Mitteilungsblatt 2/2020, 14. Mai 2020

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02 · 2020

14. Mai 2020

Die Apotheke im Zeichen der Pandemie Corona-Virus: Größte Herausforderung seit 1945

ERSTE ENTLASTUNGEN AKWL reduziert Beiträge Seite 4 IN DER KRISE SICHTBAR Viele gute Taten auf lokaler Ebene Seite 6 AUSGABEBEREIT Jetzt HBA und SMC-B beantragen Seite 10

INHALT

AUSBILDUNG PKA/PTA Ergebnisse der Abschlussprüfung für PKA-Auszubildende

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QUALITÄTSSICHERUNG Das ZL als Partner der Apotheken Wir gratulieren zur erfolgreichen Zertifizierung bzw. Rezertifizierung WEITERBILDUNG Arnold Pesch verabschiedet Medikationsmanagement im Krankenhaus Prüfungstermin Bereich Onkologische Pharmazie 3. Seminarzyklus Infektiologie 11. Seminarzyklus Ernährungsberatung Erfreuliche Fachsprachen-Prüfungsbilanz 2019 Zulassungen und Ermächtigungen Änderung der Weiterbildungsordnung MIXTUM Apotheker ohne Grenzen: 20 Jahre grenzenlos helfen Westfälisch-lippischer Apo-Cup 2020 findet nicht statt Apotheker Thorsten Gottwald übergibt Spende für „Eine Dosis Zukunft“

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Die Apotheke im Zeichen der Pandemie Corona-Virus: Größte Herausforderung seit 1945

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EDITORIAL Und täglich grüßt ...

DER VORSTAND INFORMIERT Ihr Kammervorstand / Ihre Ansprechpartner Kammerversammlung tagt 2020 nur im November Beitragsentlastung in der Krise CORONA-KRISE: INITIATIVEN VOR ORT Lokal, digital, viral: Wie die Apothekerschaft in der Corona- Krise sichtbar bleibt Kreis Lippe: Masken für die Apotheken Community-Masken für die Münsteraner Malwettbewerb für die Jüngsten Ethanol-Spende für den Kreis Warendorf Einfach unverzichtbar: Gerade in der Krise Unterstützung des Frauennotrufs CORONA-KRISE: INITIATIVEN IM NETZ Corona-Fakten gegen die Infodemie Musikalischer Gruß aus dem Notdienst Dank für Notdienst über die Ostertage Fast jeden Tag ein neues Dokument IT UND NEUE MEDIEN Ausgabe von Apothekerausweisen (HBA) und Institu- tionenkarten (SMC-B)

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IMPRESSUM

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AMTLICHE MITTEILUNGEN

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IN MEMORIAM

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LITERATURHINWEISE

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APOTHEKERSTIFTUNG Einladung zur 13. Vortragsveranstaltung „Wie stabil sind die westlichen Demokratien in der Krise?“ (auf der Rückseite)

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ANLAGE: • Geschäftsbericht 2019

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RECHT Gedankenaustausch mit der Apothekenaufsicht Lagertemperaturen in Apotheken Belieferung fehlerhafter „T-Rezepte“ Änderungen bei berufsrechtlichen Maßnahmen Personalkontrollen in Apotheken Wachsamkeit im Notdienst

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MIT QR-CODES SCHNELL ZUR INFORMATION: Inzwischen finden Sie imMitteilungsblatt zu vielen Artikeln auch die direkte, schnelle Verlinkung über QR-Codes. Die kleinen quad- ratischen „Helfer“ liefern verschlüsselt Infor- mationen oder Verlinkungen auf Internetseiten. Man benötigt ein Smartphone/Tablet-PC und ein QR-Code-Scanner-Programm (kostenlos im App-/ googleplay-Store erhältlich unter „qr code“). Mit dieser App kann man die jeweiligen QR-Codes scannen und man erhält dann die darin enthal- tenen Informationen oder Links direkt auf dem benutzten Endgerät zur weiteren Benutzung angezeigt.

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS Wissen für die Praxis: Antibiotika-Resistenzen vermeiden CIRS-NRW Bericht des 1. Quartals 2020: Vielen Dank an die Kollegen!

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2 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2020

EDITORIAL

Editorial

Und täglich grüßt...

Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe E-Mail: praesidium@akwl.de

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn Sie dieses Mitteilungsblatt in Ihren Händen halten, dann hängen Ihnen Begrifflichkeiten wie Covid-19, Corona-Krise und Pandemie vermutlich sprichwörtlich zu den Ohren heraus. Be- reits seit März hält uns die Corona-Pandemie in Atem und stellt uns vor stetig neue Herausforderungen. Und wenn wir dann nach einem Acht-, Zehn-, Zwölf- oder nicht selten auch 14-Stunden-Tag aus der Apotheke heimkehren, warten die Dis- kussionen zum selben Thema im Familien- und Freundeskreis ebenso regelmäßig auf uns wie der nächste ARD-Brennpunkt zur Corona-Krise. Vieles erinnert mich derzeit an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. So wie der von Bill Murray gespielte Wetteransager in einer Zeitschleife festsitzt und ein und dasselbe Geschehen täglich wieder aufs Neue erlebt, sind auch wir in einer völligen Ausnahmesituation gefangen. Wichtig ist es in diesen Tagen und wird es weiterhin sein, dass wir nicht erstarren oder uns lahm- legen lassen, sondern uns sukzessive aus der Krise befreien, mit all unseren apothekerlichen Stärken und Tugenden. Denn dass es möglicherweise einmal zu einer Pandemie kom- men könnte, haben wir alle seit gut 15 Jahren, als wir uns ge- meinsammit einem umfassenden Pandemieplan, vielen kleinen Braunglasfläschchen, Einwegspritzen und Co. auf eine mögliche massenhafte Verbreitung eines mutierten Schweinegrippe-Vi- rus eingestellt haben, gleichsam „auf dem Schirm ˝ gehabt. Und so muss es auch nicht verwundern, wie schnell und wie agil sich viele Apotheken auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt haben: InWindeseile undmitunter über Nacht wurde die Offizin mit Plexiglaswänden ausgestattet, wurden Aufkleber und Hin- weisschilder erstellt, der Botendienst ausgebaut, Schutzmasken organisiert, Desinfektionsmittel hergestellt und mitunter auch Tätigkeiten für die Hausärzte miterledigt (wie das Weitergeben von AU-Bescheinigungen), die vermutlich außerhalb einer Pan- demie zu einem interdisziplinären Erdbeben geführt hätten. Was hat die Krise gezeigt? Wenn es Ernst wird in Deutsch- land, dann brauchen wir den wohlfeilen Rat von externen Ge- sundheits- und Managementberatern ebenso wenig wie an der “

grauen Theorie ausgerichtete bürokratische Hemmnisse. Dann sind vielmehr zupackende Apotheker, Ärzte, Krankenpfleger und Co. gefragt, die ihre Patienten versorgen und begleiten. In dieser Ausgabe unseres Mitteilungsblattes finden Sie auf den Seiten fünf bis neun eine Vielzahl von guten Beispielen dafür, auf welch großartige Weise die Apotheken-Teams in Westfalen-Lippe aktiv geworden sind, als sich viele andere Bereiche des Gesundheits- wesens und der Gesellschaft noch in der Corona-Schockstarre befanden. Und Sie alle haben diese Leistungen dauerhaft er- bracht: Seit Beginn der Corona-Krise sind mehr als 99 Prozent der Apotheken in Westfalen-Lippe am Netz geblieben. Der Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ findet übrigens ein Happy-End, weil es demHauptdarsteller gelingt, aus dem zu- nächst täglich gleichen Tagesablauf zu lernen, seine Umgebung zu beeinflussen und sich so aus der Zeitschleife zu befreien. Ich bin ganz sicher, dass es uns auch gelingen wird, mit der richtigen Mischung aus Geduld und Handlungskraft, diese Pandemie zu besiegen. Wichtig wird es dann aber sein, dass auch wirklich alle Akteure aus Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung die richtigen Lehren aus der Corona-Krise ziehen. In der Zeit nach Corona darf es nicht sein, dass mit Blick auf die Arzneimittelver- sorgung der ebenso ideenlose wie gesundheitsgefährdende Mix aus Spargesetzen, Bürokratisierung und hemmungsloser Libera- lisierung und Ökonomisierung ein Revival erlebt. Eine solche Po- litik in „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Manier hätte nichts aus der Krise gelernt und würde diejenigen dann nun wirklich lähmen, die entscheidenen Anteil daran haben, dass wir, besser als fast jedes Land weltweit, bisher diese Pandemie bewältigt haben. Bleiben Sie also engagiert und kämpferisch und vor allem gesund!

Mit freundlichen, kollegialen Grüßen

AKWL Mitteilungs blatt 02-2020 / 3

DER VORSTAND INFORMIERT

Kammerversammlung tagt 2020 nur im November Wichtige Beschlüsse erfolgen im Juni per Umlaufverfahren

Ihr Kammervorstand Ihre Ansprechpartner PräsidentinGabriele Regina Overwiening

> Das westfälisch-lippische Apotheker- parlament wird in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise nur einmal tagen. Die für den 3. Juni 2020 vorgesehene Früh- jahrssitzung der Kammerversammlung entfällt. Zugleich wird die Herbstsitzung um drei Wochen vom 2. Dezember auf den 11. November 2020 vorgezogen. Dar- auf verständigten sich der Vorstand der AKWL und die Vorsitzenden der in der Kammerversammlung vertretenen Grup- pierungen Gemeinschaftsliste, Aktive Apotheker*innen und BasisApotheker. Geplant ist, dass die für die Frühjahrs- sitzung vorgesehenen, eilbedürftigen Be- schlüsse im Umlaufverfahren eingeholt werden. Dazu zählen die Änderung der Berufsordnung, die es Apothekern zu- künftig ermöglichen soll, Grippeschutz- impfungen vorzunehmen ebenso wie Ak- tualisierungen der Gebührenordnung und die Wahl der Delegierten für den Deutschen Apothekertag im Herbst in München. „Uns allen ist es nicht nur ein wichtiges Anliegen, dass die Kammer in > Die Kammerversammlung hatte bei der Aufstellung des Haushaltsplans für das Jahr 2020 beschlossen, in einem Quartal auf die Erhebung des Zusatzbei- trages zur Förderung der PTA-Schulen zu verzichten. Der Vorstand hat entschie- den, diesen Beitragsverzicht bereits rück- wirkend für das 1. Quartal 2020 umzuset- zen. Damit sinkt die Beitragslast der Inhaber/-innen in diesem Quartal um 11,4 Prozent. „Selbstverständlich ist uns bewusst, dass der Haushaltsplan für das Jahr 2020 in Zeiten der Corona-Krise in verschiede- nen Richtungen erheblich von den tat- sächlichen Ausgaben abweichen wird”, sagt Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter. „Auf der einen Seite haben wir in

dieser Krisensituation handlungsfähig bleibt, sondern auch der politische Dis- kurs in Zeiten, in denen wir uns aus Grün- den des Infektionsschutzes nicht persön- lich begegnen sollten, fortgeführt wer- den kann“, sagt Kammerpräsidentin Ga- briele Regina Overwiening. Weil die tradi- tionelle berufspolitische Debatte aus der Juni-Sitzung entfallen muss, hat die Kam- mer ihren Austausch mit den Fraktions- vorsitzenden auf digitalemWege erhöht. So fand am 20. April eine zweistündige Telefonkonferenz mit Präsidium, Ge- schäftsführung und Fraktionsvorsitzen- den statt, der weitere Gespräche folgen werden. Angedacht ist es ferner, den La- gebericht der Präsidentin zur Kammer- versammlung am 3. Juni in Form eines Webinars anzubieten. „Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist das Miteinander aller ehrenamtlichen Gremien wichtiger denn je. Wir müssen uns beständig rück- koppeln, und es darf sich zugleich nie- mand abgehängt fühlen“, betont Gabriele Regina Overwiening. < Zeiten der Krise verstärkt in die IT-Aus- stattung investiert, zum Beispiel durch die Schaffung von Heimarbeitsplätzen. Auf der anderen Seite fallen zahlreiche Veranstaltungen – von Gremiensitzun- gen über Fort- und Weiterbildungen bis hin zu Audits und Prüfungen – aus bzw. werden verschoben. Dienstreisen werden durch Telefon- und Videokonferenzen er- setzt, Berufsmessen und Kongresse wer- den ersatzlos gestrichen.” Sobald abseh- bar sei, in welchem Umfang Ausgaben nicht getätigt bzw. Einsparungen erzielt werden, werde sich das automatisch auch auf die Erhebung der Kammerbei- träge niederschlagen und zu weiteren Beitragsentlastungen im Jahresverlauf führen, kündigt Dr. Andreas Walter an. <

Apotheke am Bahnhof, Augustin-Wibbelt- Platz 1, 48734 Reken, Tel.: 02864 94810, E-Mail: g.overwiening@akwl.de Vizepräsident Frank Dieckerhoff Funkturm-Apotheke, Arcostraße 78, 44309 Dortmund, Tel.: 0231 253247, E-Mail: info@funkturm-apotheke.de Dr. Claudia Brüning c/o Stern-Apotheke, Ludgeristraße 66, 48143 Münster, Tel.: 0251 1345538, E-Mail: clcbruening@arcor.de Eva-Maria Gödde c/o Colosseum Apotheke Brüning, Altstadtstraße 32, 44534 Lünen, E-Mail: evagoedde@gmail.com Dr. Günter Hagenhoff Dr. Hagenhoff-Beratung, Michaelstraße 21, 44329 Dortmund, E-Mail: g.hagenhoff@t-online.de Dr. Hannes Müller c/o Römer-Apotheke, Römerstraße 8a, 45721 Haltern am See, Tel.: 02364 7566, E-Mail: hannes.mueller1@gmail.c „ om Sandra Potthast c/o Höke's Alte-Apotheke Weitmar, Hattinger Straße 334, 44795 Bochum, Tel.: 0234 431421, E-Mail: sandra.potthast@arcor.de Dr. Lars Ruwisch Hirsch-Apotheke amMarkt, Lange Straße 63, 32791 Lage, Tel.: 05232 951050, E-Mail: ruwisch@hirsch-apotheke-lage.de Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck Bären-Apotheke, Rekumer Str. 18, 45721 Haltern am See, Tel.: 02364 2600, schultemecklenbeck@gmail.com Christine Weber c/o Westfalen-Apotheke, Riemker Straße 13, 44809 Bochum, Tel.: 0234 522170, E-Mail: christine.weber@mailbox.org Heinz-Peter Wittmann Adler-Apotheke, Auf dem Brink 1-3, 32289 Rödinghausen, Tel.: 05746 93920, E-Mail: post@AdlerRoe.de

Beitragsentlastung in der Krise Umsetzung bereits für das erste Quartal 2020

4 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2020

CORONA-KRISE: INITIATIVEN VOR ORT

Lokal, digital, viral: Wie die Apothekerschaft in der Corona-Krise sichtbar bleibt Vielfältige Aktivitäten in den Kreisen und den Städten und nicht zuletzt auch im Netz

> Wie gut die Versorgung der Patienten vor Ort funktioniert und wie leistungsfähig die wohnortnahen Apotheken sind, das wurde und wird in Zeiten der Corona-Krise besonders deutlich. Dennoch liegt ein Schwerpunkt des öffentlichen Interesses ins- besondere auf dem stationären Sektor: Gibt es genügend Inten- sivbetten und Beatmungsgeräte? Wie können die Teams in den Krankenhäusern mit FFP-2-Masken versorgt und vor Ansteckun- gen geschützt werden? Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe hat, ebenso wie ihre Schwesterorganisation und ihr Bundesver- band ABDA, dafür Sorge getragen, dass die Leistungen der Apo- theke auch in Krisenzeiten sichtbar werden. Dazu ist das flächendeckende Netzwerk der Kreisvertrau- ensapotheker/-innen und der Beauftragten für Öffentlichkeits- arbeit, die in diesen Wochen eine Vielzahl von Aktivitäten vor Ort angestoßen haben (lesen Sie bitte dazu eine Auswahl der Projekte und Ideen auf den folgenden Seiten) wertvoller denn je. Besonders wichtig ist aber auch die (virale) Präsenz im Netz, ge- rade in Zeiten, in denen sogar Zeitungsredaktionen Kurzarbeit ausgerufen und ihre Seitenumfänge massiv reduziert haben. <

Sichtbares Dankeschön: Vor einer Apotheke im westfälischen Reken haben sich (vermutlich junge) Patienten mit diesem Kreidegruß dafür bedankt, dass die Apotheken auch in der Corona-Krise stets einsatzbereit sind.

#unverzichtbar Sichere Versorgung in Krisenzeiten.

„Ich bleibe besser zu Hause. Meine Apotheke vor Ort kommt zu mir.“

In der Corona-Krise gilt: Kontakte reduzieren und Risiken vermeiden. Der Botendienst der Apotheken hilft.

Meine Apotheke in Westfalen-Lippe.

www.einfach-unverzichtbar.de

AKWL Mitteilungs blatt 02-2020 / 5

CORONA-KRISE: INITIATIVEN VOR ORT

Kreis Lippe: Masken für die Apotheken

Unternehmer Axel Völker aus Lemgo, der normalerweise im Holzvertrieb tätig ist, nun aber die dringend benötigten Schutz- masken liefern konnte – „zu fairen Kondi- tionen“. Innerhalb weniger Tage brachte Bauerrichter eine Sammelbestellung der Apotheken im Kreis Lippe auf den Weg. Die Masken wurden bereits ausgeliefert. Den Kontakt zum Lieferanten hat sie na- türlich auch an Gesundheitsamt und Kli- nikum weitergegeben: Man hilft und un- terstützt sich gegenseitig. Mit den medizinischen Schutzmasken sollen sich die Apothekenmitarbeiter vor einer Ansteckung schützen können, um die flächendeckende Versorgung mit Arz- neimitteln im Kreis Lippe weiterhin auf- rechtzuerhalten. Einige Exemplare wur- den zudem an ein Seniorenheim geliefert, unverzichtbar sind sie in Kliniken und im Rettungsdienst. Für den Privatgebrauch sind dieseMasken – als noch immer knap- pe Ressource – weniger gedacht. <

Apotheken dabei geholfen, von Ehren- amtlichen genähte Stoffmasken an den Mann und die Frau zu bringen: Die Stadt- verwaltung hatte die Masken gesammelt und auf die Apotheken im ganzen Stadt- gebiet verteilt, wo sie kostenlos an die Kundinnen und Kunden weitergegeben wurden. Zusammen mit den selbstge- nähten Masken gab es in der Apotheke Tipps, wie man diese richtig verwendet. Denn wichtig ist zu wissen, dass die Com- munity-Maske kein Medizinprodukt ist und nicht den Träger selbst vor Viren schützen kann. Korrekt angewendet, kann sie wohl aber eine Barriere für grö- ßere Tröpfchen darstellen, die ihr Träger etwa beim Husten oder Sprechen abgibt, und so andere Personen schützen. Eine Wirkung ist wissenschaftlich jedoch nicht nachgewiesen. „Den empfohlenen Ab- stand zu anderen Menschen von mindes- tens anderthalb Metern sollte man auch mit einer Community-Maske auf jeden Fall einhalten“, so Apothekersprecherin Angelika Plassmann. Das Tragen einer Maske dürfe nicht dazu verführen, leicht- sinnig zu werden und die Hygienevor- schriften, zu denen auch das häufige und gründliche Händewaschen gehört, nicht mehr einzuhalten.Die Apotheken waren und sind auch in der Corona-Krise als wohnortnahe Anlaufstelle durchweg er- reichbar. „Als die Stadt auf die Apotheken zugekommen ist und gefragt hat, ob wir bei der Verteilung der Masken helfen, ha- ben deshalb viele Kolleginnen und Kolle- gen gerne zugesagt“, so Angelika Plass- mann. Bei der Abgabe erfahren die Bürge- rinnen und Bürger nämlich nicht nur, wie sie die Maske richtig handhaben, sondern auch welche Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Masken beste- hen und welche für wen die richtige ist. < Auch der OB macht mit: Oberbürgermeister Markus Lewe, der auch an der ABDA-Bürgermeis- teraktion teilnimmt, mit einer Community-Maske.

> „Die Gesundheit von Mitarbeitern und Patienten hat in der Corona-Krise Priori- tät, und kein Inhaber möchte die Apothe- ke wegen eines Corona-Falls vorüberge- hend schließen müssen. Wir möchten die Patientinnen und Patienten auch in die- sen Zeiten zuverlässig und wohnortnah mit Arzneimitteln versorgen“, sagt Kath- rin Bauerrichter, Sprecherin der Apothe- kerschaft imAltkreis Lemgo. Medizinische Schutzausrüstung, allem voran Masken, waren aber in den vergangenen Wochen zumeist nicht zu bekommen und wenn doch, den Kliniken, Ärzten und Pflegeein- richtungen vorbehalten. „Dass Ärzte und Pflegepersonal Vorrang haben, ist abso- lut richtig, schließlich stehen sie in noch engerem Kontakt mit den Patienten.“ Doch auch die Mitarbeiter in Apotheken stehen jeden Tag erkrankten Menschen gegenüber, auch Corona-Verdachtsfällen. Gerade im Botendienst, wenn die Apo- theke die Arzneimittel bis an die Haustür liefert, sind Plexiglasscheiben zum Schutz keine Option. Medizinische Schutzmasken als knap- pe Ressource – im Kreis Lippe ein Problem für alle Akteure im Gesundheitswesen. Auf Initiative des Gesundheitsamtes des Kreises haben sie sich zusammengetan, um mögliche Bezugsquellen zu finden und den Mangel zu beheben. Gar nicht so einfach, angesichts der vielen unseriösen Anbieter auf dem Markt. Kathrin Bauer- richter fand jedoch einen Kontakt zum Gut geschützt: Für alle Apotheken-Teams im Kreis Lippe organisierte Sprecherin Kathrin Bauerrich- ter (r.) den zentralen Einkauf von medizinischen Schutzmasken.

Community-Masken für die Münsteraner

> Sie sollen helfen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und Anste- ckungen zu verhindern: In Münster gehö- ren selbstgenähte, häufig bunte Mund- Nase-Masken mittlerweile zum Bild auf den Straßen – umso mehr, als die Pflicht zum Tragen der Mund-Nase-Bedeckun- gen, die oft als Do-it-yourself-Masken, Community-Masken oder Behelfsmasken bezeichnet werden, in Geschäften und dem öffentlichen Nahverkehr in Kraft trat. In Münster haben im April Dutzende Gemeinschaftlich genäht: Von Münsteranern ehrenamtlich für Münsteraner genäht. Apotheker- sprecherin Angelika Plassmann mit zwei Communi- ty-Masken, die über die Apotheken verteilt wurden.

6 / AKWL Mitteilungs blatt 02 -2020

CORONA-KRISE: INITIATIVEN VOR ORT

Ethanol-Spende für den Kreis Warendorf > Eine sehr schöne Form der Unterstüt- zung brachten im Kreis Warendorf die beiden Kreisvertrauensapotheker Martin Wülfing und Matthias Bröker auf den Weg. Dort hatte die Brennerei Schierhöl- ter aus Glandorf den Apotheken insge- samt 500 Liter Ethanol (50 Kanister à zehn Liter) zur Herstellung von Desinfektions- mitteln als Spende zur Verfügung ge- stellt. Zahlreiche Apotheken verwende- ten das Ethanol, das sie an zwei Stellen, in Neubeckum und Ostbevern abholen konnten, zur Herstellung von Desinfekti- onsmitteln insbesondere für medizini- sches Personal, beispielsweise in Kran- kenhäusern, in Pflegeeinrichtungen und Praxen, Rettungswachen usw. < Einfach unverzichtbar: Gerade in der Krise

Hilfe bei gewalt

Help in case of violence úLGGHWH NDUúܼ \DUGܼP

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Kooperationsgremium Für Li ppe Gegen häusliche Gewalt

Frauenberatungsstelle Alraune e.V. 05231 20177 Frauenhaus Lippe der AWO – Schutz

05232 850 8500

Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ 08000 116 016 | mehrsprachig | 24 Std.

www KDHXVOLFKH JHZDOW OLSSH GH

Über Plakate und Flyer wurden mit Unterstützung der AKWL im Kreis Lippe und in Münster über die Apotheken die Hilfsangebote bei häuslicher Gewalt bekannt gemacht.

Gemalte Arzneipflanzen: Als Ablenkung in Corona- Zeiten luden AKWL und die Gesellschaft für Phyto- therapie zu einemMalwettbewerb für Kinder ein.

Malwettbewerb für die Jüngsten

Unterstützung des Frauennotrufs

> Gewalt in der Partnerschaft einzudäm- men und Betroffene – zumeist Frauen – zu schützen, ist eine Aufgabe des Koope- rationsgremiums „Für Lippe gegen häusli- che Gewalt“. Die Corona-Krise und die weiter anhaltenden Beschränkungen rü- cken diese oft tabuisierte Problematik ins öffentliche Bewusstsein. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass auch im ländli- chen Kreis Lippe häusliche Gewalt zu- nimmt“, so Nicole Krüger, Gleichstel- lungsbeauftragte des Kreises Lippe. In Kooperation mit dem Kreis Lippe (und Ähnliches erfolgte jetzt auch in Münster) sensibilisieren die Apotheken per Plakat und Notfallkarte dafür, dass jetzt Paare mit und ohne Kinder vor äußerst belas- tenden Herausforderungen stehen. Die unausweichliche Nähe fördert Konflikte, Streits und Eskalation. Besonders gefähr- det sind diejenigen, die schon vor der Pan- demie häusliche Gewalt erlebt haben. Helfen soll insbesondere die auch über die Apotheken verteilte „Notfallkarte“. Der Titel der Karte macht in zehn ver- schiedenen Sprachen für „Hilfe bei Gewalt“ aufmerksam und enthält alle wichtigen Rufnummern für den Notfall auf einen Blick. <

> Viele Arzneipflanzen helfen nicht nur bei verschiedenen Erkrankungen, sie sind auch wunderschön anzusehen – zum Bei- spiel die leuchtend gelbe Ringelblume, der lilafarbene Lavendel oder die auffällig gefärbte Kapuzinerkresse. Die AKWL so- wie die Gesellschaft für Phytotherapie e.V. luden deshalb Kinder und Jugendliche in diesem Frühjahr ein, Arzneipflanzen zu malen und zu fotografieren. Die gelun- gensten Bilder werden zum „Tag der Arz- neipflanze“ und „Tag der Apotheke“ am 7. Juni ausgezeichnet. „Zum Glück ist ein Streifzug durch die Natur und die Gärten, wo man Arzneipflanzen entdecken kann, auch in Zeiten der Corona-Krise noch möglich“, sagt Kammerpräsidentin Gabri- ele Regina Overwiening. Und nicht nur das: „Draußen unterwegs zu sein und beim Malen und Fotografieren kreativ zu werden tut einfach gut in einer Zeit, in der Schule und die eigenen Hobbys für die Kinder wegfallen, Spielplätze geschlossen sind und selbst Freunde zu treffen nicht ohne Weiteres möglich ist.“ Der Malwett- bewerb richtete sich an Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren, der Fotowettbe- werb an Kinder und Jugendliche von zehn bis 16 Jahren. <

> Fröndenberg/Ruhr grenzt an die Soes- ter Börde und das Sauerland an. Die 21.000 Einwohner schätzen den hohen Freizeitwert und die gute Infrastruktur der Stadt, zu der auch die vier Apotheken vor Ort einen maßgeblichen Beitrag leis- ten. Friedrich-Wilhelm Rebbe, Bürger- meister Fröndenbergs, beteiligte sich nach Rücksprache mit AKWL-Ehrenpräsi- dent Hans-Günter Friese direkt an der „#unverzichtbar“-Kampagne der Apothe- ke, die gerade in Krisenzeiten aktueller denn je sei, so der Kommunalpolitiker. <

AKWL Mitteilungs blatt 02-2020 / 7

CORONA-KRISE: INITIATIVEN IM NETZ

Musikalischer Gruß aus dem Notdienst

Wissenschaft den Terminus der Info- demie. Und die kann mitunter ebenso schädlich sein wie ein Virus im Körper. Dies haben nicht zuletzt auch die zum Teil wirren Aussagen des amerikanischen Prä- sidenten Donald Trump gezeigt, der unter anderemdas Injizieren von Desinfektions- mitteln oder die Gabe von Antibiotika ge- gen das Virus (notfalls in erhöhter Dosis) anregte. <

Corona-Fakten gegen die Infodemie > In den Apotheken vor Ort gibt's seit jeher „ Fakten statt Fake-News” – und Fakten sind in der aktuellen Krise wichti- ger denn je. In einer kleinen Serie geht die AKWL seit Mitte April einigen besonders stark verbreiteten Corona-Mythen auf den Grund. Für die massenhafte Verbrei- tung von Mythen und Gerüchten ohne wissenschaftliche Substanz gibt es in der In einer kleine Serie gehen wir im Netz einigen Corona-Mythen auf den Grund, wie beispielsweise: Schützt Kochsalz-Nasenspray vor Corona?

> Beraten, versorgen, Ängste nehmen, die Patienten und sich selbst schützen: All das geschieht in der öffentlichen Apothe- ke vor Ort jeden Tag – und selten war dies wichtiger als in der aktuellen Corona-Kri- se. Dass es aber auch noch etwas anderes gibt, zeigt Apotheker Jens Kosmiky aus Enger mit einer musikalischen Einlage in seiner Mühlen-Apotheke. Er gab seine Version eines Ohrwurms von Mike Krüger zum besten. Zum Nachhören empfehlen wir einen Klick auf das YouTube-Video. < Sie müssen nur den... mit einem Ohrwurm von Mike Krüger verbreitete Jens Kosmiky aus dem Notdienst heraus flächendeckend gute Laune.

Und noch ein Mythos: Verschlimmert Ibuprofen den Verlauf von COVID-19, wie ursprünglich von der WeltgesundheitsorganisationWHO vermeldet?

#unverzichtbar Schutzmaßnahmen gegen Corona.

„Abstand hat nichts mit Distanz zu tun Wir sind weiter für Sie da.“

Wir bitten um Verständnis, dass wir aktuell etwas Abstand halten. Für Ihre und unsere Gesundheit.

Meine Apotheke in Westfalen-Lippe.

www.einfach-unverzichtbar.de

8 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2020

CORONA-KRISE: INITIATIVEN IM NETZ

Dank für Notdienst über die Ostertage

Liebe Patient*innen, bitte haben Sie Verständnis ! Die Apotheken-Teams vor Ort versuchen derzeit alles, um die Pa- tient*innen und sich selbst möglichst vor einer Ansteckung zu schützen. Längst bevor es kommerzielle Angebote gab, haben Apotheker*innen Plexiglas-Elemente gebaut, Abstandsmarkie- rungen gesetzt oder mit einer Holzplatte den Handverkaufstisch auf zwei Meter Mindestabstand verbreitert. Andere installieren Kundenleitsysteme vor oder in der Apotheke, damit die Patient*in- nen einander nicht zu nahe kommen und Abstand halten. Teams werden halbiert und arbeiten in unterschiedlichen Schichten und verhindern nebenbei noch irrationale Hamsterkäufe. All das leis- ten die Teams nicht, weil ihnen langweilig wäre oder weil sie es gerne sähen, wenn Patient*innen draußen warten müssten. Die Apotheken-Teams in ganz Westfalen-Lippe machen all das, weil sie seit Wochen mit anderen Berufsgruppen an vorderster Front ste- hen und alles daran setzen, die Arzneimittelversorgung in diesen für alle schwierigen Zeiten so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Gerade in der heutigen Zeit, wenn so wenig Menschen wie mög- lich unterwegs sein sollten, ist die dezentrale Versorgung in „Pan- toffelnähe“ besonders wichtig. Daher: Bitte haben Sie Verständnis: Wenn es etwas länger dauert. Wenn man Sie im Eingangsbereich bittet, sich die Hände zu desinfizieren. Wenn man Sie bittet, wirk- lich zwei Meter Abstand zu halten. Die Apotheker*innen müssen sowohl die Patient*innen als auch sich selbst und ihre Mitarbei- tenden schützen. Damit wir Sie auch dann versorgen können, wenn keiner sonst mehr liefert. Vielen Dank.

> Dr. Hannes Müller, Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe sowie der Bundesapothekerkammer, dankte allen Apothekenteams, die in die- sen Zeiten den „ Laden am Laufen “ halten. Auch am Osterwochenende würden die Apotheken vor Ort die Versorgung der Patient*innen mit Arzneimitteln über den Notdienst sicherstellen – und zwar rund umdie Uhr. Zu hören ist das in einem vom Bundesverband erstellten Podcast unter https://bit.ly/3e428SD. < Dr . Hannes Müller ist in Personalunion Vor- standsmitglied der AKWL und der Bundesapothe- kerkammer.

Weit über 50.000 Mal wurde dieses Infobild auf dem Facebook-Kanal der Kammer angeklickt, geteilt und weiterverbreitet, mit dem um Verständnis für die besonderen Bedingungen, unter denen die Arzneimittel- versorgung in Zeiten der Pandemie zu erfolgen hat, geworben wird.

Fast jeden Tag ein neues Dokument

heitsämter und weitere Behören munter informieren; natürlich alles stets mit ho- her Priorität und Eilbedürftigkeit. Wenn Sie alle für Sie relevanten Infos auf einem Blick verfolgen möchten, dann schauen Sie am besten regelmäßig auf den Infobe- reich zum Thema Corona auf der Kam- merhomepage unter www.akwl.de. Die wichtigsten Informationen verstär- ken wir natürlich per zusätzlicher Kom- munikation über Kanäle wie „AKWL aktu- ell “ , Presseinfo, Facebook-Post und Mitteilungblatt. <

> Maskenpflicht, die nächste Corona- Notverordnung, neue Herstellungsvor- schriften, ergänzende Piktogramme und Aushänge für die Apotheke. Für die Apo- thekenteams ist es in Zeiten von Corona nun wirklich nicht einfach, auch nur eini- germaßen den Überblick zu behalten. Zu- mal nicht nur die AKWL kommuniziert, sondern auch AVWL und ABDA, Gesund-

Wertschätzung auch im Netz: An vielen Stellen wurde die Dankbarkeit über die Leistung der Apo- theken in der Corona-Krise sichtbar.

AKWL Mitteilungs blatt 02-2020 9

IT & NEUE MEDIEN

Ausgabe von Apothekerausweisen (HBA) und Institutionenkarten (SMC-B) Antragstellung für alle Apothekeninhaber/-innen seit dem 4. Mai 2020 möglich

Neben den erforderlichen Hardware- Komponenten (u.a. eHealth-Konnektor und stationäre eHealth-Kartenterminals), die Sie in der Regel über Ihr Apotheken- softwarehaus beziehen – benötigen Sie für die Anbindung an die TI und die Legiti- mierung eine Institutionenkarte (SMC-B) je Betriebsstätte und je Apothekenver- bund zunächst nur einen Apothekeraus- weis (HBA). Antrags- und Bestellprozess für Karten Beide Ausweiskarten – der Apotheker- ausweis (HBA) und die Institutionenkarte (SMC-B) – werden durch die Apotheker- kammer Westfalen-Lippe auf Antrag an ihre Mitglieder herausgegeben. Bei

> Die Einführung der Telematikinfra- struktur (TI) mit dem Ziel einer sicheren Vernetzung aller Leistungserbringer im Bereich der Gesetzlichen Krankenversi- cherung schreitet weiter voran. Aufgebaut wird ein geschlossenes Netz, zu dem nur registrierte Nutzer (Per- sonen oder Institutionen) mit einem (personenbezogenen) elektronischen Heilberufsausweis (HBA) und einer Insti- tutionenkarte (SMC-B) Zugang erhalten. Mit der ersten (freiwilligen) Anwendung für die Patienten, dem elektronischen Medikationsplan (eMP), wird der Apo- thekensektor an die Telematikinfrastruk- tur angeschlossen.

der Produktion bedient sich die AKWL – ebenso wie alle anderen Kammern in Deutschland – sog. qualifizierter Ver- trauensdiensteanbieter (qVDA), die über die notwendigen Zulassungen verfügen. Dazu hatten alle Apothekerkammern die Ausgabe von Heilberufsausweisen (HBA) und Institutionskarten (SMC-B) europa- weit in einem sog. Open-House-Verfah- ren ausgeschrieben. QVDA, die bereit sind, die in der Ausschreibung vorgege- benen Rahmen- und Endnutzerverträge zu akzeptieren, haben mit der AKWL Rah- menverträge geschlossen, die u.a. die Produktion und Auslieferung regeln. Un- abhängig von der Finanzierungsvereinba- rung zwischen DAV und GKV-Spitzenver-

BEANTRAGUNG UND BESTELLUNG EINES APOTHEKERAUSWEISES (HBA)

Antrag im internen Bereich von akwl.de (Auswahl

› Auswahl des quali X zierten Vertrauensdiensteanbieter (qVDA) = Kartenproduzent › Überprüfung der persönlichen Daten, ggf. Ergänzungen/Korrekturen

Mitglied

Prüfung der Voraussetzungen durch die AKWL

AKWL

Erstellen eines Verwaltungsbescheides und Mitteilung einer Vorbefüllnummer

Übertragung eines Vorbefülldatensatzes an den ausgewählten qVDA

AKWL

Beauftragung des Ausweises im Portal des qVDA unter Nutzung der Vorbefüllnummer

› Upload eines Pass-Fotos (der HBA ist auch Sichtausweis) › Durchlaufen des PostIdent-Verfahrens: Der HBA ermöglicht die Quali X zierte Elektronische Signatur (QES). Diese ist rechtlich mit Ihrer händischen Unterschrift vergleichbar. Deshalb ist eine Identi X zierung gemäß den Vorgaben der eIDAS-Verordnung gesetzlich vorgeschrieben.

Mitglied

Freigabe der Produktion

AKWL

Produktion und Versand des Apothekerausweises (HBA) an Ihre Meldeadresse

qVDA

Wie beantrage ich über die AKWL einen Apothekerausweis? Dieses Ablaufschema soll Ihnen einen Überblick über das Antragsprozedere geben. Sie beginnen den Bestellprozess in jedem Fall immer im internen Bereich der Kammerhomepage unter www.akwl.de. Dort finden Sie seit dem 4. Mai unser Antragsportal.

10 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2020

IT & NEUE MEDIEN

band zur Einführung der Komponenten der Telematikinfrastruktur ist über das Open-House-Verfahren geregelt, dass die Kosten für die Karten herstellerübergrei- fend identisch sind. Antrag über den internen Bereich von www.akwl.de starten Seit dem 4. Mai 2020 können Sie (aus- schließlich) in Ihrem persönlichen Bereich auf akwl.de (interner Mitgliederbereich) die Karten bei der AKWL beantragen. Die Bestellung ist ausschließlich auf diesem elektronischen Weg möglich. Bitte beachten Sie, dass im ersten Schritt lediglich eine Bestellung von Apo- thekerausweisen (HBA) für Apothekenin- haber möglich ist, da es zunächst um eine zügige Anbindung aller Apotheken an die TI geht und hierfür ein Apothekerausweis für approbierte Mitarbeiter nicht erfor- derlich ist. In einer zweiten Antragsphase werden wir dann allen Approbierten den Beantragungsweg eröffnen. Die wichtigsten Infos in Stichworten • Beantragung der Karten für Mitglieder der AKWL ausschließlich bei der AKWL möglich • Beantragung ausschließlich online (interner Bereich) • Zunächst Beantragung nur für Apo- thekeninhaber geöffnet. • Je Betriebsstätte wird eine Institutio- nenkarte (SMC-B) benötigt • Für jede Betriebsstätte ist ein separa- ter Online-Antrag zu stellen. • Für jeden Apothekenverbund ist zunächst nur ein Apothekerausweis (HBA) erforderlich. • Die Kosten für die SMC-B je Betriebs- stätte und des HBA für den Apo- thekeninhaber werden refinanziert (Abwicklung im Zuge der Installation über den Nacht- und Notdienstfonds)

Apothekerin Ilse Mentrup aus Greven testet bereits, zusammen mit 14 weiteren Apotheken-Teams in Westfalen-Lippe, die Telematik-Komponenten. Der Anwendertest für das gesamte Bundesgebiet dient dazu, die Hardware vor dem bundesweiten Roll-Out zu erproben und zu zertifizieren.

verständigt, vom Antragsteller jeweils eine beglaubigte Kopie der Approbations- urkunde einzuholen. Die Beglaubigung darf hierbei nicht älter als drei Monate sein Da dieser neben seiner Funktion als Signatur- und Authentifizierungskarte auch als persönlicher Sichtausweis fun- giert, ist er mit einem Foto versehen, das imZuge der Bestellung auf den Seiten des Kartenherstellers (qVDA) hochgeladen werden muss. Dieses Foto können Sie Ih- rerseits vorbereiten, um dann nicht den Bestellprozess abbrechen zu müssen. Es gibt keine Anforderungen an ein bio- metrisches Bild (wie bei Personalauswei- sen), dennoch beachten Sie bitte folgen- de Hinweise: • Sie sollten frontal in die Kamera gucken. Vermeiden Sie eine geneigte oder gedrehte Kopfhaltung. • Die Augen sollten geöffnet und deutlich sichtbar sein und nicht durch Haare oder ein Brillengestell verdeckt werden. • Kopfbedeckungen (Ausnahme: reli- giöse Gründe) sind nicht zulässig. Es ist nicht erforderlich, hierzu einen Fo- tografen aufzusuchen. Eine Aufnahme mit dem Mobilfunkgerät oder der Digi- talkamera vor neutralem Hintergrund ist ausreichend. Die Dateigröße beimUpload darf 1 MB nicht übersteigen. <

(SMC-B). Hierzu sind in der Regel keiner- lei Nachweise Ihrerseits erforderlich. Sie müssen lediglich die Online-Beantragung für diese Karte auslösen. Heilberufsausweis – HBA Der HBA ist ein personenbezogener Aus- weis (in Ihrem Fall ein „Apothekeraus- weis“), der spezifisch für den jeweiligen Leistungserbringer-Sektor bundesweit definiert wird. Hierfür ist der HBA u.a. mit entsprechenden Zertifikaten zur Iden- tifikation ausgestattet, die Sie letztlich zweifelsfrei als Apotheker/-in ausweisen. Der HBA ermöglicht die qualifizierte elek- tronische Signatur in den verschiedenen Anwendungsfällen, etwa um Protokolle oder elektronische Verordnungen zu un- terschreiben. Diese Signatur ist der händi- schen Unterschrift gleichgestellt. Daher ist die Herausgabe einem kom- plexeren Prozess unterworfen. In ihrer Rolle als herausgebende Stelle ist die AKWL bei Antragsstellung verpflichtet, Ihre Berechtigung zu prüfen. Im Zusam- menhang mit dem HBA müssen wir das Vorliegen der „Berufsausübungsberech- tigung“ (Approbation) prüfen. Da die AKWL jedoch nicht die Approbations- behörde ist, erfolgt die Überprüfung in diesem Fall nach einem einfachen Ver- fahren: Gemeinsam mit der Apotheker- kammer Nordrhein haben wir uns darauf

Alle Informationen finden Sie im Detail auch auf www.akwl.de/ausweise.

Was sollte ich im Vorfeld des Antrags- und Bestellprozesses vorbereiten?

Institutionenkarte – SMC-B Für den SMC-B prüft Ihre Kammer das Vorliegen der Betriebserlaubnis und be- stätigt Ihnen auf dem Postweg im Zuge eines Verwaltungsverfahrens Ihre Be- rechtigung zur Bestellung dieser Karte

AKWL Mitteilungs blatt 02-2020 / 11

RECHT

Gedankenaustausch mit der Apothekenaufsicht im Apothekerhaus in Münster

16 Amtsapotheker/-innen sowie Vertreter/-innen der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) nahmen am Gedankenaustausch zwischen der Apotheken- aufsicht und der AKWL teil. Neben einem informellen Austausch zu apothekenrechtlichen Themen diente der Termin auch dazu, den wechselseitigen Kontakt zu vertiefen.

Lagertemperaturen in Apotheken Vorgaben sind einzuhalten

einzuhalten – etwa für die Lagerung im Kühlschrank zwischen +2 und +8°C. Die Einhaltung dieser Vorgaben muss in geeigneter Weise sichergestellt, über- wacht und dokumentiert werden. Für die Überwachung und Dokumentation sind Temperaturaufzeichnungsgeräte („Datenlogger“), die Messdaten spei- chern oder an mobile Endgeräte weiter- geben, besonders zu empfehlen. Zudem sind – für den Fall einer Verletzung dieser

> Der Klimawandel und immer wärmere Sommer sollen zum Anlass genommen werden, noch einmal daran zu erinnern, dass die vorgeschriebenen Lagertempe- raturen in der Apotheke unbedingt einzu- halten sind. So schreibt § 4 Abs. 2d Satz 4 Apothekenbetriebsordnung für die Lager- haltung eine Temperatur von durchgän- gig unter 25° C vor. Zudem sind die beson- deren Vorgaben des Arzneibuchs und der Herstellerhinweise zur Lagertemperatur

Vorgaben – geeignete qualitätssichernde Maßnahmen vorzunehmen und unbe- dingt ebenso zu dokumentieren. <

WWW.AKWL.DE Weitere Hinweise finden Sie im internen Bereich der Kammerhomepage unter Infos Pharmazie, Recht und Politik > Viel gefragt (FAQ) > Apothekenpraxis – Lager- temperaturen für Arzneimittel.

12 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2020

RECHT

Belieferung fehlerhafter „T-Rezepte“ Neuer Vordruck

Daher möchtenwir noch einmal darauf hinweisen, vor Belieferung eines jeden T-Rezeptes unbedingt sicherzustellen, dass dieses allen Formerfordernissen genügt. Dies gewährleistet nicht nur, dass der verschreibende Arzt alle Sicher- heitsmaßnahmen vorgenommen hat und der Patient bestmöglich versorgt wird, sondern schützt auch Sie vor den darge- stellten Konsequenzen. Zudem existiert seit dem 2. April 2020 ein neuer Rezeptvordruck des T-Rezeptes, in welchem auf Teil II ein Feld für den Apothekenstempel ergänzt wurde. Bisher

> Wiederholt wird die Kammer von der Apothekenaufsicht über die Belieferung nicht ordnungsgemäß ausgestellter T-Rezepte informiert. Regelmäßig ver- hängt die Apothekenaufsicht dabei Buß- gelder. Strenggenommen kann sogar der Vorwurf einer Straftat im Raum stehen, da in diesen Fällen ein Arzneimittel ohne Verordnung abgegeben wird. Nicht zu- letzt können Retaxationen drohen. Dies gilt jeweils auch dann, wenn sich ein Pati- ent zuvor bereits mehrfach mit dem glei- chen T-Rezept in der Apotheke vorgestellt hatte.

ausgegebene T-Rezept-Vordrucke behal- ten ihre Gültigkeit. <

WWW.AKWL.DE Der T-Rezept-Vordruck ist im internen Bereich der Kammerhomepage unter Infos Pharmazie, Recht und Politik > Aktuelle Meldungen eingestellt. WWW.BFARM.DE Weitere Hinweise zu T-Rezepten finden Sie auf der Homepage des BfArM unter Service > FAQ > FAQ-Bundesopiumstelle > FAQ T-Register.

Änderungen bei berufsrechtlichen Maßnahmen Heilberufsgesetz

Wachsamkeit im Notdienst

In der Vergangenheit konnte die Rüge zu- dem mit einem Ordnungsgeld von bis zu 5.000 Euro verbunden werden. Zu Ende des vergangenen Jahres hat das Land NRW das Heilberufsgesetz dahingehend geändert, dass die Rüge nunmehr mit einem Ordnungsgeld von bis zu 10.000 Euro verbunden werden kann. Daneben oder allein kann es einem Kammermit- glied ebenfalls zur Auflage gemacht wer- den, auf eigene Kosten an einer bestimm- ten Fortbildung zur Qualitätssicherung teilzunehmen. < Dieser Personalordner sollte mit allen relevanten Personalunterlagen und -dokumenten (beispielsweise Approba- tions- und PTA-Urkunden oder dem PKA- Prüfungszeugnis) bestückt und aktuell gehalten werden. Um eine unmittelbare Identifikation des Personals zu ermögli- chen, sollten in dem Ordner – mit Einver- ständnis der Ausweisinhaber – auch Kopi- en der Personalausweise aufgenommen werden. <

> Seit einiger Zeit ist vorgesehen, dass die Apothekenaufsicht mindestens ein- mal jährlich eine unangemeldete Perso- nalkontrolle in Apotheken durchführt. Daneben bleiben anlassbezogene Perso- nalkontrollen möglich. Um den möglichst reibungslosen Ablauf einer Personalkon- trolle zu gewährleisten, sollten Apothe- ken sicherstellen, stets einen aktuellen Personalordner verfügbar zu halten, der bei einer Kontrolle direkt vorgelegt werden kann. > Eine gesetzliche Aufgabe der Kammer ist die Berufsaufsicht. Werden Berufs- pflichtenverstöße festgestellt, ist der Vor- stand nach dem Heilberufsgesetz dazu befugt, gegenüber einem Kammermit- glied eine berufsrechtliche Maßnahme auszusprechen. Je nach Art und Schwe- re des Sachverhalts kann neben einer Abmahnung durch den Vizepräsidenten auch eine Rüge ausgesprochen sowie – in besonders gravierenden Fällen – ein berufsgerichtliches Verfahren eingeleitet werden.

> Betrüger sollen versucht haben, not- diensthabende Apotheken unter Stress zu setzen und sie zu „unbürokratischem Handeln“ zu bewegen. Von solchen Vor- kommnissen haben Apotheken uns be- richtet. So habe sich eine Person etwa te- lefonisch als Arzt ausgegeben und um ein Arzneimittel für den Eigenbedarf gebe- ten. Dieses sollte zeitnah durch eine an- dere Person für den „Arzt“ abgeholt wer- den. Mit kritischen Nachfragen konnte die Apotheke diesen Anruf jedoch schnell als plumpen Betrugsversuch erkennen und vereiteln. Wir möchten Sie für ver- gleichbare Fälle und zu entsprechender Wachsamkeit sensibilisieren. <

Personalkontrollen in Apotheken

Betrüger nutzen besondere Situationen aus, um an Medikamente zu kommen. Bleiben Sie wachsam.

AKWL Mitteilungs blatt 02-2020 / 13

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Wissen für die Praxis

Die Therapiedauer bei Antibiotika richtet sich unter anderem nach der Schwere der Erkankung und nach Besonderheiten der betroffenen Patien- tengruppen. Foto: ©Katarzyna Bialasiewicz - stock.adobe.com

Antibiotika-Resistenzen vermeiden So lange wie nötig, so kurz wie möglich

> Bei der Abgabe von Antibiotika in der öffentlichen Apotheke war es lange Zeit üblich zu empfehlen, die verordnete Packung bis zum Ende einzunehmen, sofern keine andere Anweisung des Arztes vorlag. In den vergangenen Jahren konnte aber in verschiedenen Stu- dien gezeigt werden, dass kürzere Therapiedauern längeren in eini- gen Situationen äquivalent sind. Die Leitlinien zu den häufigsten, bakteri- ellen Infektionen (Harnwegsinfektionen und ambulant erworbene Pneumonie) spiegeln diesen Wandel zu veränderten Therapiedauern gut wider. An dieser Stel- le werden einige Punkte exemplarisch he- rausgegriffen, für weiterführende Infor- mationen siehe unter [1; 2]. Harnwegsinfektionen Laut aktueller S3-Leitlinie zur Epidemiolo- gie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakteriel- ler, ambulant erworbener Harnwegsinfek- tionen bei erwachsenen Patientenwerden für die unkomplizierte Zystitis nur noch Therapiedauern zwischen einem und

fünf (sieben) Tagen empfohlen [1]. Die Dauer der Therapie richtet sich nach Wirkstoff bzw. Schwere der Erkran- kung (Zystitis oder Pyelonephritis) und Besonderheiten der betroffenen Patien- tengruppen(FraueninderPrämenopause/ Postmenopause, Schwangere, Männer, Begleiterkrankungen). Die Mittel der ersten Wahl bei unkom- plizierter Zystitis bei prämenopausalen Frauen sind entsprechend dieser Leit- linie Fosfomycin, Nitrofurantoin, Nitro- xolin und Pivmecillinam. Hierbei handelt es sich um eine alphabetische Auflis- tung; sie beinhaltet keine Aussage über den Stellenwert der Wirkstoffe in der

Therapie. Die Einmalgabe von Fosfomycin ist heute weit verbreitet, gilt aber bei der unkomplizierten Zystitis der prämeno- pausalen Frau nicht alleinig als Mittel der Wahl. Eine mindestens ebenso gute bis bessere Wirksamkeit wird den anderen gelisteten Antibiotika der ersten Wahl zugeschrieben. Harnwegsinfekte beim Mann werden in der Regel als komplizierte Infektionen eingestuft. Bei einer isolierten, akuten unkomplizierter Zystitis des jüngeren Mannes wird Pivmecillinam empfohlen oder auch Nitrofurantoin, sofern eine Beteiligung der Prostata ausgeschlos- sen ist. Zur Therapiedauer gibt es keine

SUBSTANZ

TAGESDOSIERUNG DAUER

Fosfomycin-Trometamol

3000mg 1 x

1 Tag

Nitrofurantoin

50mg

4 x tgl.

7 Tage

Nitrofurantoin RT Retardform (= Makrokristalline Form)

100mg 2 x tgl.

5 Tage

Nitroxolin

250mg 3 x tgl.

5 Tage

Pivmecillinam

400mg 2-3 x tgl.

3 Tage

Tabelle 1: Empfohlene empirische Antibiotika-Kurzzeittherapie der unkomplizierten Zystitis bei Frauen in der Prämenopause mod. nach [1]

14 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2020

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

evidenzbasierten Daten [1]. Gemäß der europäischen Leitlinie ist eine unkom- plizierte Zystitis ohne Beteiligung der Prostata extrem selten und wird daher regelhaft als kompliziert eingestuft. Für die Therapie ist daher ein gewebegängi- ges Antibiotikum erforderlich, so dass die EAU eine Dauer von sieben Tagen mit Tri- methoprim/Sulfamethoxazol oder alter- nativ mit Fluorchinolonen empfiehlt [2]. Bei der leichten und mittelschweren Pyelonephritis (der prämenopausalen Frau) ist nicht nur das Spektrum der An- tibiotika ein anderes als bei der Zystitis, sondern auch die empfohlene Therapie- dauer von fünf bis zehn Tagen. Ambulant erworbene Pneumonien Hinsichtlich der Therapiedauer emp- fiehlt die deutsche S3-Leitlinie „Behand- lung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention“ mit höchstem Evidenzgrad: „Bei der leichten bis mittelschweren Pneumonie soll die Dauer der antimikro- biellen Therapie fünf bis sieben Tage be- tragen. Kürzere Therapien sind möglich bei rascher klinischer Stabilisierung. Vor Therapieende soll eine klinische Stabili- sierung für mindestens zwei Tage erfolgt sein. Starke Empfehlung, Evidenz A.“ [3] Auch international werden Therapie- dauern von fünf bis sieben Tagen als Standard definiert. So sehen die Leitlini- en des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) eben- so wie die der American Thoracic Socie- ty und der Infectious Diseases Society in den USA bei den leichten ambulant erworbenen Pneumonien generell nur noch eine Therapiedauer von fünf Tagen vor, sofern die Patienten nach dieser Zeit klinisch stabil sind [4; 5]. Ausnahmen bil- den natürlich Fälle, in denen die Patien- ten weiter symptomatisch sind. In amerikanischen Datenbanken wird beschrieben, dass keine Unterschiede in der Wirksamkeit von antibiotischen The- rapien der ambulant erworbenen Pneu- monie gefunden werden konnten, wenn Dauern von bis zu sieben Tagen mit Dauern von mehr als sieben Tagen ver- glichen wurden [6]. Daher wird auch hier keine Empfehlung für eine Therapiedau- er von mehr als sieben Tagen gegeben.

SUBSTANZ

TAGESDOSIERUNG

DAUER

Ciprofloxacin

500-750mg 2 x tgl.

7-10 Tage

Levofloxacin

750mg

1 x tgl.

5 Tage

Cefpodoxim-Proxetil

200mg

2x tgl.

10 Tage

Ceftibuten

400mg

1x tgl.

10 Tage

Modif. nach [1].

Fazit: Die Therapiedauer hängt nicht nur vom eingesetzten Antibiotikum selbst ab, sondern auch von der Art und dem individuellen Verlauf der Erkrankung, dem Bakterientyp und dem Ort der In- fektion. Natürlich gibt es auch heute noch Erkrankungen, die sehr lange Be- handlungen erforderlich machen, wie z.B. Knocheninfektionen, Endokarditis oder Sepsis. Nicht nur aus Sicht des einzelnen Pa- tienten (Minimierung von Nebenwir- kungen) erscheint die Beachtung einer angemessenen Therapiedauer wichtig. Auch vor dem Hintergrund des globalen Problems durch stetig steigende Resis- tenzen kommt einer individualisierten, restriktiven Therapiedauer eine gro- ße Bedeutung zu, damit „Bad bugs, no drugs“ – ein Szenario, vor dem die IDSA (Infectious Diseases Society of America) schon 2004 gewarnt hat – nicht Wirk- lichkeit wird. <

Literatur: [1] Interdisziplinäre S3 Leitlinie - Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Manage- ment unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwach- senen Patienten – Version 1.1-2, Aktualisierung 04/2017, AWMF-Register-Nr. 043/044 [2] EAU Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Amsterdam the Netherlands 2020. ISBN 978-94-92671-07-3. EAU Guidelines Office, Arnhem, the Netherlands. http://uroweb. org/guidelines/compilations-of-all-guidelines/ [3] S3-Leitlinie Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention – Update 2016 [4] https://www.nice.org.uk/guidance/ng138/ chapter/Recommendations [5] J.P. Metlay, G.W. Waterer, A.C. Long, A. An- zueto, J. Brozek, K. Crothers, et al. Diagnosis and treatment of adults with community-acquired pneumonia. An official clinical practice guideline of the American Thoracic Society and Infectious Diseases Society of America; Am J Respir Crit Care Med, 200 (2019), pp. e45-e67 [6] UpToDate (www.uptodate.com); Overview of community-acquired pneumonia in adults – Duration of Therapy, aufgerufen am 31.03.2020

Umwas für einen Bakterientyp es sich bei einer Erkrankung handelt, spielt ebenfalls eine Rolle bei der Therapiedauer mit Antibiotika. Foto: ©Gunnar Assmy - stock.adobe.com

AKWL Mitteilungs blatt 02-2020 / 15

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