AKWL-Geschäftsbericht 2022

Editorial | AKWL Geschäftsbericht 2022

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Editorial

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie in einer Art Trilogie kündet auch der Geschäftsbericht 2022, ebenso wie seine beiden Vorgänger aus den Berichtsjahren 2020 und 2021, von den enormen Herausforderungen der Corona Pandemie, den besonderen Leistungen, die Apothekerinnen und Apotheker in diesen Ausnahmezeiten erbracht haben und von den unterstützenden Angeboten und Dienstleistungen Ihrer berufs ständischen Selbstverwaltung. In dieses dritte Corona-Jahr, das al lem Anschein nach auch den Übergang von einem pandemischen in einen endemischen Zustand markiert, mischt sich zugleich auch ein tiefgreifender Stimmungsumschwung. Das Bewältigen von kurz- wie langfristigen Herausforderungen ist für Sie alle nichts Neues, ebenso wie für uns als Standesvertre tung das permanente Auseinandersetzen mit gesundheitspoliti schen Reformbestrebungen. Im Jahr 2022 haben sich jedoch viele dieser Herausforderungen in Zumutungen verwandelt: Nach drei Jahren Pandemie sind viele Apotheken-Teams ausgelaugt, über arbeitet, überlastet. Der Fachkräftemangel hat sich verschärft, der Personalbedarf steigt, nicht nur durch neue pharmazeutische Dienstleistungen und Aufgaben, auch durch eine überbordende Krankenkassen-Bürokratie. Hinzu kommen die Lieferengpässe, die sich zusehends und ab dem Herbst 2022 in nahezu dramatischer Weise verschärft haben. Mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine galt es zusätzlich auch viele Flüchtlinge pharmazeutisch zu versorgen. Die Einführung des E-Rezeptes hat Sie alle viel Geld und Nerven gekostet und entwi ckelt sich zu einer Neverending Story. Weiter geht es mit der Mam mut-Aufgabe, die gestiegenen Sach-, Personal- und Energie- sowie Inflationskosten zu bewältigen, die zu einer massiven Bedrohung für den Geschäftsbetrieb werden. Die (in der Sache gerechtfertigten) Tariflohnvereinbarungen für Apothekenangestellte sahen bereits für dieses Jahr eine Lohnanhe bung um etwa 7,7 Prozent vor. Die Personalausgaben in einer durch schnittlichen Apotheke nahmen dadurch um 23.000 Euro zu, und auch die aktuelle gesetzliche Mindestlohn-Anpassung auf 12 Euro wird sich mittelbar auf die Kostenstruktur entlang der gesamten Wertschöpfungskette auswirken. Die anhaltende Inflation hat 2022 ebenfalls zu einer drastischen Verschlechterung der wirtschaftli chen Situation geführt. Die apothekerliche Vergütung ist seit zehn Jahren eingefroren, während die Kosten steigen.

Dr. Andreas Walter Hauptgeschäftsführer

Michael Schmitz Geschäftsführer Kommunikation, IT und Neue Medien

Was ist Ihre, was ist unsere Erwartungshaltung in solch einem tox ischen Umfeld? Das Mindeste wäre, dass eine Bundesregierung, die sich selbst als Fortschrittskoalition bezeichnet, die in ihrem Koa litionsvertrag niedergelegte Stärkung der Apotheke vor Ort durch gesetzgeberische Maßnahmen auf den Weg bringt. Doch genau das Gegenteil geschieht: Mit dem Ende 2022 verabschiedeten GKV-Fi nanzstabilisierungsgesetz wird vom Februar 2023 bis zum Januar 2025 eine Erhöhung des Abschlags, den Apotheken der GKV für jedes rezeptpflichtige Arzneimittel einräumen müssen, von 1,77 auf 2,00 Euro (brutto) festgeschrieben. Eine Durchschnittsapotheke verliert dadurch ca. 6.500 Euro an Gewinn pro Jahr. Vor dem Hintergrund der aktuellen Aufgaben- und Kosten- entwicklung brauchen Apotheken aber kein Spargesetz, sondern Unterstützung. Sie brauchen Entlastung statt weiterer Einschnitte. Sie brauchen eine faire, an der Kostenentwicklung orientierte Vergütungsanpassung statt Stillstand. Sie brauchen Planungssich erheit statt kurzfristiger Eingriffe ins System. Sie brauchen Ent bürokratisierung anstelle immer neuer aufwändiger Regelwerke, damit Sie alle Ihre Zeit dort investieren können, wo sie am nötig sten gebraucht wird: in der Patientinnen- und Patientenversorgung. Davon müssen wir im Jahr 2023, das zwar kein Superwahljahr ist, aber aller Voraussicht nach ein Jahr mit enorm vielen gesundheits- politischen Gesetzesinitiativen sein wird, alle politischen Entschei der auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene überzeugen! Es gibt viel zu tun. Packen wir es gemeinsan an!

Dr. Andreas Walter

Michael Schmitz

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