte Medikationsberatung anbieten könnte. Auch da sind die PTA und ihre Einschätzungen extremwert voll.“ Vieles ist bereits in den Apotheken gelebter Alltag Jan Harbecke war mit seinen beiden Apotheken in Münster direkt im Sommer in die neuen Dienstleistungen eingestiegen. Er und sein Team freuen sich über die zusätzlichen Möglichkeiten, denn „beispielsweise das Blutdruckmessen oder das ausführliche Erklä ren von Asthma-Inhalatoren ist ohnehin in der Apotheke gelebter

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