AKWL-Geschäftsbericht 2019

Editorial | AKWL Geschäftsbericht 2019

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Editorial

Sehr geehrte Damen und Herren,

wenn Sie einen Blick in den Geschäftsbericht Ihrer Kammer des Jah- res 2019 werfen, dann wird vermutlich bei Ihnen eine gänzlich an- dere Stimmungslage entstehen als bei der Rückschau auf die Jahre zuvor. Obwohl 2019 nun wahrlich kein einfaches Jahr für die Apothe- kerinnen und Apotheker war, so war es doch von einem kontinuierli- chen Fortgang und Fortschreiben von Entwicklungen geprägt, zuge- geben in manchmal positiver Art und Weise, nicht weniger oft auch mit neutralem bis deutlich negativem Verlauf. All das hat sich in den ersten Wochen des Jahres 2020, in dem wir gleichsam zwischen- durch diesen Tätigkeitsbericht verfasst haben, durch die Corona- Krise grundlegend verändert. Dem Kampf gegen die Verbreitung des tödlichen Virus hat sich alles untergeordnet, und er hat viele unserer Arbeitsabläufe und Strukturen, zumindest zeitweise, außer Kraft gesetzt. Und so wissen wir schon jetzt, dass der Rückblick auf das Jahr 2020 ein gänzlich anderer sein wird, weil die Vergleichbarkeit von sonst so praktischen Kennziffern wie Fortbildungsteilnahmen, abgelegten Prüfungen oder Rezertifizierungen für diesen Betrach- tungszeitraum völlig außer Kraft gesetzt ist. Blicken wir zurück auf 2019, dann tut uns allen vielleicht auch dieses Stück Normalität ganz gut, auch wenn das vorherrschende Gefühl im Berufsstand 2019 nicht gerade „eitel Sonnenschein“ war. 2019 haben wir einen schmerzhaften Prozess der Realitätsbewäl- tigung durchlaufen müssen. Ungeachtet der in einem Koalitions- vertrag niedergelegter Absichten und vieler diese Absichten bestä- tigenden Rechtsgutachten hat die Politik uns sehr deutlich unsere Grenzen und Möglichkeiten aufgezeigt. Gesundheitsminister Jens Spahn hat nicht nur das von ihm stets kritisch beäugte Rx-Versand- handelsverbot ad acta gelegt, sondern auch das Apothekenstär- kungsgesetz mit all seinen Elementen, sprich der Herstellung einer weitgehenden Gleichpreisigkeit, der Etablierung pharmazeutischer Dienstleistungen und des Makelverbotes für elektronische Rezepte, nicht in einemWurf umsetzen können. Dass bei vielen Apothekerinnen und Apothekern sich da zu- nehmend Unsicherheit und Zukunftsängste verbreiten, darf die Po- litiker, die immer wieder in wohlfeilen Sonntagsreden die wichtige Rolle der Apotheke im Gesundheitssystem betonen, nun wirklich nicht verwundern. Hier wünschen wir uns endlich das verantwort- liche Handeln im Sinne der Apothekerschaft, das ebendiese Politiker

Dr. Andreas Walter Hauptgeschäftsführer

Michael Schmitz Geschäftsführer Kommunikation, IT und Neue Medien

in der Versorgung und Beratung der Patienten tagtäglich von Ihnen allen als selbstverständlich voraussetzen. Wir werden als Ihre Vertre- tung nicht müde werden, dieses politisch verantwortliche Handeln einzufordern. Großen Anlass zur Sorge gibt uns, zum 14. Mal in Folge, die Entwicklung der Apothekenzahlen: 2019 mussten wir den stärks- ten Rückgang der Betriebsstätten in der nunmehr 75-jährigen Ge- schichte unserer berufsständischen Selbstverwaltung vermelden. 65 Apothekenschließungen standen im Berichtsjahr leider nur elf Neueröffnungen gegenüber. Damit verringerte sich die Gesamtzahl der Apotheken um 54 auf nur noch 1.868. Weiterhin wird etwa jede vierte Apotheke in Westfalen-Lippe als Filiale betrieben. Die AKWL zählte zum Jahresende 2019 insgesamt 1.397 Haupt- bzw. Einzelapo- theken (-45) und 471 Filialapotheken (-9). Weiterhin gilt es, ungeach- tet dieser negativen Entwicklung festzuhalten, dass die Apotheken in Westfalen-Lippe nach wie vor eine flächendeckende Versorgung der Patienten sicherstellen können. Aber unser Netz wird fragiler und darf keinen weiteren strukturellen Angriffen ausgesetzt wer- den. Es wäre ja geradezu pervers, wenn die größte Gefährdung der wohnortnahen Versorgung, nämlich das Verschicken von Arzneimit- telpäckchen aus dem Ausland, am Ende noch als Lösung der dadurch entstehenden Versorgungslücken präsentiert würde!

Dr. Andreas Walter

Michael Schmitz

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